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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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Klebeband lässt er über ihren Augen, damit sie die Leiche nicht sehen muss, aber sie kann sie bestimmt riechen.
    Bevor er den Kofferraum schließt, holt er den Lappen vom Beifahrersitz und beträufelt ihn mit der Substanz, die ohnmächtig macht, dann drückt er ihn dem Mädchen aufs Gesicht. Sie leistet keinerlei Gegenwehr, und einen Moment später ist sie bewusstlos. Vorsichtig schließt er den Deckel, denn er möchte keine Finger oder Gliedmaßen einklemmen. Dann geht’s zurück auf die Straße. Durch die Dunkelheit fährt er zu ihrem neuen Zuhause. Der Juckreiz ist inzwischen fast ganz abgeklungen, aber er muss noch etwas erledigen, bevor er zu Cooper zurückkehrt.

    Kapitel 41
    Ich frage mich, ob Jane Tyrone und Emma Green einander kannten. Ob sie mehr gemeinsam hatten, als blond und jung zu sein und dem Typ Frau zu entsprechen, den Cooper Riley vergewaltigt und ermordet. Ich versuche nicht daran zu denken, was für grauenvolle Dinge Karen Ford hier durch einen geistig labilen Mann und einen Verrückten erleiden musste. Denn in was für einer Beziehung Cooper Riley und Adrian Loaner auch zueinander stehen, es gibt keinen Zweifel daran, dass Karen Ford gelitten hat. Ihr Körper ist übel zugerichtet. An ihrem Mund hängen Klebstoffreste und Hautfetzen, und von ihrer Unterlippe baumelt ein Strohhalm. Ich bemühe mich, nicht an ihre letzten Augenblicke zu denken, doch ich kann nicht anders – es ist ein absolut schrecklicher Ort, um zu sterben.
    Das Einsatzteam der Polizei, das die Gegend absucht, ist in der letzten Stunde immer weiter angewachsen. Bis jetzt wurde nur diese eine weitere Leiche gefunden. Laut Gerichtsmediziner lag sie ebenfalls länger in der Erde, um die zwanzig Jahre. Dutzende lichtstarker Halogenleuchten wurden um den Tatort herum aufgebaut. Motten kommen angeschwirrt, prallen gegen die Scheinwerfer und verglühen oder wärmen sich flatternd im Licht. Aus der Ferne wirkt die Szenerie wie eine archäologische Ausgrabungsstätte oder wie eine Ansammlung von Wissenschaftlern, die ein außerirdisches Fundstück ausbuddeln. Bislang gibt es keine Spur von Emma Green. Die Fingerabdrücke, die man in ihrer Wohnung von der Haarbürste und ihren Büchern genommen hat, wurden mit denen aus Grover Hills abgeglichen, doch noch gab es keine Übereinstimmung. Grover Hills ist das Versteck von Adrian Loaners, aber nicht das von Cooper Riley.
    Schroder hat ein paar Telefonate mit einigen ehemaligen Mitarbeitern von dort geführt. Das erste Gespräch lief zunächst gut, bis er die Zwillinge erwähnte. Dann war Schluss. Die Frau am anderen Ende meinte, sie werde sich einen Anwalt nehmen. Alle Telefonate danach liefen nach demselben Muster ab.
    »Sie nehmen sich einen Anwalt«, sagt Schroder zu mir. »Sie zu befragen, ist verlorene Liebesmüh. Sie wussten, dass da irgendeine Schweinerei am Laufen war. Wir müssen erst einen Durchsuchungsbefehl beantragen und sie vorladen, um sie zu verhören, und das dauert viel, viel zu lange.«
    In der letzten halben Stunde sind mehrere Übertragungswagen am Tatort aufgekreuzt. Männer und Frauen in teuer aussehenden Klamotten sind aus den Fahrzeugen auf die Feldwege gestürmt. Doch sie kommen nicht an der Absperrung vorbei, die wenige Minuten vor dem Eintreffen des ersten Übertragungswagens aufgebaut wurde. Einige von ihnen laufen außen herum, zu der Baumgruppe auf einem nahegelegenen Hügel, alle auf der Suche nach einem besseren Kamerastandpunkt. Jeder will unbedingt der Erste sein, der den Rest der Nation über diese Tragödie informiert und in den 22.30-Uhr-Nachrichten mit einem Lächeln von den schrecklichen Dingen berichtet, die hier zutage gefördert werden. Allen ist klar: Je mehr Leichen wir finden, desto spektakulärer die Story, desto länger bleibt sie am Köcheln, desto besser die Quoten. Im Moment haben sie keine Ahnung, worüber sie überhaupt berichten, nur dass es sich angesichts so eines Polizeiaufgebots um eine große Story handeln muss. Die Namen von Emma Green und Cooper Riley werden über den Sender gehen, während die Moderatoren im Studio zusammen mit den Reportern vor Ort Spekulationen anstellen. In diesem Moment fährt ein höchstens ein Jahr alter BMW vor, und Jonas Jones steigt aus; der Hellseher ist hier, um vorauszusagen , dass in den Gräbern Leichen liegen. Grinsend stelle ich mir vor, wie sich die Erde unter den Medienleuten auftut und die Stadt plötzlich ein paar Dutzend Journalisten weniger hat, doch mir vergeht das Grinsen wieder, als mir

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