Die Tränen der Massai
Rudel streunender Hunde zuwirft.
»Thomson-Gazelle.« Ersticktes Keuchen erklang von dem Mann der Blonden, dessen Wangen die Farbe glühenden Metalls angenommen hatte. Schließlich brachte jemand den Mut auf, um einen Halt zu bitten, damit sie Fotos machen konnten.
Der Massai blieb geduldig stehen, aber sobald sie die Kameras wieder senkten, ging er weiter. »Impala … Grants Gazelle …«
Jacks Videokamera klemmte. Er nahm an, dass der Sturz aus dem Landrover etwas damit zu tun hatte, und gab nach ein paar Minuten auf, an der Batterie und den Schaltern herumzunesteln. Als sie das nächste Mal Halt machten, ging er zu Bear am Ende der Reihe. Bear war damit beschäftigt, sein Zoomobjektiv auf etwas scharf zu stellen, das aussah wie eine Antilope und unter den grotesk nackten Ästen eines Affenbrotbaums stand.
»Da bist du ja«, flüsterte Jack. »Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.«
»Was?«
»Verloren an Helga, die blonde deutsche Sexbombe.«
»Sie heißt Inga. Und sie kommt aus Schweden. Versuch bloß nicht, witzig zu sein.« Er konzentrierte sich wieder auf die Kamera und die Antilope, die immer noch unter dem Baum stand.
»Kumpel, ich würde nicht mal im Traum daran denken.«
»Gut.« Der Verschluss klickte. Die Kamera surrte. »Ein netter Spaziergang, wie? Was hältst du von unserem
Askari?«
»
Hm. Groß. Kein Mann von vielen Worten.«
»Hast du das schwarze Ding bemerkt, das er unter dem Arm hat?«
»Meinst du die alte Schrotflinte?«
»Nein, diese kurze schwarze Keule unter seinen Arm. Ich glaube, das bedeutet, dass er eine besondere Position hat.«
»Du meinst wie Mittelstürmer?«
»Jack. Wie werde ich es je schaffen, ein wenig von Afrika in dein Blödmannhirn zu bringen?«
Sie gingen weiter.
»Löffelhund.«
Ein Elefantenbulle mit Stoßzähnen erschien aus dem Gebüsch. Er bewegte sich auf einem Kurs, der ihren Weg etwa in hundert Metern kreuzen würde. Ein anderer, kleinerer Elefant erschien ein paar Schritte hinter dem ersten.
Tingisha bedeutete ihnen, stehen zu bleiben. Er brauchte es kein zweites Mal zu sagen. Sie warteten schweigend, beobachteten erst die Elefanten, dann Tingisha.
Jack spürte, dass die Elefanten von ihrer Anwesenheit wussten, als sie durch die dichte Vegetation brachen.
»Sieht aus, als wären ein paar Bullen aus der Herde ausgestoßen worden«, flüsterte Bear.
»Sie machen den Eindruck, als wären sie ziemlich sauer«, stellte Jack fest.
»Kann ich ihnen nicht übel nehmen.«
»Sie sind riesig«, murmelte Jack.
»Na ja, du weißt ja, was die Leute sagen.«
»Was?«
»Du wirst nie einen größeren Elefanten sehen als den, dem du zu Fuß begegnest.«
»Danke, Kumpel. Manchmal gibt es auch so etwas wie zu viel Information.«
Bear schnaubte.
Der größere Bulle erreichte den Weg, wo er stehen blieb und sich hin und her wiegte, einen riesigen Vorderfuß mehrere Sekunden wie zu einer Art Tanz erhoben. Die Gruppe stand ehrfürchtig schweigend da. Der zweite Bulle blieb stehen und begann ebenfalls, hin und her zu schwanken.
»Was macht er da?«, flüsterte Bear Jack zu.
»Wie zum Teufel –«
Der größere Elefant wandte sich ihnen zu, hob den Kopf und stieß ein erschütterndes Trompeten aus. Dann senkte er den Kopf wieder und schlug mit den riesigen Ohren. Große Staubwolken stiegen um ihn auf.
Stewart schlurfte rückwärts und starrte die näher kommenden Elefanten ungläubig an, während seine Frau wie angewurzelt hinter Tingishas breiter Schulter stehen geblieben war.
Bear sagte: »O Scheiße«, und Jack begann sich zu fragen, wie schnell oder wie weit ein Elefant rennen konnten. Sie brauchten einen Baum, auf den sie klettern konnten und die Elefanten nicht. Das Gebüsch in der Umgebung hatte nichts als dürre kleine Sträucher zu bieten. Dann entdeckte er ein paar Felsen, die etwa dreißig Meter entfernt beinahe im hohen Gras verborgen waren. Das würde genügen müssen.
Tingisha versuchte, sich von dem dicken Schweden loszureißen, der sich verzweifelt an seinen Arm klammerte und den Mund auf- und zuklappte wie ein Goldfisch an Land.
Jack sah Tingisha an und zeigte auf die Felsen. Der Massai nickte und schob den Schweden vom Weg und auf die Felsen zu. Er winkte Bear, der Blonden und dem Journalisten zu, ihnen zu folgen.
Der zweite Elefant trat neben seinen größeren Bruder, und sie wurden immer schneller, trompeteten, rissen Stücke von den Büschen ab und peitschten den Staub zu ihren Füßen zu einem Sturm auf. Ihr Trompeten war
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