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Die Tränen des Herren (German Edition)

Die Tränen des Herren (German Edition)

Titel: Die Tränen des Herren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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Gericht!“
    „Ihr seid ein Ketzer und damit ipse facto exkommuniziert. Durch Eure Verbrechen habt Ihr Euch selbst vom Leib der Kirche getrennt!“
    „Wir sind unschuldig.“
    „Ihr seid sehr verstockt, Sire“, entgegnete der Dominikaner und richtete sich an den Folterknecht. „Tue deine Pflicht!“
    Dann wandte er sich um und schritt hinaus, ohne weiter auf die Proteste des Komturs zu achten.
      Roberts Fesseln wurden aufgeschlossen, kräftige Arme warfen ihn auf die Folterbank. Während ihn einer der Waffenknechte gegen das Holz drückte, schnallte sein Gehilfe Roberts Beine und Arme fest. Als sie zurücktraten, näherte sich ein gesichtsloses Augenpaar hinter einer roten Kapuze. Unwillkürlich suchte Robert auszuweichen. Doch die Ledergurte hefteten seinen Körper unbeweglich auf die Bank. Machtlos. Hilflos. Ausgeliefert. Robert drehte den Kopf zur Seite.
    „Helft mir, ihr heiligen Märtyrer! Heilige Jungfrau-“
    Der Folterknecht riss die Spannvorrichtung um eine volle Umdrehung herum. Komtur Robert schrie auf. Der Schmerz war heftiger gewesen, als er erwartet hatte.
    „Genügt das schon? Eh, ich habe alte Weiber gesehen, die länger durchhielten!“ rief ein Waffenknecht und rempelte seinen Kameraden an.
    „Will der edle Herr nun aussagen?“
    Robert biss die Zähne zusammen und schwieg. Er würde diesem Pack nicht noch einen solchen Triumph gönnen!
      Zur gleichen Stunde begannen die Verhöre der gefangenen Templer im ganzen Königreich. Bereits nach drei Tagen konnte Imbert seinem Beichtkind König Philipp einen ansehnlichen Stapel Geständnisse überreichen.  
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    Der Kammerdiener betrat auf Zehenspitzen die Sainte-Chapelle. König Philipp kniete auf einem samtgepolsterten Bänkchen, andächtig den Handlungen des Priesters folgend, der unter dem kostbaren ausgestellten Reliquienschatz die Messe zelebrierte. Der Kammerdiener schlug hastig das Kreuz und huschte zu ihm. „Euer Majestät, ein Gesandter des Apostolischen Stuhls!“
    „Er soll warten“, flüsterte Philipp ohne sich umzuwenden.
    Mit einer Leidensmiene zog sich der Kammerdiener zurück. Der päpstliche Gesandte war schon bei seiner Ankunft gereizt gewesen. Sofortige Audienz hatte er verlangt. Doch es half nichts. Seine Majestät pflegte nie an die Staatsgeschäfte zu gehen, ohne seine zwei Messen gehört zu haben.
    Als Philipp den Gesandten endlich bereit war zu empfangen, gab sich der kleine italienische Kardinaldiakon keine Mühe, seine Abneigung gegen alles Französische zu verbergen. Er deutete eine steife Verbeugung an und hielt König Philipp eine Pergamentrolle entgegen. Seine Majestät erbrach das Siegel und überflog den Text:
    „Clemens, Vikar Petri und Vikar Christi an Philipp, König von Frankreich... ich bin sehr beunruhigt über Dein Vorgehen in der Angelegenheit des Templerordens. Ohne die Autorisation der Heiligen Kirche Gottes hast Du die Brüder des Tempels gefangen genommen, ihre Güter beschlagnahmt... obwohl der Orden allein dem Heiligen Stuhl untersteht! Wir ermahnen Dich daher in aller Liebe, als treuen Sohn der Kirche, die Brüder des Templerordens einer Kommission zu unterstellen, die Wir bestimmen!“
    Philipp ließ das Pergament sinken, seine Empörung wie stets hinter einer eisigen Fassade im Zaum haltend. Er war niemandem Rechenschaft schuldig! Er brauchte niemanden um Erlaubnis bitten! Er war von Gottes Gnaden König von Frankreich, und keine Macht stand über ihm! Der König blickte den Gesandten an. „Ihr wisst, was hier geschrieben steht?“
    Der Kardinaldiakon nickte.
    „Dann richtet Seiner Heiligkeit Clemens aus, dass seine Besorgnis grundlos ist! Ich habe nur meine christliche Pflicht getan, als die Inquisition meine Hilfe anrief.“
    Guillaume Imbert, der einige Schritt hinter dem Thron stand, runzelte die Stirn. Der König hatte IHN gebeten, die Untersuchung gegen die Templer zu einzuleiten! Aber war bedeutete schon so eine juristische Formalität, wenn das Wohl der Kirche auf dem Spiel stand!
    „Natürlich werde ich Seiner Heiligkeit gern die Ergebnisse der Befragung zur Verfügung stellen“, fuhr Philipp fort. „Ich ersuche den hochgeschätzten Vikar Petri im Namen der bedrohten Christenheit, auch die übrigen Fürsten zur Verhaftung der Templer aufzufordern! Ich bitte ihn, er möge ein guter Hirt seiner Herde sein und nicht zulassen, dass der böse Feind sie in die Irre führt!“
    Die feine Drohung in der wohlgesetzten Rede entging dem Kardinaldiakon nicht. Zudem war er verärgert über

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