Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
ausbreitete, als wollte er sagen, »Wem? Etwa mir?«
»Ich danke dir«, sagte D'vor.
»Doch bevor ich irgendwohin gehe«, fügte Jordan hinzu, »muss ich ein wenig ausruhen.« Er wandte sich wieder an Arden. »Was soll ich mit dem Pferd machen?«
»Das nehme ich«, erwiderte Arden überraschend.
»Kommst du nicht mit uns?« fragte C'tis.
»Nein. Ich habe andere Dinge zu erledigen.«
»Und die können nicht warten?«
»Nein.« Arden wandte sich mit einer stummen Bitte an Jordan.
»Bring sie sicher zurück«, meinte der schwarze Mann. »Wir brauchen ihre Hilfe ebenso wie deine.«
Arden lächelte erleichtert und war ihm für sein Verständnis dankbar.
J'vian führte Arden wieder zurück an die Erdoberfläche. Es war, als litte er unter einem sonderbaren Fieber, und er wusste, dass es an der Zeit war, etwas dagegen zu unternehmen. Er fühlte sich zwar schuldig, weil er Jordan allein lassen musste, doch die Unterweltler hatten ihm versichert, dass sie sich gut um den Revolutionsführer kümmern würden. Außerdem hatte Arden weder die Absicht, ihn auf einem weiteren unterirdischen Treck zu begleiten, noch an seiner Stelle nach Newport zurückzukehren. Er sehnte sich zurück ins Tal, wo er hoffte, Gemma wiederzusehen. Seit Jordan ihm erzählt hatte, was er von ihr wusste, war Ardens Sehnsucht brennender als je zuvor. Sie war überwältigend.
»Hoffentlich weißt du, was du tust«, sagte J'vina, als sie sich trennten.
»Jordan braucht mich nicht«, antwortete er. »Außerdem werden wir uns bald Wiedersehen. Das weiß ich.«
»Dann viel Glück«, gab sie zurück. »Hoffentlich findest du, was du suchst.«
Sie machte kehrt, und Arden ging weiter, seine Augen beim Hinaustreten vor der grellen Sonne schützend. Er mühte sich hinauf zu der Stelle, wo Jordan sein Pferd angebunden hatte. Dann ruhte er sich ein paar Augenblicke im Schatten aus, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten.
Jordans Pferd war ein elegantes, kraftvolles Tier, dabei umgänglich. Es erkannte Arden sofort und akzeptierte seinen neuen Reiter. Sie brachen in nordwestlicher Richtung auf und umgingen die Wüste. Arden musste sich beherrschen, um sein Pferd nicht zu einem selbstmörderischen Galopp anzutreiben.
Kurz nach ihm sprang eine Gruppe kleiner, brauner Geschöpfe aus dem Eingang des Lichtlosen Königreiches und wand sich zwischen den Felsen hindurch, den Hang hinauf. An der Stelle, wo das Pferd gegrast hatte, versammelten sich die Meyrkats scheinbar zufällig, so als hätte die Richtung, die Arden eingeschlagen hatte, sie verwirrt. Nach einer Weile rangen sie sich zu einem gemeinsamen Entschluss durch und brachen auf nach Westen.
Acht Tage später ritt Arden völlig erschöpft in das Tal. Es dämmerte, als er vor Mallorys Küchentür halb aus dem Sattel glitt. Mallory und Kragen kamen herbeigeeilt.
»Arden!« stieß sie hervor. »Das glaube ich nicht!«
»Wir dachten, du seist tot!« mit Kragen überwältigt.
»So leicht werdet ihr mich nicht los« erwiderte er matt und musste lächeln, als er ihre verblüfften und hocherfreuten Gesichter sah.
Sie eilten zu ihm und halfen ihm ins Haus. Kragen rief nach den Jungen, die sich um das Pferd kümmern sollten.
»Ist Gemma hier?« fragte Arden, als er sich auf einen Stuhl fallen ließ.
»Sie w ar hier«, antwortete Mallory, »aber vor ungefähr ...« Sie rechnete rasch im Kopf nach. »Vor achtzehn Tagen ist sie abgereist.«
Arden stieß einen leisen Fluch hervor.
»Ein Mann namens Hewe ist aus Great Newport gekommen und hat sie um Hilfe gebeten«, erklärte ihm Kragen.
»Sie müssten mittlerweile dort angekommen sein«, schloss Mallory.
Arden stöhnte.
Anfangs glaubte er, überhaupt nicht schlafen zu können, so groß war seine Niedergeschlagenheit, so tief seine Enttäuschung. Doch als er dann im Bett lag, überließ er sich ganz seiner Erschöpfung und war fünfzehn Stunden nicht mehr ansprechbar.
Als er schließlich aufwachte, saß Mallory an seinem Bett. Sie brachte ihm zu essen und zu trinken und wollte seine Geschichte hören.
»Wir dachten, du seist tot«, erklärte sie. »Nach all der Zeit hatten wir die Hoffnung fast schon aufgegeben. Nur Gemma nicht. Gott sei Dank hat das Mädchen recht behalten! Wo hast du nur gesteckt?«
Er erzählte ihr seine Geschichte, und im Gegenzug berichtete sie, was Gemma durchgemacht hatte.
»Was wirst du jetzt tun?« wollte Mallory wissen.
»Ich werde zurück nach Newport gehen«, antwortete er. »Wenn man bedenkt, dass wir uns
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