Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
zunutze. Unter dem ersten ungeschickten Hieb wegtauchend, drehte er sich genau in dem Augenblick hinter einen Stalagmiten, als die Waffe seines Gegners in die knollige Felsformation krachte. Arden griff rasch an, bevor der Vandale Zeit fand, sich zu besinnen. Er schoss um den Fels herum, riss die Klinge zwischen den Rippen des Mannes nach oben, zog sie heraus und ließ den Vandalen tot liegen.
Ein rascher Blick zeigte ihm, dass die Schlacht sich in mehrere kleine Gefechte aufgesplittert hatte. Es hatte Verluste auf beiden Seiten gegeben, doch bislang hatte niemand die Oberhand gewonnen. Die größere Zahl der Vandalen wurde durch die größere Beweglichkeit und die bessere, der Umgebung angepassten Sicht ihrer Gegner wettgemacht. Der Kampf war ausgeglichen. Von den Meyrkats keine Spur.
Zwei weitere Vandalen stürzten sich auf Arden, zögerten jedoch, als sie näherkamen.
»Wieso kämpfst du mit diesen Tieren zusammen?« knurrte einer von ihnen. »Du bist doch einer von uns.« »Er ist eine Teufelsbrut«, fauchte der andere. »Machen wir ihn fertig!«
Arden setzte ein entschlossenes Lächeln auf und dachte an J'vinas Rat für den Fall, dass er zwei Gegner vor sich hatte. Diesmal nicht, dachte er. Ich habe ein paar Rechnungen zu begleichen. Er machte sich bereit und hielt das Schwert so, wie J'vina es ihm gezeigt hatte, dann sprang er zur Überraschung seiner Gegner vor. Sie erholten sich schnell, und Arden wurde rasch zurückgedrängt. Dann wirbelte eine andere Gestalt vorbei und landete einen krachenden Treffer, der einem seiner Gegner die Schulter zerschmetterte. B'van war zu Ardens Rettung gekommen, musste jedoch seinen ungestümen Angriff teuer bezahlen: sein Schwert blieb stecken, und der zweite Vandale drosch mit seiner Klinge wild auf ihn ein. B'vans Kopf wurde vom Körper abgetrennt, und ein zweiter Blutstrahl schoss in die Höhe.
Arden packte die Wut. Er stürzte nach vorn über den Körper seines gefallenen Freundes hinweg und schlug auf seinen Feind ein. Mit Befriedigung registrierte er, wie sein Schlag ins Schwarze traf - dann schlug ihn jemand auf den Hinterkopf, und er ging besinnungslos zu Boden.
Als Arden aufwachte, war es stockdunkel, und sein Kopf schmerzte scheußlich. Er versuchte festzustellen, wie verwundet er war, und bereute augenblicklich den Versuch, sich zu bewegen. Abgesehen von der dicken Beule an seinem Hinterkopf fühlte sich sein gesamter Körper an, als hätte man ihn grün und blau geschlagen. Er litt fürchterliche Schmerzen - weit mehr, als sein Sturz verursacht haben konnte. Sein Gesicht war aufgequollen und wund, sein Mund trocken. Er lag völlig still und ließ die schmerzhaften Wogen über sich hinweggehen, bis er sie unter Kontrolle bringen und einen Gedanken fassen konnte.
B'vans Tod war ihm mit übler Klarheit in Erinnerung geblieben, doch seitdem nichts mehr. Was ist aus meinen Freunden geworden?
Plötzlich flackerte ein Licht auf. Er zuckte zusammen und sah, dass man ihn in eine winzige, nackte Höhle gesperrt hatte, deren Eingang von einer massiven Tür aus Holz versperrt wurde. Die Lampe warf rötliche Lichtbalken durch die Gitterstäbe des Fensters.
Plötzlich hörte Arden, wie jemand vor seiner Zelle etwas murmelte, dann das Geräusch von Riegeln, die zurückgeschoben wurden. Die Tür ging auf, und ein Mann mit einer brennenden Fackel kam herein.
»Ich weiß, dass du wach bist«, meinte der Neue. »Und ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns ein wenig unterhalten.« Er steckte die Fackel in eine Wandhalterung, dann setzte er sich auf die Stufe und faltete seinen grauen Umhang sorgfältig um sich. Als er das nächste Mal sprach, schwang in seiner Stimme ein grausamer Humor mit. »Eigentlich müsstest du mir dankbar sein. Deine Lage könnte sehr viel schlimmer sein.«
Arden öffnete ein Auge und blickte seinen grinsenden Bewacher an.
»Wäre ich nicht dazwischen gegangen«, fuhr der Vandale fort, »hätten meine Leute dich zweifellos getötet. Leider habe ich sie nicht daran hindern können, ihre Enttäuschung an dir auszulassen - ein wenig. Schließlich hast du zwei ihrer Kameraden getötet.«
Das erklärt alles, dachte Arden. Aber was will er bloß? Er öffnete beide Augen und sah den Mann zum ersten Mal richtig an. Er hatte ein scharf geschnittenes Gesicht mit kleinen, gerissenen Augen. Er wirkte dünn und drahtig, obwohl der größte Teil seines Körpers unter seinem Umhang verborgen war.
Arden verhielt sich still und wartete ab.
»Bestimmt willst du was
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