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Die Toten vom Klan

Die Toten vom Klan

Titel: Die Toten vom Klan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wieso fand er auf dieser Lichtung einen Menschenknochen? Und nicht nur dieser lag in greifbarer Nähe. Er brauchte sich nur nach links zu drehen, um einen zweiten und dritten zu finden.
    Jerry schwitzte und hatte ein absolut bescheidenes Gefühl. Wenn er Luft holte, spürte er das Stechen in der Brust. Der Schweiß rann ihm in die Augen, wo er ein Brennen hintrließ. Er wischte sich die Augen frei, legte den Knochen vorsichtig zur Seite, drückte sich wieder in die Höhe, um seinen Weg gebückt fortzusetzen.
    Seine Sohlen schleiften über den Boden. Er trat das saftige Gras nieder und hörte bei jedem Schritt das Schmatzen des feuchten Bodens. Er richtete seinen Blick auf einen gewaltigen Baum, dessen Luftwurzeln wie riesige Stolperfallen wirkten.
    Diese verzweigten Wurzeln bildeten ein regelrechtes Dickicht, und in diesem Dickicht hatte sich etwas bewegt, er hatte es ganz deutlich gesehen!
    Jerry blieb unbeweglich stehen. Selbst den Atem hielt er an. Schlangengleich suchte sich in dem Dickicht etwas seinen Weg. Er hörte unheimlich klingende Laute, Geräusche, die an ein Schmatzen erinnerten, und an ein Würgen, als müßte sich jemand übergeben. Ein widerlicher Gestank wehte ihm aus den Lücken entgegen, als würden innerhalb des Wurzelwerks zahlreiche Leichen verfaulen. Dieser Baum war ungemein groß, und sein Wurzelwerk besaß fast die Ausmaße des Blätterwerks, aber was sich dazwischen tat, gehörte nicht in das normale Leben, das erinnerte ihn an die Geschichten, die sich um diesen Ort rankten.
    An unheimliche, an geisterhafte Vorgänge, an eine dumpfe Magie, von einer Person diktiert, die Mr. Voodoo genannt wurde. Jerry traute sich nicht, eine Lampe einzuschalten. Er wollte nicht genau sehen, was sich zwischen den starren Wurzelfingern abspielte, aber es kam näher.
    Jemand schob etwas durch eine Lücke nach außen. Bleich und länglich. Jerry bekam eine Gänsehaut, als er es sah.
    Es war ein Knochen…
    Er dachte sofort an die Gebeine, die er gefunden hatte. Sein Magen zog sich zusammen, im Mund spürte erden bitteren Geschmack von Galle und merkte kaum, daß er zwei kleine Schritte zurückging. Er sah es trotzdem.
    Jemand, der innerhalb des Wurzelwerks hauste, hatte ein bleiches Stück Knochen ins Freie geschoben, das direkt vor seinen Zehenspitzen liegenblieb.
    »Mr. Voodoo«, flüsterte Jerry Blake, Mr. Voodoo. Das mußte er sein, die Menschen hatten recht, wenn sie flüsternd von ihm sprachen. Er mußte dort hausen, verborgen im Wurzeldickicht, und nur zu bestimmten Zeiten hervorkommen.
    Vielleicht warf er die Reste seiner Nahrung weg, abgenagt und blankgeleckt.
    Jerry schüttelte sich, als er daran dachte. Plötzlich wollte er nicht mehr länger an diesem verdammten Fleck stehenbleiben. Er kam ihm vor wie ein verfluchtes Stück Erde, das nur ein Ziel kannte. Den Menschen in sich hineinzuziehen.
    Er lief rückwärts und glaubte ein Raunen zu hören. »Komm her, du kleiner Neger. Komm zu mir, Nigger. Los, ich werde dich zerstören…«
    Jerry Blake schwitzte noch stärker. Er hatte nicht erkannt, ob es sich um eine männliche oder weibliche Stimme gehandelt hatte. Für ihn war sie normal gewesen. Aber wenn es sich bei dem nicht sichtbaren Wesen um den geheimnisvollen Mr. Voodoo gehandelt hatte, dann mußte er doch ein Mann sein, worauf das Wort Mister hinwies.
    Auf der Lichtung blieb er noch einmal stehen, um zurückzuschauen. Der gewaltige Baum mit seinem aus dem Boden gedrückten Wurzelwerk hob sich wie ein finsteres Mahnmal ab. Dort lauerte das Grauen, und er hatte es gesehen.
    Der Schock saß tief, obwohl er irgendwie damit gerechnet hatte. Plötzlich vernahm er ein anderes Geräusch. Nicht aus seiner Nähe, sondern ziemlich weit von ihm entfernt, aber er kannte den Laut, und der wiederum machte ihn mißtrauisch.
    In einem anderen Land, in einer anderen Gegend hätte er kaum darauf geachtet, hier war alles anders. Hier erzeugte die Normalität Mißtrauen, wie eben das Geräusch eines laufenden Automotors.
    Das erinnerte Jerry wieder an sein eigenes Fahrzeug. Er hatte den rostroten Käfer nahe der Straße abgestellt, allerdings in guter Deckung, damit er von dernormalen Fahrbahn her nicht sofort gesehen werden konnte. Einige Minuten mußte Jerry schon laufen, um den Käfer zu erreichen, und er beeilte sich jetzt.
    Schattengleich huschte er durch den Sumpf, blieb immer auf dem Weg, dessen grüne Decke durch nicht sichtbare Bohlen darunter verstärkt worden war.
    Rechts und links von ihm glänzte das

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