Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
glauben…«
»Sie sind nicht ohne Leitung. Es gibt nach wie vor den Vertreter der Firma, der sich um sie kümmert.«
»Und der wäre?«
»Señor Krugman, der Architekt.«
»Das ist eine gute Wahl«, sagte Falcón. »Der Outsider.«
»Von wem erhält Señor Krugman seine Anweisungen?«
»Bis jetzt hat er gar keine Anweisungen erhalten, weil ich nichts von dem Kunden gehört habe. Er führt das Projekt einfach weiter.«
»Was ist mit den illegalen Arbeitern?«
»Welchen illegalen Arbeitern?«
»Wir können den Kram buchstäblich aus Ihnen herausprügeln, wenn Sie das vorziehen«, sagte Ramírez. »Sie könnten aber auch mit uns reden wie ein normaler, gesetzestreuer Bürger.«
»Haben Sie Angst, Señor Vázquez?«, fragte Falcón.
»Angst?«, wiederholte Vázquez wie an sich selbst gerichtet, die Hände so fest zusammengepresst, dass die Fingerknöchel blass wurden. »Warum sollte ich Angst haben?«
»Hat man Ihnen gesagt, dass Sie nicht mit uns reden sollen, weil Ihnen oder Ihrer Familie sonst etwas Hässliches zustoßen könnte?«
»Nein.«
»Nun gut, dann reichen wir bei der Stadtverwaltung offiziell Beschwerde über beide Projekte ein«, sagte Ramírez. »Die Tatsache, dass illegale Arbeitskräfte eingesetzt wurden, sollte reichen.«
»Es gibt keine illegalen Arbeitskräfte.«
»Das hört sich an, als ob Sie in beide Projekte involviert und auf dem Laufenden sind.«
»Das bin ich auch«, sagte Vázquez. »Sie haben mir in der vergangenen Woche erzählt, dass illegale Arbeitskräfte eingesetzt werden. Ich habe mich erkundigt, und dem ist nicht so.«
»Und die beiden verschiedenen Sätze von Büchern, die wir in der vergangenen Woche bei Vega Construcciones gesehen haben?«
»Es gibt nur einen Satz Bücher.«
»Nicht laut Señor Dourado«, sagte Ramírez.
»Mir hat er etwas anderes erzählt«, sagte Vázquez.
»Die Russen waren also aktiv.«
Auf dem Weg zurück zur Jefatura machten sie kurz Halt bei Vega Construcciones und fragten Señor Dourado nach den beiden verschiedenen Sätzen von Büchern. Er konnte sich nicht daran erinnern, auf der Festplatte des Computersystems eine alternative Buchführung entdeckt zu haben. Selbst Ramírez’ Drohung mit einem Durchsuchungsbefehl konnte sein Lächeln nicht erschüttern. Eine Durchsuchung sei ihm willkommen, erklärte er.
Falcón und Ramírez gingen schweigend den Flur hinunter. Diese Spur hatte sich in eine Sackgasse verwandelt.
»Wir haben das ganz schlecht angepackt«, sagte Falcón. »Wir haben diesen Leuten zu sehr vertraut.«
»Dourado wollte uns helfen. Das weiß ich. Ich war dort. Ich habe die Ausdrucke gesehen. Er hat sie mir erklärt. Ich hätte eine beschissene Kopie machen sollen.«
»Auf mich machte er keinen besonders verängstigten Eindruck«, sagte Falcón. »Vázquez schon, aber Dourado wirkte eher fröhlich.«
»Diese Russen wissen, was sie tun«, sagte Ramírez. »Vázquez glaubt, dass jetzt er das Sagen hat, also packen sie ihn bei den Eiern und drücken fest zu. Bei dem Buchhalter sind sie auf seine Kenntnisse des Computersystems angewiesen, also kraulen sie seine.«
Falcón wollte seine Fantasie nicht mit solchen Bildern belasten und erklärte, er würde noch mit Krugman reden, während Ramírez schon zurück in die Jefatura fahren und Elvira drängen sollte, den Kontakt zum FBI herzustellen.
Krugman stand am Fenster seines Büros und blickte durch ein Fernglas. Als Falcón klopfte, rief er ihn herein. Krugman wirkte eigenartig aufgekratzt, seine Augen strahlten, seine Pupillen waren erweitert und funkelten.
»Sie haben nach wie vor die Leitung der russischen Projekte.«
»Richtig.«
»Haben die Russen zufällig Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«
»Natürlich. Sie haben zwanzig Millionen Euro investiert, so viel Geld lässt man doch nicht unbeaufsichtigt.«
»Das ist interessant«, sagte Falcón. »Sind Ihnen finanzielle Unregelmäßigkeiten bekannt, die…«
»Das ist die geschäftliche Seite. Ich bin Architekt.«
»Wussten Sie, dass auf den Baustellen illegale Arbeitskräfte eingesetzt wurden?«
»Ja. Auf allen Baustellen werden illegale Arbeitskräfte eingesetzt.«
»Sind Sie bereit, eine Aussage zu unterschreiben?«
»Seien Sie kein verrückter Idiot, Inspector Jefe. Ich versuche, Ihnen zu helfen.«
»Wann haben Sie mit den Russen gesprochen?«
»Gestern.«
»Worüber haben Sie gesprochen?«
»Sie haben mir gesagt, dass ich die Projekte weiterführen, aber nicht mit der Polizei reden soll. Ich habe
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