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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Ich gehe davon aus, dass keiner Borer vergeben hat. Wahrscheinlich steigerte sich ihr Hass während der Haftzeit noch, jetzt laufen die Irren wieder frei herum und sinnen auf Rache.»
    «Kennen sich die beiden?»
    «Kann durchaus sein. Das müssen wir noch abklären.»
    «Danke, Stephan. Gute Arbeit. Die zwei nehmen wir uns vor.»
    «Wenn ihr mich braucht, Anruf genügt. Wir müssen Lena gesund finden ... Noch etwas ... wir sind alle froh, dass ihr den Fall übernommen habt, auch Markus.»

5. Kapitel
    «Wen zuerst?»
    «Den Sektierer.»
    «Gut. Mit dem Tram oder deinem Spielzeug?»
    «Dumme Frage. Natürlich mit meinen zweihundertachtzig Pferdchen.»
    Die rasten im Galopp durch Basel, obwohl die Sicht ziemlich zu wünschen übrig liess – Regen und Nebel, eine seltene Kombination im April. Das Wetter spinnt, dachte Ferrari und stellte erfreut fest, dass sie auf der Suche nach einem Parkplatz deutlich weniger lang um die Häuserblocks kurvten wie noch am Morgen. Nadine schien diese Freude nicht zu teilen, sie fluchte lauthals ob der Abzockerautomaten am Strassenrand. Tja, das war auch eine Methode, die Finanzen zu sanieren, und keine schlechte. Wehe man überzog ein paar Minuten, dann klebte im Handumdrehen der Strafzettel an der Windschutzscheibe. Vierzig Franken! Und diskutieren hatte keinen Sinn. Wer zu spät kam, der wurde bestraft. So war das Gesetz. Eigenartige Politik, denn es gab Strassen in Basel, da konnten Autos auf nicht vorhandenen Parkfeldern stunden-, wenn nicht sogar tagelang stehen, ohne dass das Geringste passierte. Verstehe das, wer will. Nadine jedenfalls sah bei diesem Thema rot.
    «Gibt es eigentlich keine Parkscheiben oder solch Gewerbeparkkarten für Polizeieinsätze?»
    «Keine Ahnung, aber du wirst es rauskriegen. Und solltest du fündig werden, wäre ich dir total ausgeliefert. Vorbei die schöne Zeit der gemütlichen Tramfahrten. Ist dir eigentlich bewusst, was du hinter dem Steuer verpasst?»
    «Klappernde, marode, quietschende Kisten, enge Sitze und nach Schweiss stinkende Passagiere.»
    «He! Unser Fuhrpark ist praktisch neu und nach einem harten Arbeitstag riecht man halt nicht mehr ganz frisch. Beim Autofahren bist du immer voll auf den Verkehr konzentriert. Da entgeht dir vieles. Im Tram kannst du die Stadt immer wieder neu entdecken oder einfach nur deinen Gedanken nachhängen.»
    «Du kannst ja fahren.»
    «Ist das ein Angebot?»
    «Sicher nicht. Glaubst du wirklich, dass ich dich Schussel freiwillig ans Steuer lasse? ... So, wir sind da ... Stebler, Linsenmann ... Irene Kaltenbach.»
    Nach kurzem Gespräch über die Sprechanlage gingen sie in den zweiten Stock. Eine korpulente Frau Mitte sechzig erwartete sie am Treppenabsatz. Ihr Gesichtsausdruck war alles andere als freundlich.
    «Was wollen Sie?»
    «Mit Ihrem Bruder sprechen. Ist er da?»
    «Kann ich Ihren Ausweis sehen? ... Gut, kommen Sie herein.»
    Erst jetzt bemerkte sie Ferrari, der hinter Nadine die Wohnung betrat.
    «Sie sind doch dieser ... der mit dem Autonamen.»
    «Ferrari. Francesco Ferrari», schnaufte der Kommissär.
    Anton Kaltenbach sass vor dem Fernseher. Ein spindeldürrer Mann, etwas jünger als seine Schwester. Ferrari dachte unwillkürlich an den Prediger in der Westernserie «Deadwood», eine Kultserie, die er von Nikki zu Weihnachten auf DVD geschenkt bekommen hatte. Die Handlung spielte in Deadwood, South Dakota, im jahr 1876 kurz nach der Schlacht am Little Bighorn und ging auf historische Begebenheiten zurück. Auch viele Charaktere basierten auf real existierenden Westernhelden wie Calamity jane oder Wild Bill Hickok. Einfach genial, dieses Westernepos, befand der Kommissär, dem es zwischen Weihnacht und Neujahr einige schlaflose Nächte verursacht und Monika beinahe den Verstand geraubt hatte. Den Schluss der Serie durfte er sich nur noch anschauen, wenn er allein zu Hause war. Seither hing das Wort Deadwood wie ein Fluch über der Familie. Kaltenbach nickte ihnen zu und schaltete das TV-Gerät aus.
    «Seien Sie uns willkommen. Setzen Sie sich. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?»
    Seine sonore Stimme passte überhaupt nicht zu seinem Aussehen.
    «Nein, danke. Wil’ möchten Sie nicht lange stören.»
    «Sie stören uns nicht. Irene, wärst du so nett und machst mir bitte einen Hagebuttentee? Danke. Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs?»
    «Es geht um Staatsanwalt jakob Borer.»
    Anton Kaltenbach lächelte väterlich.
    «Um den Herrn Staatsanwalt, soso. Da bin ich nun aber sehr

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