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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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wäre, dich mit diesen Bildern zu beschäftigen? Dich mit ihnen auseinanderzusetzen?«
    »Quatsch, da trinkt man lieber ein Bier mehr! Oder, Calle?« Uffe trat Calle gegen das Schienbein und lachte, versank aber wieder in seiner Muffligkeit, als ihm niemand Beifall spendete. Lars konzentrierte sich nun auf ihn, woraufhin Uffe unbehaglich auf seinem Stuhl hin und herrutschte. Er war der Einzige, der sich »dem Prozess noch immer ein Stück weit verweigerte«, wie Lars sich ausdrückte.
    »Uffe, nach außen zeigst du immer eine harte Schale. Aber welche Gedanken kommen dir, wenn du an Barbie denkst? Was ist dir in Erinnerung geblieben?«
    Uffe sah sich um, als könne er nicht fassen, was er gerade gehört hatte. Was für Erinnerungen er an Barbie hatte? Er lachte dreckig und sah Lars an. »Wer behauptet, dass er sich nicht zuerst an ihre Titten erinnert, der lügt. Das waren solche Teile!« Mit gespreizten Fingern deutete er die Größe an und sah sich Beifall heischend um. Doch er hatte wieder keinen Erfolg.
    »Reiß dich zusammen, Uffe!« Mehmet war verärgert. »Bist du wirklich so bescheuert, oder tust du nur so?«
    »Wer hat dich denn gebeten, den Mund aufzumachen?« Uffe beugte sich aggressiv in Mehmets Richtung, ahnte aber irgendwo tief in seinem Stammhirn, dass seine Bemerkungen vielleicht ein wenig unpassend gewesen waren. Wieder hüllte er sich in mürrisches Schweigen. Es wollte ihm einfach nicht in den Kopf – vor ihrem Tod hatte niemand Barbie gemocht, aber jetzt hatten sich plötzlich alle Teilnehmer in rührselige Heulsusen verwandelt und taten, als wäre ihr bester Freund gestorben.
    »Tina,du hast noch nicht viel gesagt. Wie gehst du mit Lillemors Tod um?«
    »Ich finde es total tragisch.« Mit Tränen in den Augen schüttelte sie den Kopf. »Sie hatte das ganze Leben noch vor sich. Und eine Wahnsinnskarriere. Nach der Serie wollte sie sich für das Männermagazin Slitz fotografieren lassen, das stand schon fest. Ein Typ hat ihr gesagt, sie könnte nach Amerika gehen und versuchen, in den Playboy zu kommen. Im Ernst, sie hätte die neue Victoria Silvstedt werden können. Victoria ist schließlich nicht mehr die Jüngste, Barbie hätte sie echt ablösen können. Wir haben total viel darüber geredet. Sie war tierisch ehrgeizig. Total cool irgendwie. Es ist echt so tragisch.« Nun weinte sie richtig. Vorsichtig tupfte sie die Tränen ab, um ihre Wimperntusche nicht zu verschmieren.
    »Ja, echt tragisch! Die Welt hat die neue Victoria Silvstedt verloren. Was soll die Welt jetzt bloß machen?« Uffe lachte, hob aber abwehrend die Hände, als er die bösen Blicke der anderen sah. »Okay, ich halte schon den Mund. Heult ruhig weiter, ihr scheinheiligen Idioten.«
    »Diese ganze Sache scheint dich ziemlich zu frustrieren, Ulf«, sagte Lars mit sanfter Stimme.
    »Frustrieren? Na ja. Ich finde das Ganze nur so verlogen. Alle sitzen hier und flennen, obwohl ihnen Barbie total am Arsch vorbeiging, als sie noch lebte. Ich bin wenigstens ehrlich.«
    »Du bist nicht ehrlich«, murmelte Jonna. »Du bist ein Vollidiot.«
    »Oh, das Psychowrack hat gesprochen. Zieh doch mal den Pulli hoch und zeig mir deine neuesten Kunstwerke. Du bist echt so daneben!«
    Lars stand auf.
    »So kommen wir heute nicht weiter. Ulf, ich schlage vor, wir beide ziehen uns jetzt zu einem Einzelgespräch zurück.«
    »Von mir aus. Aber glaub nicht, dass ich mich bei dir ausheule.Das können die anderen Weicheier besser.« Im Aufstehen versetzte er Tina einen Klaps auf den Hinterkopf. Sie drehte sich wütend um und hob die Hand, als wollte sie zurückschlagen. Doch er lachte sie nur aus und schlenderte lässig hinter Lars her. Die Blicke der anderen folgten ihm.
    Sie waren zum Mittagessen verabredet. Seit dem Abend im Gestgifveri hatten sie sich nicht gesehen, und nun wartete Mellberg sehnsüchtig darauf, dass es endlich zwölf wurde. Er stand im Eingangsbereich und blickte auf die Uhr, die jedoch unbarmherzig erst zehn vor zwölf anzeigte. Die Zeiger bewegten sich im Schneckentempo. Er starrte abwechselnd auf seine Armbanduhr und auf den Parkplatz hinaus. Wieder hatte er das Gestgifveri vorgeschlagen. Für ein romantisches Treffen gab es keinen besseren Ort.
    Fünf Minuten später sah er den kleinen roten Fiat um die Ecke biegen. Sein Herz klopfte heftig, und sein Mund wurde ganz trocken. Reflexartig fühlte er nach, ob seine wenigen Haare immer noch vorteilhaft über den Schädel drapiert waren. Dann wischte er sich die Hände an den

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