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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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Stundenkilometer, sein Herz klopft wie verrückt. So schnell ist er noch nie gefahren.
    Cooper glaubt, ihr vorübergehendes Zuhause wäre Sunnyview, doch Cooper weiß nicht alles. Adrian ist zweimal hier gewesen. Das erste Mal, als er gerade Autofahren gelernt hat, denn Ritchie meinte, es würde mehr Spaß machen, auf den Nebenstraßen zu üben, wo man sie nicht erwischen konnte. Sie hatten am oberen Ende der Auffahrt geparkt, beide zu nervös, um noch weiterzufahren, sie zogen sich gegenseitig auf und lachten. Das zweite Mal war er Montagabend hier, als er Cooper gefolgt ist, der das Mädchen im Kofferraum hatte; er blieb schön auf Abstand, damit Cooper ihn nicht hörte.
    Als er jetzt die Auffahrt hinaufrollt, ist niemand da, der ihn herausfordert, niemand, der mit ihm lacht. Das Gebäude von Sunnyview ist sehr viel größer als das von Grover Hills. Er mag es nicht, denn es hat nicht die heimelige Atmosphäre von The Grove. Es ist moderner, es besteht aus Ziegelsteinen und ist kastenförmig und in einem besseren Zustand; vielleicht wäre sein Leben ganz anders verlaufen, wenn sie ihn hierherge schickt hätten statt nach The Grove. Das Gras ist stellenweise von Disteln überwuchert, und weiter hinten steht es kniehoch. Es kitzelt an seinen Beinen, was er hasst. Die Haut auf seinem Rücken kribbelt, während er mit der Schaufel den Weg neben der Backsteinmauer entlangläuft und mit der Taschenlampe vor sich leuchtet. Am Ende des Pfades wendet er sich nach links und geht ein paar Schritte, bevor ihm einfällt, dass er nach rechts muss. Er hätte sich Notizen machen sollen. Er hat es geahnt, doch er dachte, er würde es auch so schaffen. Inzwischen ist der Himmel fast ganz dunkel, nur in der Ferne schimmert er noch lila. Nicht weit von ihm stehen mehrere große Bäume; glücklicherweise hat Cooper das Mädchen nicht dort vergraben, sonst würde er sie nie finden. Er läuft auf Höhe des Gebäudes weiter und stolpert direkt in den Graben. Er ist ungefähr einen Meter tief. Er folgt ihm, den Blick zu Boden gerichtet. Dann erreicht er den umgestürzten Baum, eine Birke, ihre Äste sind ein wenig morsch. Als er darübersteigt, bleibt er mit dem Hemd hängen und reißt ein kleines Loch hinein. Er greift hinter sich, lässt dabei die Schaufel fallen, verhakt sich mit dem Fuß und fällt in den Graben, sodass das Hemd noch weiter einreißt. Er schnappt sich die Schaufel und drischt zweimal mit der flachen Seite auf die Erde, dann wirft er sie mehrere Meter von sich fort, trommelt mit der Faust auf den Boden und fängt an zu weinen. So hat er sich das nicht vorgestellt.
    Es dauert eine Minute, bis er sich wieder aufgerappelt hat. Sein Hemd kann er vergessen. Er hebt die Schaufel auf und geht weiter. Ihm dröhnt der Schädel. Mühsam zählt er zehn Meter ab; dort sieht der Boden anders aus, die Erde ist ein wenig aufgeschüttet. Er sticht die Schaufel hinein. Während er gräbt, lässt der Juckreiz nach. Und kurz darauf hat er sie gefunden.
    Für ein Mädchen, das erst seit ein paar Tagen tot ist, sieht sie wirklich übel aus. Ja, sie sieht so übel aus, dass er sich fragt, ob dies überhaupt das richtige Mädchen ist und nicht eines von Coopers anderen Opfern. Schließlich hat er gesagt, dass er sechs Menschen getötet hat.
    Er hat Angst, dass sie auseinanderfällt, wenn er sie herausnimmt. Aber er hat sowieso nicht vor, sie zu berühren. In ihrem Körper wuseln Käfer und Würmer herum. Er schaut sich um, kann aber nichts Nützliches entdecken, also beschließt er, sein Hemd zu nehmen. Es ist sowieso hinüber. Er streift es ab, wickelt es um den Fuß des toten Mädchens und zieht daran.
    Der Fuß bleibt am Körper, und der Körper gleitet über den Rand des Grabes; es klebt jede Menge Erde daran, und ein paar eklig aussehende Stückchen Muskelmasse bleiben unten im Loch liegen. Jetzt hebt er die Leiche doch auf, möglichst weit von seinem Körper entfernt. Würde er sie bis zu seinem Wagen schleifen , wäre von ihr wohl nicht mehr viel übrig, wenn er dort ankommt. Er trägt sie um die Birke herum zu seinem Auto und verstaut sie im Kofferraum. Das Hemd lässt er, wo es ist.
    Er muss sich sauber machen. Er ist bedeckt mit Erde und den Überresten des toten Mädchens, zumindest nimmt er das an.
    Mit der Taschenlampe in der Hand geht er zum Haupteingang des Gebäudes. An den Griffen hängt eine Kette mit einem Vorhängeschloss, das sehr viel neuer zu sein scheint als jenes, das er am Tor in Grover Hills aufgebrochen hat. Er

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