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Die Tränen der Vila

Die Tränen der Vila

Titel: Die Tränen der Vila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jaedtke
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bitte ich Euch: Nehmt das Angebot des Herzogs an und rettet Euch, solange noch Zeit ist!“
    Pribislav starrte den Grafen finster an, Niklot jedoch hatte den Blick gesenkt, und ich ahnte den inneren Kampf, der sich auf seinen Zügen abzeichnete.
    „Wie lautet das Angebot?“, fragte er mit schwerer Stimme.
    „Wie zuvor“, sagte Graf Adolf. „Ihr bleibt Herr Eures Volkes, und Euer Land wird weder verheert noch besetzt. Nur müsst Ihr die Taufe annehmen und Herzog Heinrich den Treueid leisten. Auf der einen Bedingung besteht er, auf der anderen die Kirche. Außerdem bitten wir Euch, die Gefangenen freizulassen. Selbstverständlich werden wir – und ebenso die Dänen – in gleicher Weise mit allen wendischen Gefangenen verfahren. Ich bürge Euch dafür.“
    „Nein, Vater!“, rief Pribislav. „Hör nicht auf ihn! Du kannst ihm nicht trauen!“
    Niklot hob den Kopf und straffte sich sichtlich.
    „Wenn ich überhaupt einem Christen vertraue“, sagte er zu seinem Sohn, „dann diesem.“ Erneut wandte er sich dem Grafen zu. „Und was sagt der Kirchenmann, der meinen Sohn angegriffen hat, zu diesem Handel?“
    „Vergesst, was er getan hat“, bat Graf Adolf. „Er ist ein alter Mann und vom Tod gezeichnet. Nicht mit seiner Herrschaft werdet Ihr leben müssen, sondern mit der des Herzogs.“
    „Also schön.“ Niklot seufzte schwer. „Ich erkenne es an: Ich bin geschlagen, nicht in ehrlichem Kampf, sondern durch den Verrat der Gefangenen. Ohne den Versorgungstunnel können wir nicht länger standhalten. Es scheint, dass die Götter gegen mich sind.“
    Graf Adolf trat einen Schritt näher und wechselte einen sprechenden Blick mit ihm. „Die Götter sind nicht gegen Euch, Niklot“, sagte er mit ungewöhnlich warmer Stimme. „Und auch unser Gott – davon bin ich überzeugt – wünscht weder Euren Tod noch Eure Niederlage, auch wenn unsere Priester dies behaupten. Ihr werdet noch lange über dieses Land herrschen, und Euer Sohn nach Euch. Lasst uns den Bund erneuern, der uns einst verband! Ich weiß, dass es Euch schwerfallen muss, das Knie vor Heinrich zu beugen. Doch ich bitte Euch, übersteht diesen unwürdigen Moment und tut, was unvermeidlich ist, damit Euer Land wieder Frieden hat.“
    Niklot blickte ihm lange in die Augen, doch endlich schlug er die seinen nieder und nickte seufzend. „Ich nehme das Angebot Eures Herzogs an“, sagte er mit schwerer Stimme. „Am besten gehen wir gleich zu ihm und bringen es hinter uns.“
    Niklots Söhne und Hauptleute warfen einander verstohlene Blicke zu, und manche tuschelten. Graf Adolf jedoch atmete dankbar auf.
    „Ich werde bei Euch sein, mein Freund“, sagte er und trat an Niklots Seite. „Nur eine Bitte noch …“ Er wies auf mich und Hartmann.
    Niklot nickte und wandte sich den Wachen zu. „Lasst sie frei!“
    Und so endete die Belagerung von Dobin an einem Morgen zu Beginn des Monats September. Die Tore der Burg wurden geöffnet, und Niklot, der Fürst der Obodriten, schritt den Torweg zum sächsischen Feldlager hinab, Graf Adolf an seiner Seite. Er ging keineswegs wie ein Besiegter, sondern in Waffen und stolzer Haltung, wobei seine Söhne, mehrere Hauptleute und eine Hundertschaft wendischer Krieger ihn begleiteten. Währenddessen wurden die verbliebenen Gefangenen aus dem unterirdischen Verlies befreit, und auch uns schnitt man die Fesseln durch und gab uns den Weg zum Tor frei.
    „Nun ist es dir also doch gelungen, mir das Leben zu retten“, sagte Hartmann, als wir aus dem Schatten der eichenen Torflügel traten und in die steigende Sonne blinzelten. „Ich kann nur sagen: Ich segne den Tag, als ich dich zufällig auf der Landstraße überholte.“
    Doch ich war nicht recht in der Stimmung, mich über seine Worte angemessen zu freuen. Vor kurzem noch, als ich mit meinem nahen Tod rechnete, hatte mich eine seltsame Gleichgültigkeit betäubt. Nun aber, zugleich mit der unverhofften Rettung, überfielen mich Reue und Furcht. Was mochte mit Lana geschehen sein? Ich hatte sie im Stich gelassen, um Hartmann zu retten, und nun war sie vermutlich ins Lager der Dänen verschleppt worden – auf die andere, die nördliche Seite der Burg.
    „Herr“, sagte ich. „Ich muss so schnell wie möglich ins Lager der Dänen, um nach Lana zu suchen. Am besten gehe ich über den Uferstreifen an der Hangseite nach Norden; das geht am schnellsten.“
    „Was befürchtest du? Graf Adolf sagte doch, dass alle wendischen Gefangenen freigelassen werden.“
    „Aber die

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