Die Tränen des Herren (German Edition)
Vertreter des Ordens beim Heiligen Stuhl. “Selbst bis zu uns in den Louvre sind Eure Taten gedrungen!”
„Gott hat uns beigestanden“, erwiderte Arnaud beschwichtigend. „Sicher ist eine ganze Menge übertrieben von dem, was Ihr gehört habt!“
„Nun… Ihr seid mit den Dämonen im Bunde, beispielsweise… Aber ich hörte auch, Meister Jacques habe Euch zu Prokuratoren des Ordens bestellt?”
Jocelin nickte. „Wir haben Vollmachten in allen Ordensprovinzen, alles Notwendige zur Verteidigung zu unternehmen. Aber wir wären sehr dankbar für Eure Hilfe, Vater Pietro!“
„Nun, ich werde Euch gern-“
Ein erstaunter Ruf unterbrach ihn: “Sie bringen Komtur Robert! Seht doch!“
Vor den ungläubigen Augen der Pariser Ordensbrüder führten vier königliche Söldner den Gefangenen durch das Tor, den die meisten unter ihnen längst nicht mehr am Leben geglaubt hatten. Nach der langen Kerkerhaft bereitete es ihm sichtlich Mühe zu gehen. Er hielt die Hand über die Augen, um sie vor dem ungewohnten Sonnenlicht zu schützen. Während ein Notar eilig seinen Namen aufschrieb, lösten die Söldner Roberts Fesseln. Augenblicke später war er von seinen Brüdern umringt.
128 Vorwürfe enthielt die neue Anklageschrift gegen die Templer. Die Kommissare hatten sie auf der Grundlage bisher geleisteter Geständnisse ausformuliert. Bereits während der Verlesung auf Latein waren immer wieder empörte Rufe aus den Reihen der Verteidiger laut geworden. Als die Kommissare ansetzten, die einzelnen Punkte auf Französisch zu erläutern, brach die Entrüstung los.
„Genug! Genug! Wir wollen nichts weiter hören! Alles sind Lügen!“
Der Bischof von Mende zischte, er habe gleich gewusst, dass es zum Tumult kommen würde, und es sei die Schuld Erzbischof Gregors, wenn sie alle ihr Leben verlören.
Unbeeindruckt wandte sich jener an die Templer: „Es ist die Absicht unserer Kommission - beruhigt Euch! - Es ist unsere Absicht, getreu den Anweisungen Seiner Heiligkeit Papst Clemens vorzugehen, was den Prozess gegen Euren Orden betrifft. Wir werden anhören, was Ihr zur Verteidigung vorzubringen habt. Aber es ist Uns unmöglich, Euch alle einzeln in dieser Angelegenheit zu vernehmen! Wir sind deshalb bereit, Vertreter anzunehmen, die Ihr ernennt, für Euch und den Orden zu sprechen!“
„Was soll das? Wir sind gekommen, um den Tempel zu verteidigen, mit eigenen Worten, mit dem eigenen Leben!“ schrie ein Bruder. Andere fielen ein, fragten, ob man sie aufs Neue betrügen wolle.
„Wir wollen widerrufen! Wie kann ein anderer an unserer Stelle widerrufen?!“
„Ruhe! Ruhe, oder wir führen Euch zurück in die Kerker!“ brüllte der Hauptmann der bischöflichen Garde.
„Höret!“ Erzbischof Gregor hob beschwörend die Arme. „Die Rekonziliarisierten, die widerrufen wollen, stehen nicht in der Befugnis Unserer Kommission! Sie sollen vor den Kommissionen ihrer Diözesen widerrufen, vor denen sie gestanden haben!“
„Vor denen wir gefoltert worden sind?!“ Das war Isnard de Montreal. „Ich habe schon zwei Brüder auf dem Scheiterhaufen brennen sehen; wenn Ihr uns zurückschickt, werden wir sterben!“
Gregor von Rouen erblickte Jocelin unter den Templern, und die Warnung des apostolischen Notars missachtend drängte sich der Erzbischof durch den Tumult. Er griff Jocelin am Arm und zog ihn zur Seite. “Bruder, wenn diese Männer Euch gehorchen, dann haltet sie zurück, im Namen Gottes! Wir können nicht alle Verteidiger anhören, sagt ihnen das! Wir können es nicht! Ihr müsst Sprecher ernennen, oder die Verteidigung wird überhaupt nicht gehört, versteht Ihr?“
„Ehrwürdiger Vater, Ihr wisst nicht, was Ihr fordert! Meine Brüder haben zuviel erlitten!”
„Wählt Eure Sprecher!“ wiederholte Gregor von Rouen eindringlich. „Wir geben Euch zwei Stunden Zeit zur Beratung, nutzt sie!“
Ohne eine Erwiderung abzuwarten kehrte der Erzbischof um. Vom Balkon aus ließ er den Beschluss zur Bedenkzeit verkünden. Die Notare nahmen ihn ins Protokoll auf, dann zogen sich die Kommissare zurück. Jocelin versuchte, seine unruhigen und enttäuschten Ordensbrüder zu beschwichtigen.
„Wir alle sind bereit zur Verteidigung, aber wenn Sprecher die einzige Möglichkeit sind, unsere Stimme für unsere Unschuld zu erheben, müssen wir Sprecher stellen! Es ist unsere Pflicht, den Tempel von den falschen Anschuldigungen zu reinigen!“
„Sire Jocelin, wir haben so viel erduldet auf dem Weg nach Paris! Wir haben nur
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