Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
auf den Plan. Mittlerweile hatte Ardens körperlicher Zustand sich erheblich gebessert, wenn auch sein Geisteszustand nachgelassen hatte. Er stand gerade, als der Schieber vor dem Türgitter zurückgeschoben wurde und ein junger Mann hineinsah.
»Komm zur Tür - schnell. Ich weiß nicht, wieviel Zeit ich habe.« Die geflüsterten Worte klangen dringend.
Arden tat, wie ihm geheißen, dann fragte er: »Wer bist du?«
»Nicht so laut«, zischte der andere. »Hör nur zu. Mein Name ist Dacey, und ich bin ein Freund von Jordan.« Arden machte große Augen, doch der junge Mann gab ihm mit einem Zeichen zu verstehen, dass er still sein sollte. »Tut mir leid, dass ich nicht eher kommen konnte, aber ich werde versuchen, dich hier rauszuholen.« Dacey fuhr fort und erzählte, Jordan hätte schon seit einiger Zeit versucht, Verbindung zu den Höhlenbewohnern aufzunehmen, denn er sei der Überzeugung, ihnen helfen zu können und dafür im Gegenzug ihre Hilfe zu bekommen.
»Bis jetzt«, fuhr der junge Mann fort, »ist es niemandem von der Erdoberfläche gelungen, auch nur in ihre Nähe zu gelangen, aber du hast es geschafft. Wirst du uns helfen?«
Arden schob alle Bedenken, es könnte sich um einen Trick handeln, auf Seite und nickte heftig. »Ich wüsste nicht, was ich lieber täte«, flüsterte er. »Es gibt ein paar Leute unter der Erde, die dasselbe wollen.«
»Das sind erfreuliche Neuigkeiten«, meinte Dacey. »Ich muss jetzt verschwinden - aber gib die Hoffnung nicht auf. Du hast sie dir bis jetzt vom Leib gehalten, und ich weiß, wie skrupellos die beiden sein können. Keine Sorge!«
»Danke!« hauchte Arden.
Dann waren Geräusche im Tunnel draußen zu hören, und mit einem letzten Winken schloss Dacey die Klappe. Arden setzte sich. Sein Herz klopfte, als die neue Hoffnung in ihm keimte.
31 . KAPITEL
Daceys nächster Besuch fand - soweit Arden es einschätzen konnte - zwei Tage später statt. Er war nur kurz.
Der junge Mann lächelte, als Arden an die Tür kam.
»Es wird bald zum Kampf kommen«, erklärte er ihm. »Wir sind in Bereitschaft. Die Höhlenbewohner sind noch nie zuvor so nahe gewesen, mit ein bisschen Glück wird es also eine Menge Verwirrung geben. Ich werde versuchen, dich rauszuholen, sobald es losgeht.« Arden nickte. »Wenn diese Tür aufgeht, folgst du mir. Sollte mir irgendetwas zustoßen, folgst du den auf den Fels gezeichneten Dreiecken. Sie werden dich an die Oberfläche führen. Danach bist du auf dich alleine angewiesen - verstanden?«
»Ja.«
»Bis bald. Halte dich bereit!«
Dacey schloss die Klappe und verschwand, ohne auf eine Antwort zu warten.
Ich werde bereit sein, dachte Arden. Er ging neben der Tür in die Hocke und lauschte gespannt auf jedes Geräusch einer Bewegung draußen. Lange brauchte er nicht zu warten.
Laute Schritte, dicht gefolgt von Rufen und dem Klirren von Waffen. Arden fuhr zusammen. Offenbar waren die Kämpfe näher gerückt, als Dacey vorausgesehen hatte. Zu hören, aber nicht genau zu wissen, was passierte, war äußerst frustrierend. Er überlegte, ob er rufen sollte - wenn Dacey ihn nicht befreien konnte, dann vielleicht seine Freunde aus dem Lichtlosen Königreich.
Eine Zeitlang wurde der Lärm draußen lauter, dann entstand eine Pause, und in der Stille vernahm Arden eine vertraute Stimme.
»Wo steckt er?«
»Dort drüben«, kam die halberstickte Antwort. Es folgte ein Knirschen und ein gurgelndes Rasseln, und Arden schauderte. Augenblicke später wurden die Riegel zurückgeschoben, die Tür ging auf, und J'vina schaute hinein. Die Kriegerin hielt ein blutverschmiertes Schwert in jeder Hand, ihr Atem ging schwer. Als sie Arden erblickte, lächelte sie und reichte ihm eine der Waffen.
»Komm!« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt.
Arden kam heraus und musste wegen der plötzlichen Helligkeit blinzeln, dann folgte er seiner Retterin. In der Höhle lagen mehrere Tote, und der Gestank von Blut war beinahe überwältigend. Drei weitere Soldaten des Lichtlosen Königreiches hielten an den Eingängen Wache. Wie J'vina hatten sie sich in das düster wirkende Seidenfischband gehüllt.
»Ich hab' ihn!« rief J'vina. »Gehen wir!«
Sie wollten gerade abziehen, als drei Graue Vandalen in die Höhle stürmten. Einer hatte eine Armbrust, und J'vina verlor einen ihrer Männer durch einen Bolzentreffer in die Brust, bevor irgendjemand Zeit hatte, zu reagieren. Am Ende waren alle drei Grauen Vandalen gefallen, doch Arden blieb allein mit J'vina, die aus Wunden
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