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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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weinte.«
    Alicia Aguado fragte nach dem Traum, und Falcón beschrieb Ortegas Vision von sich mit brennenden Händen auf einem Feld.
    »Ich habe Ihren Bericht über die erste Begegnung mit Ortega gelesen«, sagte Ferrera. »Da war er noch ganz anders.«
    »Ja, noch viel mehr der Schauspieler. Er hat fast die ganze Zeit über eine Vorstellung gegeben«, sagte Falcón. »In den nachfolgenden Gesprächen wirkte er ernster. Da scheint sich der Druck schon langsam aufgebaut zu haben.«
    »Was haben Sie ihm vorgeworfen, Javier?«, fragte Aguado.
    »Ich möchte nicht darüber reden, bis ich mir selber völlig im Klaren darüber bin«, sagte er. »Und dafür muss ich noch eine Menge Arbeit erledigen.«
    Jorge rief Falcón zu einer kurzen Lagebesprechung. Sie waren überzeugt, dass es sich um Selbstmord handelte, und hatten auch keine Indizien gefunden, die etwas anderes andeuteten. Ortegas Fingerabdrücke waren überall. Juan Romero bat den Médico Forense um eine Einschätzung.
    »Der Tod ist gegen drei Uhr eingetreten. Todesursache war Ertrinken. Auf seiner Stirn habe ich einen einzelnen Abdruck gefunden, der wahrscheinlich beim Sturz in das Loch entstanden ist. Mein erster Eindruck vor der eingehenden Obduktion ist, dass er Selbstmord begangen hat.«
    Juez Romero unterschrieb das levantamiento del cadáver . Falcón erklärte, dass er auf Bitten des Toten die engsten Verwandten benachrichtigen würde. Die Notärzte transportierten die Leiche und die Kadaver der beiden Hunde ab. Auch Felipe und Jorge gingen. Falcón trug Ferrera auf, sich am Montag um die Telefonnummern zu kümmern, und entließ sie. In der Küche fand er das Adressbuch und rief Ignacio Ortega auf seinem Handy an, das jedoch ausgeschaltet war. Falcón erklärte Romero, dass man die Presse erst informieren würde, wenn der Bruder verständigt worden war.
    Der Krankenwagen und die anderen Fahrzeuge fuhren Richtung Avenida de Kansas City davon, nur ein Streifenwagen blieb zurück, darin ein Beamter, der das Haus im Blick behalten sollte. Falcón bot Alicia Aguado an, sie nach Hause zu bringen, doch vorher wollte sie mit ihm zusammen unbedingt die in dem Abschiedsbrief erwähnte Sammlung begutachten.
    Als der Riss in der Jauchegrube aufgetreten war, hatte Ortega die Sammlung ins Wohnzimmer gebracht und an dessen einem Ende ausgebreitet, kleinere Stücke auf Tischen, größere Skulpturen auf dem Boden und die Gemälde an die Wand gelehnt. An einem antiken Tischchen klebte eine Liste, auf der alle Werke der Sammlung mit Kaufdatum und Preis verzeichnet waren. Falcón ließ den Blick über die Stücke der Sammlung gleiten, bis er an dem Gemälde von Francisco Falcón hängen blieb, das er bei seinem ersten Besuch gesehen hatte.
    »Das ist interessant«, sagte er. »Ortega hat das Francisco-Falcón-Gemälde am 15. Mai 2001 gekauft. Das war nach seiner Enthüllung als Betrüger. Und er hat es für eine Viertelmillion Peseten erworben.«
    »Wie waren die Preise vor der Enthüllung?«
    »Er hätte um die zwei Millionen bezahlen müssen«, sagte Falcón. »Es war ein guter Kauf, weil die Bilder jetzt im Wert wieder steigen. Als die Sache bekannt wurde, wollten die altmodischen Sammler alles loswerden, was sie von Francisco Falcón hatten. Aber mittlerweile gibt es einen neuen Markt für seine Werke, eine Art postmoderne Szene, die eine neue Perspektive bezüglich der Frage nach wahrer Kunst hat. Durch sie und Menschen mit makabrer Sensationslust sind die Preise wieder gestiegen.«
    »Das heißt, er kannte Francisco Falcón, hat jedoch erst eines seiner Werke gekauft, nachdem jener entlarvt worden war«, sagte Aguado. »Das ist aufschlussreich.«
    Falcón berichtete ihr von der Picasso-Zeichnung eines Zentauren und wie Ortega sie als Test benutzt hatte.
    »Gehen Sie die Liste durch«, sagte sie. »Ich unterbreche Sie, wenn ich weitere Informationen brauche.«
    »Zwei geschnitzte afrikanische Ebenholzfiguren von Jungen, die einen Speer halten, Elfenbeinküste. Eine Maske, Zaire.«
    »Beschreiben Sie die Maske, Javier«, sagte sie. »Schauspieler sind Experten für Masken.«
    »Sie ist sechzig Zentimeter lang und zwanzig Zentimeter breit, hat rote Haare, Augenschlitze und eine lange Nase. Die Zähne sind aus Knochen, Ton- und Spiegelscherben. Ziemlich Furcht einflößend, aber schön gestaltet. Gekauft in New York 1996 für neunhundertfünfzig Dollar.«
    »Klingt wie die Maske eines Medizinmanns. Weiter.«
    »Als Nächstes haben wir vier Figurinen aus Meißener Porzellan,

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