Die Tränen der Massai
was Kleingeld anging.
Und dann war da Präsident Moi, der diesen riesigen Haufen von gutem Elfenbein verbrannt hatte. Was für eine Verschwendung, dachte Onditi und schüttelte den Kopf. Sehr seltsam. Ihm und Mengoru war es allerdings egal. Tatsächlich trieb es sogar die Preise in die Höhe. Wieder lächelte er.
Dieser Mengoru, das ist wirklich ein seltsamer Mann. Er tut immer so wichtig. Dabei ist er nur der große Mann in einem sehr kleinen Dorf. Und diese Sache mit dieser Kidongi-Frau.
Haki ya Mungo!
Seit Mengoru zufällig gehört hatte, wie Onditi den Namen Malaika Kidongi erwähnte – diese eingebildete Kuh bei AmericAid –, war er ganz versessen darauf gewesen, mehr über sie herauszufinden. Onditi hätte sich nie darauf einlassen sollen. Am Anfang hatte er geglaubt, es würde Spaß machen, sie als Teil seiner Arbeit ins Bett zu zerren, sozusagen als Zulage, aber er hatte versagt. Und was noch schlimmer war, sie hatte ihn vor Mengoru dumm aussehen lassen. Mengoru … wirklich seltsam.
Das Seltsamste jedoch war Mengorus Blick, wann immer Onditi über seine Tochter berichtete. War es Zorn? Bitterkeit? Es war schwer zu benennen. Rachsucht war das Nächstliegende, was ihm einfiel.
Wieder musste er an Malaika denken, und er biss die Zähne zusammen bei der Erinnerung an die Szene vor dem Carnivore, wo sie ihn abgewiesen und dieser
Mzungu
ihm die Nase blutig geschlagen hatte. Onditi hatte sich nie wirklich für dieses Massaimädchen interessiert, aber im Bett hätte sie Spaß machen können. Egal, eines Tages würde sie für ihre Respektlosigkeit zahlen. Onditi nahm an, dass es nicht angenehm für sie sein würde, wenn sie schließlich ihre Bekanntschaft mit ihrem Vater erneuerte.
Es kribbelte ihn am ganzen Körper bei der Aussicht, daran teilzunehmen.
James Onditi hielt den Rangerover vor dem Haus oberhalb des Dorfs an. Wieder einmal verblüffte ihn die Absurdität dieses Gebäudes. Oberhalb des traditionellen Massaidorfs wirkte es mit seinem Pseudo-Nairobi-Stil und dem modernen Anspruch wie Hohn.
»
Habari!«,
sagte Mengoru, der die Treppe von der Veranda herunterkam.
»
Mzuri«,
erwiderte Onditi.
»Ah, Sie haben es«, sagte Mengoru mit einem Blick auf den Lastwagen, der drunten ins Dorf rollte. »Kommen Sie, ich will es mir ansehen.«
Sie gingen den Hügel hinunter zur
Boma-
Öffnung. Die drei Männer, die neben dem Laster hockten, standen auf, als sie näher kamen. Mengoru rief eine Anweisung, und sie schlugen die Plane zurück. Der Wagen war beladen mit flachen Kisten voller Elfenbein. Mengoru kletterte die Sprossen hinauf, hielt sich an einer der Stangen für die Plane fest und schwang grunzend das Bein über die Heckklappe.
Er ging zwischen den Kisten hindurch und betastete dabei einige der Zähne. »Wie viele?«, fragte er Onditi.
»Zwanzig?«
»Zähne oder Elefanten?« Wieder ließ Mengoru den Blick über die Beute schweifen und wusste die Antwort bereits, bevor Onditi antwortete.
»Elefanten.«
Vierzig Zähne. Mengoru lächelte in sich hinein. Nur wenige hatten jedoch eine gute Größe. Er hatte nie ein wirklich hervorragendes Paar Zähne gesehen. Die waren alle schon vor Jahren außer Landes gebracht worden, bevor er ins Geschäft eingestiegen war. Er nahm an, dass sich etwa eine halbe Tonne Elfenbein auf dem Wagen befand. Ismail, sein Somali-Lieferant in Nairobi, würde zu Anfang wahrscheinlich fünfzehn US -Dollar pro Pfund verlangen. Mengoru würde ihm sechs anbieten. Am Ende würden sie sich auf zehn einigen. Wenn das Zeug erst in Uganda war, würde er fünfzig erhalten. Aber er hatte auch Ausgaben, die ganz oben begannen – beim Minister.
Ismail war ein Schurke und Dieb, aber er war der einzige Wilderer, den Mengoru kannte, der ihm Kredit gab. Ismail war zweifellos der Ansicht, dass er damit nur ein geringes Risiko einging, denn es war überall bekannt, dass er einen kleinen Händler, der seine Schulden nicht zahlen konnte, kastriert und geblendet hatte. Mengoru hasste es, sich mit solchem Abschaum abgeben zu müssen, aber ohne Kapital war es im Augenblick die einzige Möglichkeit, zu operieren. Mit einigem Glück würde er diesmal genug herausschlagen, um sich seinen eigenen Laster kaufen zu können.
Er ging weiter zwischen den Stoßzähnen umher. Eine größere Kiste hinter der Fahrerkabine war voller Rhinozeroshörner.
»Nicht viele Hörner diesmal, wie?«, fragte er Onditi, der ihn von der Straße her ansah.
»Nein, nur etwa zwanzig Pfund.«
Mengoru rechnete es im
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