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Die Tränen der Massai

Die Tränen der Massai

Titel: Die Tränen der Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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nicht verstehen, ehe du die Blicke gesehen hast. Das Mitleid. Nein, kein Mitleid – Ekel! Die Art, wie sie dich ansehen, wenn sie wissen, dass du es hast. Sie haben Angst vor dir.« Wieder hob sie die Arme. »Sie gehen auf die andere Straßenseite, damit sie dich nicht sehen müssen. Wenn deine Freunde nur noch wollen, dass du von ihnen weggehst, dass du aus ihrer Stadt verschwindest, dann wirst du wissen, was es bedeutet, das hier zu haben.« Tränen liefen ihr über die Wangen. »Sie wollen, dass du stirbst.«
    »O nein, Ziada … o nein.«
    »Sag mir nicht, dass das hier kein guter Ort für mich ist, solange du diese Scham nicht gespürt hast. Es gibt keinen guten Ort für mich.« Sie senkte die Stimme, die zornig geworden war. »Malaika, du … ihr alle da draußen … ihr habt keine Ahnung …«
    »Ich will dir helfen.«
    Malaika hatte das Gefühl, dass sie ihre Schwester beinahe überzeugt hatte, aber Ziada sagte: »Lass mich einfach allein. Hier sind wir alle gleich. Wir brauchen unsere Gesichter nicht zu verstecken. Wir kennen einander. Wir wissen, was auf uns zukommt.«
    »Ziada, hör mich an! Wir können woanders hingehen! Es muss nicht Mwanza sein. Wir könnten nach … nach Nairobi gehen.«
    »Nairobi?«
    »Ja. Nach Nairobi! Ich kann dich mitnehmen. Du kannst bei mir wohnen. Du wolltest doch immer nach Nairobi kommen, oder? Erinnerst du dich? Als du noch klein warst. Du wolltest mit mir davonlaufen.«
    Ziada schwieg.
    »Dort kennt dich niemand. Wir werden zusammen sein. Ich werde mich um dich kümmern. Es gibt Medikamente, die …«
    »Nairobi?«
    »Ja, wir können etwas für dich tun.« Sie fasste Mut, weil Ziada schwieg.
    Ziada wandte sich den anderen vor der Hütte zu. Sie zeigten kein Interesse.
    »Malaika?« Das war Jack. Er zeigte auf die Uhr.
    »Ziada,
Kidogo.
Unser Boot wartet. Aber wir müssen bald aufbrechen. Wir müssen uns beeilen.«
    Ziada zögerte.
    »Komm mit mir nach Nairobi, Schwester.«
    »Bist du schon Ärztin?« Ein Lächeln zuckte über ihre Züge.
    Malaika seufzte, und Tränen der Erleichterung traten ihr in die Augen. »Noch nicht.« Sie half ihrer Schwester auf und umarmte sie. »Komm.«
     
    Jack hockte im Bug des Fischerbootes und spähte im trüben Licht zum Hafen von Mwanza. Hinter dem Mann am Steuer kauerten sich Malaika und Ziada dicht nebeneinander, um der Gischt zu entgehen.
    »Okay, los! Los!«, rief Jack dem Bootsbesitzer zu.
    Der Mann drehte das Steuer, und das schlanke Boot reagierte sofort, drehte bei und raste auf die Landspitze hinter Bismarck’s Rock zu.
    Jack ging zu Malaika ans Heck. »Hast du ihn gesehen?«
    Malaika hatte besorgt das Gesicht verzogen. »Ich bin nicht sicher. Es war ein großer Mann da, zusammen mit ein paar anderen, die in der Hütte am Kai standen. Wir sollten lieber auf Nummer Sicher gehen.«
    »Ich bin froh, dass wir das Auto nicht direkt am Hafen geparkt haben.«
    »Ich wäre gerne absolut sicher, dass er es war, aber jetzt ist es zu dunkel.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Ich denke immer noch, dass wir so schnell wie möglich nach Isuria fahren sollten. Wenn das da Mengoru und seine Freunde waren, werden sie einige Zeit damit verbringen, hier nach uns zu suchen. Wir können ins Dorf gelangen und wieder verschwunden sein, bevor sie zurückkommen.«
    Der Fischer drosselte den Motor und lenkte sein Boot an den sandigen Strand.
    Ziada wirkte erschöpft, aber sie rang sich ein Lächeln ab, als Malaika ihr auf die Beine half.

Kapitel 40
    Aus Peabodys Ostafrikaführer (5. Auflage):
    Kenia: Bevölkerung: 21,4 Millionen. Alphabetisiert: 69,4 %. (Männer 75,7 %, Frauen 63,3 %).
    Es gibt 42 Stammesgruppen in Kenia. Englisch ist die offizielle Sprache, Swahili (Kisuaheli) die Nationalsprache.
     
     
    S ie schlichen durch die langen Mondschatten.
    Jack hielt Malaikas Hand. Sie drehte sich immer wieder um, und er wusste, dass sie sich Sorgen um Ziada machte. Aber sie hatten keine andere Wahl. Wenn Mengoru und seine Männer im Dorf waren, würden Ziadas Hustenanfälle sie verraten. Er hatte Malaika schließlich davon überzeugt, dass es besser wäre, Ziada im Auto zu lassen, bis sie genau wussten, dass es sicher war, sie zu Kokoo zu bringen.
    An einer Stelle, von der aus sie das
Boma
auf der anderen Seite des Bachs sehen konnten, knieten sie sich hinter einen Busch. Die Rinder und Ziegen befanden sich bereits in ihren Pferchen, und ein riesiges Feuer brannte in der Mitte des kleinen
Enkang,
ohne dass sich jemand darum gekümmert hätte. Es

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