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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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ratsam zu sein, das Kohlebecken anzufachen - es war ohnehin schon unerträglich heiß im Zelt. Draußen unter dem Olivenbaum waren die Stimmen lauter geworden. Verstehen konnte man sie nicht. Das Raunen der wartenden Menge war unheimlich, wie ein dumpfes Brummen lag es in der Luft und begleitete die Verhandlungen. Heim wollten sie, alle. Eroberungen und ob man es nach Konstantinopel vielleicht doch würde schaffen können, interessierten hier niemanden mehr. Fort aus
dem Elend wollten sie - das verstand man auch ohne einzelne Worte …
    Ima strich mit einem Lappen Salbe auf die wunden Beine. Die Hitze hatte der kranken Haut zugesetzt und sie noch empfindlicher gemacht.
    »Passt doch auf!«, zischte die Herzogin, die den Schmerz kaum aushielt.
    Sicaildis fächelte sich Luft zu. Schweiß rann an ihren Schläfen herab, und sie atmete schwer, weil die dicke Luft ihr Herz beschwerte. Es gab keinen Wein im Zelt, kein Brot und niemanden, der etwas brachte.
    »Ich gehe ihn holen«, erbot sich Thierry und huschte davon.
    Dann bewegte sich der Vorhang. Marius de Neuville trat ein.
    » Ma dame .« Er verbeugte sich artig. Sie hieß ihn näher treten. Sein Haar war verschwitzt, die Wangen ungesund gerötet. Er war gelaufen, was in dieser Hitze eine Leistung darstellte. Das bemerkte auch die Herzogin und lud ihn ein, sich auf einen Schemel zu setzen. Ima packte ihren Beutel zusammen und zog sich zurück. Neugier und Misstrauen vereinten sich zu einem Reigen in ihrem Kopf, der sie wach und hellhörig werden ließ. Marius de Neuville führte nichts Gutes im Schilde, das spürte sie deutlich …
    »Was bringt Ihr für Kunde?«, fragte die Herzogin heiser. »Geht es voran da draußen? Glauben sie ihm?«
    »Bohemund, ma dame . Bohemund ist auf dem Weg nach Limnaia, im Norden Makedoniens. Er ist auf dem Weg zu seinen Getreuen - die, die ihm nach dem schmachvollen Rückzug geblieben sind.«
    Sie starrte ihn an. Dann schüttelte sie den Kopf, obwohl selbst das schon an ihren Kräften zehrte. »Bohemund.« Spöttisch hob sie die Brauen. »Bohemund ist in Tarent. Bohemund hat das Reich meines Gatten auf dieser Seite
des Meeres verspielt. Bohemund ist krank und lässt sich daheim in Apulien die Handgelenke kühlen.« Ihre eigene Braue tanzte. Warum nur klang das so prätentiös? Weil es so heiß war?
    Bohemund hat keine Freunde hier, dachte Ima.
    Kein Wunder, wer mag schon Verlierer … Dann spitzte sie die Ohren, denn Marius beugte sich zur Herzogin herüber.
    » Ma dame , Bohemund ist auf dem Weg nach Limnaia gesichtet worden. Er kam mit dem Schiff direkt aus Tarent, ein wenig früher als wir. Mein Spitzel sagte mir, dass er nichts von des Herzogs Tod wusste, als sein Schiff unten im Hafen ankerte.«
    »Aber jetzt …?«
    »Jetzt hat er es möglicherweise erfahren, ma dame . Man muss davon ausgehen, dass er handeln wird.«
    »Ja.« Ihre Lippen wurden zu dünnen Strichen - noch nie zuvor hatte Ima die alte Dame so verbissen gesehen. »Davon muss man ausgehen. In Limnaia sitzen seine Getreuen. Alfonse, Giovanni und die ganze Bande. Er kann uns gefährlich werden.« Dann sah sie ihn an, ließ ihren Blick an seiner kräftigen Gestalt herunterwandern. »Ihr werdet …« Sie spitzte die Lippen, schärfte den Blick. »Ihr werdet das Problem lösen. Graf de Neuville. Ich erwarte Loyalität von Euch. Für Roger, für Apulien.« Damit versenkte sie ihren Blick in seinem Gesicht. »Und … seid diskret. Graf de Neuville«, raunte sie.
    Ima traute ihren Ohren nicht.
    » Ma dame «, stotterte der frisch gebackene Graf verwirrt und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Ihre Augen blitzten. »Ich gehe davon aus, dass ich mich auf Euch verlassen kann. Tötet ihn. Tut es für Apulien, Graf.«
    Ima schnappte nach Luft, gab sich aber unbeteiligt, als sie den kalten, scharfen Blick der Herzogin zu spüren bekam.
Und dann zog Sicaildis ihr Kleid hoch und deutete auf die verbundenen Beine. »Beendet Eure Arbeit, Ima.« Für einen kurzen Moment wähnte Ima sich in Gefahr, weil sie mit angehört hatte, was geheim bleiben musste. Doch offenbar waren es nur die Schmerzen, welche die Herzogin ungeduldig werden ließen. Sie schien nicht einmal auf den Gedanken zu kommen, dass man ihren Plan ungehörig finden könnte - und das machte Ima fassungslos.
    Vielleicht war sie deswegen nicht Herrin ihrer Hände und fügte der Apulierin Schmerzen zu, als sie die Krusten abweichte, Maden aus dem Fleisch zupfte und rasch eine dicke Schicht Salbe aus Ringelblume und

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