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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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Ich schalte den Fernseher aus, bevor er weiterreden kann.
    Ich setze mich erneut vor den Computer und gehe noch mal die Informationen durch, die ich letzte Nacht gesammelt habe. Pamela Deans war achtundfünfzig Jahre alt und hat die letzten drei Jahre im Christchurch Public Hospital gearbeitet. Davor war sie fünfundzwanzig Jahre im Grover Hills tätig, einer psychiatrischen Einrichtung, die während des Ersten Weltkriegs außerhalb von Christchurch erbaut wurde. Joshua Grover war ein Geschäftsmann, der sein Geld vor allem mit dem Import von Bergbaugeräten verdient hat, als die Leute scharenweise auf die Südinsel strömten, um nach Gold zu suchen. Grover hatte drei Söhne, und im Alter von neunzehn Jahren tötete der Älteste einen Schüler. Allerdings hatte der Sohn die geistige Reife eines Fünfjährigen. Damals bot das Rechtssystem keinen Platz für Mitgefühl, und Grover kämpfte mit allen Mitteln, um das Leben seines Sohnes zu retten. Vergeblich. Und zum ersten Mal, seit er zu Geld gekommen war, begriff Grover, dass es Dinge gibt, die man nicht kaufen kann. Aber er konnte etwas daran ändern. Monate nachdem man seinen Sohn gehängt hatte, stellte er einen Antrag auf das Recht, eine psychiatrische Einrichtung zu erbauen, in der Menschen wie sein Sohn untergebracht werden sollten. Man erteilte ihm die Genehmigung unter der Bedingung, dass die Anstalt ein gutes Stück außerhalb der Stadt errichtet wurde, wo niemand etwas von den Geisteskranken mitbekam. Im Laufe der Jahre entwickelte sie sich zu einer von wenigen Einrichtungen, die erfolgreiche Arbeit leisteten, bis sie in den letzten Jahren eine nach der anderen geschlossen wurden, weil die Kosten zu hoch waren und die Mittel zu ihrem Unterhalt vom Stadtrat für andere Zwecke genutzt wurden, für das Pflanzen von Bäumen, den Straßenbau und Recyclingmaßnahmen. Man steckte sie in Programme zur Lösung des Alkoholproblems unter Jugendlichen, statt mit ihrer Hilfe gefährliche Irre in Schach zu halten. Die Patienten wurden vor die Tür gesetzt und mussten sich von da an selbst durchschlagen; viele waren ohne Bleibe, hatten aber die Anweisung, unter allen Umständen ihre Medikamente weiter einzunehmen. Sie wurden wieder auf die Gesellschaft losgelassen, und diejenigen, die weitermorden, landen im Gefängnis, allerdings immer erst dann, wenn es zu spät und jemand zu Schaden gekommen ist.
    Ein Vierteljahrhundert lang hat Pamela Deans mit diesen Menschen gearbeitet, und dann schloss Grover Hills vor drei Jahren für immer seine Pforten.
    Fast dreißig Jahre lang hat Cooper Riley Serienkiller und Mörder studiert. Neben seinen Psychologie-Seminaren hat er sich an der Canterbury University fünfzehn Jahre lang mit ihnen beschäftigt. Einige der Fälle, die er behandelt, haben sich hier in Christchurch ereignet. Er hat Menschen studiert, die verrückt sind, und Pamela Deans hat sich um Menschen gekümmert, die verrückt sind.
    Die Verbindung zwischen ihnen ist immer noch so vage wie letzte Nacht – aber das ist alles, was ich habe.
    Ich rufe Emma Greens Freund an, erzähle ihm, dass ich noch keine Neuigkeiten habe, und frage ihn, ob er irgendwas über Grover Hills weiß.
    »Wie zum Beispiel?«
    »Hast du schon mal davon gehört?«
    »Ja, die Anstalt wurde vor einigen Jahren geschlossen, oder?«
    »Genau. Hat Professor Riley sie mal erwähnt?«
    »Nein. Ich glaube, er geht erst in den höheren Semestern darauf ein, wenn man von Psychologie zu den Kriminalwissenschaften wechselt.«
    »Weißt du, ob er früher mit seinen Studenten mal eine Exkursion dorthin gemacht hat? Irgend so was?«
    »Glaub nicht«, sagt er, und ich glaub’s auch nicht. Niemand würde eine Exkursion in eine psychiatrische Klinik machen. »Er ist verschwunden, oder? Professor Riley? Man hat ihn entführt und sein Haus abgebrannt.«
    »Ja.«
    »Hat das was mit Emma zu tun?«
    »Ja.«
    »Hat er sie getötet?«
    Ich denke an das Foto von Emma Green, nackt an einen Stuhl gefesselt, aber immer noch sehr lebendig. »Bist du sicher, dass er Grover Hills nie erwähnt hat?«
    »Ich hab ja gerade erst bei ihm angefangen, vor zwei Wochen, Psychologie, erstes Jahr, erstes Semester, keine Kriminal wissenschaften. Sie sollten einen der anderen Dozenten fragen, oder einen seiner ehemaligen Studenten, oder sich sein Buch besorgen.«
    »Sein Buch?«
    »Ja. Es kursiert das Gerücht, dass Professor Riley ein Buch über Mörder in Christchurch schreibt. Also, über irre Killer, über Soziopathen und Mehrfachmörder.

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