Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
minutiös.
In der zweiten Zelle fiel ihm ein dunkler Fleck auf dem Boden auf, der sich von der hinteren Wand bis in die Mitte der Zelle ausgebreitet hatte. Er schlug ein winziges Stück Beton los und steckte es in einen Plastikbeutel. In der vierten Zelle fand er hinter einem lockeren Stück Mörtel eine Ein-Euro-Münze, die er ebenfalls sicherte.
Draußen begann man, an den Matratzen zu arbeiten, löste den Bezug und arbeitete sich durch die Füllung. Die Matratze aus Zelle zwei enthielt eine Scherbe von einem runden Weinglas. In der Matratze aus Zelle drei fanden sie den eigentlichen Schatz: eine gebrauchte Gilette-II-Rasierklinge, an der noch einige Stoppel klebten.
Um drei Uhr nachmittags machten sie eine Essenspause. Felipe und Jorge waren in Almonaster la Real eingetroffen, und bei Schweinekoteletts, Pommes frites und Salat erklärte ihnen Falcón, dass sie sich auf die Inneneinrichtung des Hauses konzentrieren sollten, bevor sie die Leichen exhumierten.
»Quadratmeter für Quadratmeter. Und alles fotografieren. Überall versuchen, Fingerabdrücke zu nehmen, selbst wenn es völlig verbrannt ist – sämtliche Fernseher, Videorekorder, Fernbedienungen. In dem Haus befindet sich jede Menge geschmolzenes Plastik, vielleicht von Videos, stellt fest, ob irgendwo ein Zentimeter Band erhalten geblieben ist. Außerdem suchen wir nach persönlichen Gegenständen – Geld, Schmuck, Kleidung. Wenn Leute an einen solchen Ort kommen, verlieren sie Sachen. Ich will, dass das Grundstück zentimeterweise abgesucht wird. Seid äußerst sorgfältig, und handelt strikt nach Vorschrift. Niemand – und ich meine niemand, der dieses Haus betreten hat oder in die Geschehnisse hier verwickelt war, sollte auch nur den Hauch einer Chance haben, wegen eines Formfehlers davonzukommen.«
Grimmige Entschlossenheit senkte sich über den Mittagstisch. In den Nachbarstädten Cortegana und Aracena wurde telefonisch Verstärkung zur Durchsuchung des Grundstücks angefragt. Als sie zu der Finca zurückkehrten, waren dort dreißig Leute versammelt. Falcón setzte sechsundzwanzig von ihnen darauf an, das Grundstück zu durchkämmen, und teilte die restlichen vier Felipe und Jorge im Haus als Verstärkung zu.
Alle Funde wurden vor Ort fotografiert, sorgfältig verzeichnet und eingetütet. Alle größeren Gegenstände mit erkennbaren Fingerabdrücken wurden ganz in Plastik gehüllt. Falcón bat Elvira um zwei Labortechniker, die das Material entgegennehmen und die Indizien weiterbearbeiten konnten.
Um 19 Uhr hatten sie das Grundstück gründlich durchkämmt und waren im Haus zu zwei Dritteln fertig. Ramírez rief an.
»Ich habe deine beiden Brandstifter«, sagte er. »Ich stelle gerade ein Einsatzkommando zu ihrer Festnahme zusammen. Sie leben draußen in Tres Mil Vivendas, und ich will nicht, dass sie uns in diesem kleinen Drecksloch entwischen.«
»Das war gute Arbeit, José Luis.«
»Ich hab Glück gehabt«, sagte er. »Ich hab mir gedacht, dass sie die Sache wohl eher nachts durchgezogen haben, also hab ich mit den durchgehend geöffneten Tankstellen an der Straße nach Aracena angefangen. Ich dachte mir auch, dass sie vielleicht nicht so dumm, aber in der Hitze vielleicht faul gewesen waren. Und dass sie nicht alle Kanister an einer Tankstelle gefüllt haben, weil das Aufmerksamkeit erregt hätte, sondern möglicherweise an mehreren auf dem Weg zum Tatort. Zwei der Tankstellen konnten sich an einen Pick-up mit zwei Männern erinnern, die Plastikkanister gefüllt haben, aber keine hatte eine Videoüberwachung. Ich habe mich also bis zu einer Tankstelle mit Videoüberwachung durchgefragt und ins Schwarze getroffen. Die Typen sind zweimal zum Nachfüllen zurückgekommen. Ich bin rausgefahren und hab mir die Videobänder angesehen. Die beiden waren sich der Möglichkeit einer Videoüberwachung bewusst, trugen Kappen und haben den Wagen auf der anderen Seite der Zapfsäulen geparkt, sodass sie nie richtig im Bild waren. Aber beim zweiten Mal stand ein Laster an der Stelle, wo sie parken wollten, sodass sie zwischen den Zapfsäulen und dem Verkaufsraum halten mussten. Die Videokameras waren so ausgerichtet, dass sie alle Aktivitäten in diesem Bereich der Tankstelle erfasst haben. Das Nummernschild war deutlich zu erkennen.«
»Hast du ihre Namen?«
»Ja, und sie sind beide wegen Diebstahls und Einbruchs aktenkundig, einer von ihnen wurde auch wegen Körperverletzung verurteilt, aber als Brandstifter sind sie bisher nicht in Erscheinung
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