Die Totgesagten
reserviert? Steht die Sitzordnung fest?«
Lachend hob Erica die Hände. Maja in ihrem Kinderstuhl hatte zwar keine Ahnung, woher all die gute Laune plötzlich kam, doch sie beobachtete das Ganze entzückt.
»Immer mit der Ruhe. Wenn du so weitermachst, wird es mir am Ende noch leidtun, dass Dan dich aus dem Bett gezerrt hat«, sagte sie mit einem Augenzwinkern.
»Okay«, antwortete Anna. »Ich sage kein Wort mehr. Doch, eine Sache noch: Habt ihr das Abendprogramm schon organisiert?«
»Die Antwort auf alle deine Fragen lautet bedauerlicherweise Nein, Nein und nochmals Nein«, seufzte Erica. »Ich habe es nicht geschafft.«
Plötzlich wurde Anna ernst. »Du hast es nicht geschafft, weil du dich um drei Kinder kümmern musstest. Entschuldige, Erica, du hast es in den vergangenen Monaten auch nicht leicht gehabt. Ich wünschte, ich …«
Erica sah Tränen in den Augen ihrer Schwester.
»Pscht, das ist schon in Ordnung. Adrian und Emma waren Engel, und tagsüber sind sie ja im Kindergarten, so furchtbar anstrengend war es also nicht. Aber sie haben ihre Mama vermisst.«
Anna lächelte traurig. Dan flirtete mit Maja und hielt sich aus dem Gespräch heraus. Dies war eine Sache zwischen Erica und Anna.
»O Gott, der Kindergarten!« Erica sprang auf und blickte auf die große Küchenuhr. »Ich bin tierisch spät dran, Ewa dreht durch, wenn ich zu spät komme.«
»Heute hole ich sie ab.« Anna stand auf. »Gib mir den Autoschlüssel.«
»Bist du sicher?« Erica sah sie besorgt an.
»Ja, ich bin sicher. Du hast sie jeden Tag abgeholt. Heute fahre ich hin.«
»Sie werden sich wahnsinnig freuen.« Erica setzte sich wieder an den Küchentisch.
»Daswerden sie bestimmt.« Anna griff lächelnd nach dem Autoschlüssel. Im Hausflur drehte sie sich um.
»Danke, Dan. Ich habe das wirklich gebraucht. Es hat gutgetan, sich alles von der Seele zu reden.«
»Hör auf, es hat mir doch Spaß gemacht. Vielleicht könnten wir morgen auch spazieren gehen, wenn das Wetter gut ist?«
»Superidee! Aber jetzt muss ich mich beeilen. Sonst dreht Ewa durch.« Mit einem letzten Lächeln verschwand Anna.
Erica wendete sich Dan zu.
»Was habt ihr bloß auf diesem Spaziergang gemacht? Einen Joint geraucht?«
Dan lachte. »Nein, nichts in der Art. Anna brauchte einfach jemand zum Reden. Es war, als würde plötzlich der Korken aus der Flasche fliegen. Nachdem sie angefangen hatte, war sie nicht mehr zu stoppen.«
»Ich habe es monatelang versucht.« Erica konnte nicht verhehlen, dass sie ein wenig gekränkt war.
»Du weißt doch, wie es mit euch beiden ist. Zwischen euch stehen so viele Altlasten. Vielleicht ist es für Anna nicht leicht, mit dir zu reden. Ihr steht euch zu nahe, im Guten wie im Schlechten. Sie hat gesagt, dass sie dir und Patrik unheimlich dankbar ist, weil ihr für sie da wart. Vor allem, weil ihr euch so wunderbar um die Kinder gekümmert habt.«
»Hat sie das wirklich gesagt?« Erica hörte selbst, wie sehr sie nach Anerkennung lechzte. Sie war es zwar gewöhnt, für Anna zu sorgen, und machte es gern, aber selbstlos war sie deswegen trotzdem nicht. Sie wollte, dass Anna ihr dankbar war.
»Ja, das hat sie gesagt.« Dan legte seine Hand auf die von Erica. Ein schönes und vertrautes Gefühl.
»Allerdings macht mir die Hochzeit Sorgen. Schafft ihr das in sechs Wochen? Du musst mir sagen, wenn du Hilfe brauchst.« Er brachte Maja mit komischen Grimassen zum Lachen.
»Waswillst du denn für mich tun?« Schnaubend schenkte Erica frischen Kaffee in die Tassen. »Mir ein Brautkleid aussuchen?«
Dan lachte. »Es würde bestimmt gut aussehen. Im Ernst, ich könnte vielleicht einige Gäste bei mir übernachten lassen. Platz habe ich mehr als genug.« Sein Blick wurde ernst. Erica wusste genau, woran er dachte.
»Du wirst sehen, es wird besser.«
»Meinst du?« Mit düsterer Miene trank er einen Schluck Kaffee. »Ach, Scheiße. Sie fehlen mir so, dass es mich fast zerreißt.«
»Vermisst du die Kinder oder Pernilla und die Kinder?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich beides. Ich habe ja akzeptiert, dass Pernilla einen anderen Weg eingeschlagen hat, aber die Kinder nicht täglich zu sehen bringt mich um. Nicht bei ihnen zu sein, wenn sie aufwachen und zur Schule gehen, nicht mit ihnen zu Abend zu essen und zu hören, wie ihr Tag war. All das. Stattdessen hocke ich die meiste Zeit allein in diesem grauenhaften, leeren Haus. Ich wollte es behalten, damit sie nicht auch noch ihr gewohntes Heim verlieren, aber langsam
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