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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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verschorft. Gierig zog er an seiner Zigarette, während die beiden Polizisten an ihrem Kaffee nippten.
    »Wann haben Sie zum letzten Mal mit Ihrem Vater gesprochen?«, fragte Falcón.
    »Ich spreche nicht mit meinem Vater«, erwiderte er. »Und er nicht mit mir.«
    »Haben Sie in letzter Zeit einen Blick in die Zeitung geworfen?«
    »Nachrichten haben in meiner Situation keine Bedeutung.«
    »Hatten Sie irgendeine Beziehung zu Ihrem Onkel Pablo?«
    »Onkel Pablo war lustig«, sagte Salvador. »Echt erholsam.«
    »Erholsam? Wovon mussten Sie sich denn erholen?«
    Salvador zog erneut gierig an seiner Zigarette und blies den Rauch dann an die Decke.
    »Sie haben noch zu Hause gelebt, als Sebastián bei Ihnen wohnte, wenn sein Vater auf Tournee oder zu Dreharbeiten unterwegs war. Wie alt waren Sie damals?«
    Salvador bewegte seinen Mund, doch kein Laut kam heraus. Er schien kleine Stückchen Luft zu zerkauen. Ferrera klopfte ihm auf die Schulter.
    »Das sind keine Fangfragen, Salvador«, sagte sie. »Ich habe dir doch schon auf dem Weg hierher erklärt, dass du nichts zu befürchten hast. Du wirst nicht verdächtigt. Wir wollen bloß mit dir reden, um zu sehen, ob wir deinem Cousin helfen können.«
    »Ich war sechzehn«, sagte er. »Und meinem Cousin kann niemand helfen.«
    »Hast du mitbekommen, was mit Sebastián passiert ist?«
    Die Zigarette in Salvadors Hand zitterte. Er nickte und atmete nieder, was immer in ihm aufzusteigen drohte.
    »Sie nehmen Heroin?«, fragte Falcón, um das Gespräch wieder auf festen Boden zu lenken.
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Seit fünfzehn.«
    »Und davor?«
    »Habe ich Hasch geraucht, seit ich zehn war, bis… bis es nicht mehr gewirkt hat. Dann bin ich auf Zeug umgestiegen, das wirkt.«
    »Wie wirkt es?«
    »Es trägt mich von mir fort… an einen Ort, an dem sich mein Körper und meine Seele zu Hause fühlen.«
    »Und wo ist das?«
    Unvorbereitet auf solche Fragen, blinzelte Salvador und warf Falcón einen raschen Blick zu.
    »Wo ich mich frei fühle«, sagte er. »Also nirgendwo.«
    »Sie haben schon Heroin genommen, als Sebastián zum ersten Mal für längere Zeit in Ihre Familie kam?«
    »Ja.«
    »Woran erinnern Sie sich aus der Zeit?«
    »Sebastián war ein niedlicher Junge.«
    »Ist das alles?«, fragte Falcón. »Haben Sie nicht mit ihm geredet oder gespielt? Ich meine, seine Mutter hatte ihn verlassen, und sein Vater war nicht da. Sie müssen für ihn wie ein älterer Bruder gewesen sein.«
    »Es dauert seine Zeit, bis man als sechzehnjähriger Heroinkonsument sein Geld zusammenhat«, sagte Salvador. »Ich war zu sehr damit beschäftigt, Handtaschen von Touristen zu klauen und vor der Polizei abzuhauen.«
    »Warum haben Sie schon so früh angefangen, Haschisch zu rauchen?«
    »Alle haben es geraucht. Damals konnte man es in Kneipen zusammen mit einer Cola kaufen.«
    »Trotzdem ist zehn ziemlich jung.«
    »Wahrscheinlich war ich unglücklich«, sagte er und lächelte ohne Überzeugung.
    »Lag das an Problemen zu Hause?«
    »Mein Vater war sehr streng«, sagte Salvador. »Er hat uns geschlagen.«
    »Wen meinen Sie mit ›uns‹? Sie und Ihre Schwester?«
    »Nicht meine Schwester… an ihr war er nicht interessiert.«
    »Er war nicht an ihr interessiert ?«, fragte Falcón.
    Salvador drückte seine Zigarette aus und klemmte die Hände zwischen die Knie.
    »Hören Sie«, sagte er, »ich mag es nicht, wenn man mich… bedrängt.«
    »Ich möchte nur klarstellen, was Sie gesagt haben, mehr nicht«, sagte Falcón.
    »Ich habe gemeint, dass sie tun konnte, was sie wollte.«
    »Und wen meinen Sie dann, wenn Sie sagen, er hat uns geschlagen?«
    »Meine Freunde«, sagte Salvador achselzuckend. »So war das damals.«
    »Was haben denn die Eltern Ihrer Freunde dazu gesagt, dass ihre Kinder von Ihrem Vater geschlagen wurden?«
    »Er hat immer gesagt, dass er nicht verraten würde, wie unartig sie gewesen waren, also haben sie zu Hause nichts erzählt.«
    Falcón sah Ferrera an, die mit ihren Augenbrauen Zweifel andeutete. Dann wandte er sich wieder Salvador zu, auf dessen Stirn trotz der klimatisierten Luft Schweißperlen standen.
    »Wann hatten Sie Ihren letzten Schuss?«, fragte er.
    »Alles okay«, sagte Salvador.
    »Ich habe traurige Nachrichten für Sie«, sagte Falcón.
    »Ich bin schon traurig«, sagte Salvador. »Schlimmer können Sie es auch nicht machen.«
    »Ihr Onkel Pablo ist am Samstagmorgen gestorben. Er hat sich das Leben genommen.«
    Cristina Ferrera zündete eine Zigarette

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