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Die Traenen Des Drachen

Titel: Die Traenen Des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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sollten dich besser wieder nach unten hinablassen. Ihr scheint wohl kämpfen zu müssen. Vergesst aber nicht, dass diese Belagerungen noch nie erfolgreich waren.«
    Der Kretter reagierte mit einem Schnauben und schleppte sich hinter ihm her.
    »Warte«, sagte Noj plötzlich. »Lass mich den Kretterkriegern berichten, was das Felsenvolk zu eurem Angebot gesagt hat. Lass es mich ausrufen!« Er stellte sich breitbeinig an die Kante und räusperte sich. »Wir haben euch nur ein Angebot zu machen!« Seine Stimme hallte über die Ebene. »Euch, die ihr meine Tochter verbrennen wolltet.«
    Er packte den Rattenmann im Nacken. Der Kretter klammerte sich an seinem Jackenkragen fest und flehte um Gnade, doch Noj schüttelte ihn ab und schlug ihn mit der flachen Hand zu Boden. Der Kretter brach zusammen, krabbelte an der Kante entlang und hustete.
    »Das ist für meine Tochter!« Noj drückte seinen Fuß gegen die Schulter des Mannes und stieß ihn in den Abgrund.
    Ich sprang vor und sah gerade noch, wie der rote Umhang auf den Schilden aufschlug. Etwas Gelbbraunes sickerte unter dem Kopf hervor. Die nassen Augen weinten Blut, während die Bogenschützen unter den Belagerungshütten in Deckung gingen. Ich drehte mich zu Noj um. Sein Gesicht war verzerrt und voller Falten. Ich erkannte ihn nicht wieder. War das derselbe Mann, der lächelnd am Tisch gestanden und für seine Frau Korn gemahlen hatte?
    »Das ist unsere Antwort!« Er brüllte so, dass ihm der Speichel auf den Lippen klebte. »Niemals werden wir den Vogelmann oder irgendjemand anderen preisgeben!«
    Mit diesen Worten sprang er zurück und zog mich mit sich. Die Pfeile surrten dicht wie Hagelkörner an die Decke und fielen auf unsere Köpfe herunter. Turvi sammelte sie ein und legte sie zu den anderen auf die Bank.
     
    Vielleicht machte sie der Tod des Boten so wütend. Denn jetzt richteten die Kretter ihre Leitern auf und stellten sie an die Kalane. Zwei Stöcke mit einer Stufe ganz oben klatschten plötzlich gegen die Kante. Die Stockenden waren in einem eleganten Muster mit großen Haken umwickelt.
    »Hol die doppelköpfigen Lanzen!«, schrie Noj, und Turvi hastete zur Treppe.
    Wir schauten an den Leitern nach unten und sahen, dass die Kretter bereits mit Säbeln in den Mündern zu uns hochkletterten. Noj und ich versuchten, die Leitern umzustoßen, doch da stellten sich die Bogenschützen auf und jagten uns zurück. Wir schoben Schnee über die Kante und schüttelten die Leitern, doch jedes Mal zischten die Pfeile.
    »Ich glaube, Turvi schafft es nicht rechtzeitig mit den Lanzen, ehe die hier oben sind«, flüsterte Noj. »Wir müssen es versuchen, wenn die Kretter nur noch ein paar Stufen von hier entfernt sind. Dann treffen ihre Pfeile nicht uns, sondern die Männer auf der Leiter.«
    Er fletschte die Zähne und bückte sich, als wollte er Anlauf nehmen und sich auf sie hinabstürzen.
    »Jetzt!«, schrie er und rutschte auf dem Hosenboden zur Kante vor. Ich tat es ihm gleich. Wir traten gegen die Leiter und schoben sie zur Seite. Die Kretter schrien und riefen direkt unter uns.
    »Noch etwas, jetzt! Dann kippen wir die ganze Meute dahin zurück, wo sie hergekommen ist.«
    Ich lachte, denn so wie wir auf dem Rücken lagen und die Leiter mit den Füßen wegschoben, schien mir das alles andere als gefährlich zu sein. Wir gaben ihr einen letzten Stoß, und sie begann zu rutschen. Noj jubelte, doch da zischte ein Säbel durch die Luft. Er zerschlug die oberste Stufe und zischte dann noch einmal an uns vorbei.
    Wir schoben uns zurück. Noj rannte zur Treppe zurück und schrie nach Turvi. Ich rappelte mich auf, während der erste Kretter über die Kante kletterte. Er trug lederne Kleidung, die überall mit Nägeln bedeckt war, und ein rotes Kopftuch. Der Säbel schnurrte in seiner Hand, bis er plötzlich auf mich zuschoss. Ich warf mich zur Seite, schlug mit dem Knie auf dem Boden auf und sah den nächsten Kretter über die Kante klettern. Der Säbel kam wieder auf mich zu, doch dieses Mal vermochte ich nur noch, mir den Arm vors Gesicht zu halten. Aus den Augenwinkeln sah ich Nojs blanken Schädel, bevor der Kretter plötzlich weggeschlagen wurde. Sein Schrei erzählte mir, dass er dem Unterhändler gefolgt war.
    Jetzt schrie uns Turvi etwas zu. Er kletterte die letzten Stufen hoch, stolperte vor und reichte Noj einen Spieß mit zwei Spitzen, wie die Harpunen, die sie auf der anderen Seite des Meeres benutzen. Auch mir gab er einen.
    Gemeinsam traten wir den Krettern

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