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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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so knapp verfehlt haben!« Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
    Unten wurden Stimmen laut.
    »Ich glaube, du hast Besuch«, meinte Mallory mit einem Lächeln.
    Arden stieg aus dem Bett und zog sich an. Er fühlte sich wund und steif. Schließlich ging er hinunter in die Küche.
    Der Besucher war Kris, der den Raum mit seiner freundlichen Wärme füllte. Mallory und ihre Familie sahen zu, als Arden auf den missgestalteten Mann zuging.
    Als Arden in das schiefe Gesicht und die angsteinflößenden Augen blickte, begann Kris zu lächeln, winkte ihn zu sich und reichte ihm seine zerbrechliche Hand. Arden ergriff sie und musste an seine erste Begegnung mit Kris denken. Damals hatte der verkrüppelte Mann in Ardens Gedanken geblickt und seine Vergangenheit, seine Gegenwart und vielleicht sogar seine Zukunft erforscht. Es war eine Art Test gewesen, ein Test, von dem Arden bis heute nicht wusste, wieso er ihn bestanden hatte. Diesmal war das Gefühl anders, doch nach ein paar Augenblicken hörte Arden eine unbekannte Stimme sagen, »Entspanne dich, und lass dir von uns allen helfen.«
    Der Raum ringsum verschwand, und plötzlich sah er sich einer pulsierenden, blauen Wand aus Energie gegenüber. Sie war kalt, und er hatte Angst, doch irgendetwas - oder jemand - stellte sich der seltsamen Energie entgegen. Eine Lichtfontäne barst hervor, und er hörte Gemma sagen: »Allein kraft deines Willens.« Sie klang siegesbewusst, und als eine Tür sich in der Wand öffnete, an deren Rändern widerstrebende Kräfte knisterten, folgte er Gemma in den dahinterliegenden marmornen Raum.
    Sie ging ein paar Schritte geradeaus, dann blieb sie stehen, als ein Mann am fernen Ende der Halle sich umdrehte und sie anblickte. Er sagte etwas, doch Arden hörte seine Worte nicht, denn er schrie vor Entsetzen. Es war ein Bild aus seinem schlimmsten Alptraum. Das Gesicht des Mannes war unter einer Maske aus glänzendem Metall versteckt, Augen und Mund waren schwarze, leere Höhlen.
    Arden riss sich los, angewidert von der Erscheinung und krank vor Angst um Gemma. Als seine Hand den Kontakt zu Kris verlor, befand er sich plötzlich wieder in Mallorys behaglicher Küche. Doch nichts konnte die entsetzliche Erinnerung an die Szene zerstreuen, deren Zeuge er soeben geworden war.
    Das Echo seines Schreis hallte noch im Raum, als seine Zuschauer ihn anstarrten.
    Arden musterte Kris, der ebenso erschüttert wirkte wie die anderen. Diesmal hatte seine Anwesenheit nichts Tröstliches.
    Und irgendwie war das das Entsetzlichste von allem.
Teil Drei
Die Kreise der Magie
35. KAPITEL
    »Wer bist du?«
    Voller Entsetzen starrte Gemma auf den Mann mit dem metallenen Gesicht.
    »Meine Liebe, du erkennst mich nicht?« Seine Stimme klang amüsiert, war sanft und voller Zuversicht. Plötzlich wusste Gema, wer er war. Das Erkennen spiegelte sich deutlich in ihren Augen.
    »Ah, wie ich sehe, ist es dir wieder eingefallen.« Das bereitete ihm sichtlich Vergnügen. »Natürlich habe ich mich seit unserer letzten Begegnung ein wenig verändert. Wegen gewisser ... sagen wir, übereilter Handlungen deinerseits hat meine Behandlung beschleunigt werden müssen. Ich muss sagen, ich habe sie als äußerst wohltuend empfunden.«
    Gemma erinnerte sich an die seidige, eindringliche Stimme bei der Auktion, als dieser Mann sie als Sklavin hatte verkaufen wollen. Sie hatte den widerwärtigen Geschehnissen jener Nacht ein Ende gemacht, als sie auf erstaunliche Weise die magischen Kräfte entdeckte, die in ihr steckten. Sie hatte gehofft, ihr Auktionator wäre in dem darauffolgenden Feuer umgekommen, doch das war offensichtlich nicht der Fall.
    »Mendle«, stieß sie atemlos hervor.
    Er verneigte sich, verhöhnte ihre Angst auf diese Weise. Dann richtete er sich auf, trat einen Schritt nach vorn und winkte sie herbei. Gemma wich zurück.
    »Komm, meine Liebe. Du hast von mir nichts zu befürchten.« Er hielt inne und musterte sie. »Deine Spielchen haben mir damals einige Schmerzen bereitet«, gab er zu, »und das Feuer hat meinen Geschäften ernstlichen Schaden zugefügt. Doch das ist jetzt alles Vergangenheit. Wie du siehst, habe ich ein neues Gesicht, ich sehe wieder perfekt, auch ohne Gläser, und mein ... Geschäft floriert besser als je zuvor. Ich bin in eine weit mächtigere Stellung zurückgekehrt und darf mich jetzt Oberlord dieser wunderschönen Stadt nennen.« Er gab dem Titel einen dramatischen Klang, mit dem er die bitter-amüsierte Ironie seiner Worte unterstrich.

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