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Die Toten Vom Karst

Die Toten Vom Karst

Titel: Die Toten Vom Karst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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könnte Protco später immer noch versuchen, ihn rauszuhauen.
    »Marietta«, rief er ins Vorzimmer hinüber. »Marietta, ich möchte, daß du für siebzehn Uhr eine Besprechung einberufst. Auch Marrone aus Opicina soll kommen, die Beano von der Spurensicherung und der alte Galvano.«
    Dann trat er ans Fenster und ließ sich Lauras Antworten durch den Kopf gehen. Sie hatte so ausweichend geantwortet auf seine Frage, ob sie alleine war. Aber ihre Stimme war nicht abweisend gewesen. Laura klang ernsthaft besorgt. Vielleicht käme sie endlich zurück. Es machte ihn rasend. Er konnte nicht mit ihr sprechen. Aber es mußte doch zu klären sein. Sie mußte doch einsehen, daß …
    Ein Räuspern und ein vorsichtiges »Permesso« löste ihn aus seinen trüben Gedanken. Er drehte sich um und sah Rosso in der Tür stehen.
    »Also, was war da genau los?«
    »Wir erhielten einen Hinweis, daß nach dem Mittagessen im »Tse Yang« in der Via Brunner gezockt würde. Wir haben den Laden durchsucht, und in der Tat wurde dort gespielt, aber es waren nicht nur Chinesen dort. Diese italienischen Jugendlichen saßen mit am Tisch. Als wir sie festnahmen, war noch alles ruhig. Es ging erst hier los.«
    »Und mein Sohn?«
    »Ja, äh, der war wohl mit dabei.«
    »Was liegt gegen ihn vor?«
    »Wir ermitteln noch. Ich weiß es noch nicht. Ich fürchte, es wird dauern. Wenn Sie wollen, laß ich ihn herbringen.«
    »Nein, lassen Sie. Behandeln Sie ihn wie jeden anderen. Aber informieren Sie mich bitte sofort, wenn Sie etwas wissen.«
    »Widerstand gegen die Staatsgewalt droht ihm auf jeden Fall«, sagte Rosso zögernd.
    »Wem sagen Sie das? Das kenn ich seit seiner Geburt.« Laurenti zuckte unwillig mit den Schultern. »Wie alt sind die anderen Kids?«
    »Siebzehn, achtzehn.«
    »Und die Chinesen?«
    »Zwei sind im Alter Ihres Sohns. Dann noch der Wirt, der Koch und die beiden Bedienungen, die sind alle älter.«
    »Und sonst niemand?«
    »Nein.«
    »Vom wem kam die Anzeige?«
    »Anonym. Ich nehme an aus der Nachbarschaft.«
    »Mhm.« Laurenti kratzte sich lange und ausgiebig am Hinterkopf, bevor er weitersprach. »Und glauben Sie wirklich, daß die dort gezockt haben?«
    »Es wäre nicht das erste Mal«, sagte Rosso. »Hinweise hatten wir schon öfters. Und Karten lagen auch auf dem Tisch. Warum?«
    »Ist schon gut! Keine Sorge. Ich frage mich nur, ob die nicht ganz einfach zu jung sind. Und bei meinem Sohn wundere ich mich erst recht. Der hat bisher keine Leidenschaft für Kartenspiele gezeigt.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Vernehmen Sie sie, Rosso. Wir machen um siebzehn Uhr eine Sitzung mit allen. Berichten Sie dort.«
    Rosso schaute auf seine Armbanduhr. »Ich hoffe, wir schaffen das bis dahin. Es sind dreizehn Personen.«
    Auch Laurenti schaute auf die Uhr und dachte einen Augenblick nach. »Nein, das schaffen Sie nicht. Tun Sie mir einen Gefallen, Rosso: setzen Sie Marco bitte in mein Büro, wenn Sie fertig sind. Er soll dort auf mich warten, falls die Sitzung länger dauert.«
    »In Ordnung. Brauchen Sie mich noch?«
    »Nein, machen Sie weiter.«
    Rosso war schon auf dem Flur, als Laurenti noch einmal nach ihm rief.
    »Noch was: bitte vorerst keine Information an die Presse, Rosso! Nicht bevor wir noch einmal miteinander gesprochen haben.«
    »Wie Sie meinen, Chef!«
    »Und noch etwas, unter uns. Es wäre sehr nett, wenn Sie, sobald Sie den Eindruck haben, daß er einen Anwalt nötig hätte, eine Pause machen könnten und es mir sagten.«
     
    *
    Sie machte sich auf den Weg zum Fischgeschäft ihrer Tochter. Bruna Saglietti mußte mit jemandem reden. Sie hatte mehrfach gewagt, ihn anzurufen, doch das Telefon läutete bis das Besetztzeichen kam. Plötzlich war sie sich sicher.
    Um 16 Uhr meldete sie sich krank, zog hastig ihre Karte durch die Zeiterfassung und trippelte die Steintreppe hinunter. Sie hatte es eilig.
    Als sie Ugo auch am Morgen nicht hörte, rief sie im Kaufhaus an und entschuldigte sich, daß ihr nicht wohl sei und sie erst eine oder zwei Stunden später zur Arbeit kommen könne. Sie blieb mit zwei Katzen auf dem Schoß in ihrem Sessel sitzen und starrte auf die hohen Stapel alter Zeitungen, leerer Thunfischdosen, Plastiktüten, Kartons, Flaschen und Wäsche, die den Blick auf die Wand verstellten. Sie war froh darüber, daß sie nichts davon weggeworfen hatte. Nur verderbliche Lebensmittelreste trug sie stets in die Mülltonne hinunter. Sie würde die Dinge vielleicht irgendwann brauchen können. Sie oder Ugo oder

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