Die Tränen der Massai
entschlossen, auf dem alten Weg zu bleiben.«
»Wann, glaubst du, können wir nach Isuria aufbrechen?«
»Wenn ich den Minibus bekommen kann, heute Abend. Mir gefällt die Wunde deines Freundes nicht. Seine Urgroßmutter … nun, sie kann die Wunde vielleicht nähen, aber ich mache mir Gedanken wegen der Infektion. Ihr werdet es vielleicht einen Tag oder so nicht merken, aber wenn die Wunde sich entzündet, bezweifle ich, dass die alte Frau sein Leben retten kann.« Er schlang sich die Wasserkalebasse über eine Schulter. Sein Perlenschmuck klapperte gegen den brüchigen Kürbis. »Aber jetzt muss ich gehen; ich bin schon spät dran für Cottar’s Camp. Seht zu, dass er im Bett bleibt, und gebt ihm Blutmilch. Er wird all seine Kraft für die Fahrt heute Abend brauchen.« Bevor er ging, warf er noch einen Blick zu Kireko und schüttelte den Kopf. »Wenn es meine Entscheidung wäre, würde ich ihn zum Arzt in Nairobi bringen.«
Kapitel 24
Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
Der Regen in Kenia ist überwiegend tropischer Art, und es gibt Perioden relativ trockenen Wetters und Zeiten, in denen es jeden Tag regnet, wenn auch manchmal nur kurz.
Mit ihrer üblichen Präzision beschlossen die britischen Kolonisten, dass November der Monat der kurzen Regenfälle war und der lange Regen zwischen Ende März und Juni fiel. Es kann tatsächlich in diesen Monaten regnen, oder früher oder später oder gar nicht.
Beim Übergang von der trockenen zur langen nassen Jahreszeit kommt es mitunter zu dramatischen Gewittern, aber man heißt sie überall willkommen, da sie das Ende einer unangenehmen Periode hoher Luftfeuchtigkeit bringen.
W egen der Luftfeuchtigkeit war der Weg zum Frühstückstisch anstrengend, aber sie schien auch den Duft der diversen Büsche und schwer mit Blüten behangenen Lianen zu intensivieren. Blüten schmückten beide Seiten des Wegs. Malaika ging langsam, denn sie versuchte, die flüchtige Frische ihrer morgendlichen Dusche zu bewahren. Aber sie befürchtete, dass es nicht viel half, da sich die Hitze bereits für ihren Angriff auf den Tag sammelte. Jack folgte ihr und schwenkte einen improvisierten Fliegenwedel, den er von einem Busch abgebrochen hatte.
An einem Tisch im Essbereich des Gartens saß Bear wie ein König und bestrich ein Stück Toast mit Butter. Er trug ein frisches weißes Safarihemd und eine graue Baumwollhose.
»Guten Morgen, ihr beiden. Kaffee?«, fragte er und hielt die Kanne über eine der leeren Tassen.
»Nicht für mich, ich möchte lieber etwas Kaltes.« Jack griff nach einem Krug mit Mangosaft, der auf dem Serviertisch stand. »Malaika?«
»Hm. Für mich auch, bitte.« Sie setzte sich und legte sich die Serviette auf den Schoß.
»Wie kommt es, dass du so frisch aussiehst?«, fragte sie Bear. Sein Haar, das normalerweise ein Durcheinander schwer zu bändigender, loser Enden war, klebte flach an seinem Kopf.
»Ja, wie kommt das?«, fragte Jack ebenfalls und reichte Malaika ein Glas Saft. »Ich weiß! Ich wette, von seiner
Banda
hierher ist es kein Tagesmarsch.«
»Ganz richtig. Einfach nur um die Ecke. Wie habt ihr geschlafen? Heiß, wie?«
»Da hast du verdammt Recht. Die Feuchtigkeit bringt einen um.«
»Alle sagen, es wird heute oder morgen regnen«, berichtete Bear und trank einen Schluck Kaffee.
»Das wäre eine Erleichterung.« Jack schaute zum Himmel. Die Gewitterwolken, die seit Tagen jeden Nachmittag vom Horizont herangekrochen waren, waren wieder verschwunden. »Bist du sicher?«
»Ich? O nein! Aber jedes Jahr um diese Zeit fangen die Leute an zu behaupten, dass es bald regnen wird. Ihr wisst schon – Wunschdenken.
Verdammt! Es wird bestimmt bald regnen!
Aber dann passiert doch nichts. Ich persönlich rechne noch mit mindestens einem Monat Trockenheit, vielleicht sogar mehr.«
»Und kein Pool«, klagte Malaika nicht zum ersten Mal. »Ai! Heute suche ich mir einen kühlen Platz und werde ein bisschen lesen. Was habt ihr Jungs vor?«
Jack warf Bear einen Blick zu. Er zuckte die Achseln. »Gute Frage.«
»Wie wäre es mit einer
Safari?«,
schlug Malaika vor.
»Ich habe für eine Weile von dieser Klapperkiste genug«, sagte Jack.
»In der Bar hängt ein Zettel, auf dem steht, dass es jeden Nachmittag eine geführte Wildwanderung gibt. Interessierte treffen sich um drei Uhr in der Bar.«
»Eine Wanderung? Was meinst du, Großer? Sollen wir ein paar Menschen fressende Raubtiere niederstarren?«
»Ich bin dabei.«
»Malaika?«, fragte
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