Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
Vom Netzwerk:
tatsächlich. Sein blondes Haar war länger als in ihrer Erinnerung, und er hinkte leicht, doch sein sonnengegerbtes, zerfurchtes Gesicht und seine Körperhaltung waren unverkennbar. Er war es!
    Als Gemma Mischa in einer Staubwolke zum Stillstand brachte, blieb Arden ein paar Schritte entfernt stehen. Sand flog auf, und die Stute wieherte, als Gemma sich aus dem Sattel schwang und ihm mit zur Begrüßung weit ausgebreiteten Armen entgegenlief. Er verfolgte teilnahmslos, wie sie näherkam. Irgendetwas in seinen grünen Augen ließ sie innehalten.
    »Arden, ist alles in Ordnung mit dir?« Plötzlich packte eine kalte Angst ihr Herz, doch sie war nicht bereit, sich die Freude darüber, dass sie ihren Geliebten wiedergefunden hatte, zerstören zu lassen. Sie war überzeugt, ihn von jedem Übel kurieren zu können. Sie waren wieder vereint, und nichts sonst zählte. Sie machte einen Schritt nach vorn.
    »Nein!« Arden hob die Hände, als wollte er sich ungewollter Aufmerksamkeit erwehren. »Das sind keine Dämonen!«
    Gemma hätte fast aufgeschrien - sie hatte sich so sehr danach gesehnt, seine Stimme zu hören doch seine Worte gaben keinen Sinn.
    »Arden, ich bin es, Gemma!«
    Zuerst reagierte er überhaupt nicht, dann huschte ein kleines Lächeln über seine Lippen, und Gemma konnte ihre Freude kaum zügeln, als sie ihn umarmte.
    Dann veränderte sich sein Gesicht in einem einzigen Augenblick und begann zu flirren wie Hitzeschlieren. Innerhalb weniger Augenblicke schimmerte sein ganzer Körper und hatte jede Substanz verloren. Gemma verfolgte mit wachsendem Entsetzen, wie der Elementale zu seiner ursprünglichen Gestalt zurückkehrte. Dann eilte das blaue, flammenähnliche Wesen davon, und die Straße war verlassen wie zuvor.
    »Nein!« Gemmas Stimme brach, und die Beine gaben unter ihr nach. Sie kniete im Sand, die Augen starr mit wildem Blick. »Arden!« Es war ein langer, ausgedehnter Schrei der Verzweiflung gegen diese unbarmherzige Grausamkeit, die ihr erst eine solche Freude gewährt hatte, nur um sie brutal zu enttäuschen. Ihr Atem ging in trockenen, quälenden Stößen, und sie hörte weder, wie Hewe von hinten näherkam, noch spürte sie, wie er ihr die Hand sanft auf die Schulter legte. Mittlerweile zitterte sie heftig am ganzen Körper, und in ihrem Kopf herrschte absolute Leere.
18 . KAPITEL
    An diesem Tag ritten sie nicht mehr weiter, sondern schlugen an dem schmalen Strand ihr Lager auf. Eine niedrige Klippe verbarg es vor der Straße, und Hewe musste Gemma praktisch zu diesem relativ sicheren Ort hinuntertragen. Er ließ Ashlin zurück, der mit den Pferden folgte. Beide Männer waren Zeuge der Verkörperung und der darauffolgenden Flucht des Elementalen geworden, und obwohl sie selbst entsetzt waren, konnten sie doch nur ahnen, welch traumatische Auswirkung es auf Gemma gehabt haben musste.
    Sie hatte seit dem Zwischenfall kein Wort mehr gesprochen. Im Laufe des Nachmittages ließ ihr Zittern nach, und sie begann, leise zu weinen. Die beiden Männer versuchten vergeblich, sie zu trösten, hielten ihr die Hand und sprachen beruhigend auf sie ein, jedoch ohne großen Erfolg.
    Schließlich gelang es ihnen, sie zu überzeugen, einen Becher heiße Brühe anzunehmen, die Ashlin aus ihren mageren Vorräten gekocht hatte. Sie nippte zögernd daran, den Blick starr auf das Flackern des Lagerfeuers gerichtet.
    »Es ist kalt«, meinte sie nach einer Weile.
    Hewe und Ashlin sahen, dass sie zitterte, also holte Hewe eine Decke, um sie vor der Meeresbrise zu schützen. Er legte sie ihr über die hochgezogenen Schultern.
    »Ist es so besser?« fragte er.
    Sie nickte, ohne den Blick vom Feuer zu nehmen.
    »Warum hat er das getan?« sagte sie mit leiser Stimme.
    »Ich weiß es nicht, Gemma«, antwortete Hewe. »Niemand weiß, warum sich die Elementalen so verhalten, wie sie es nun einmal tun.«
    »Es war so wunderbar, ihn wiederzusehen ... Ich liebe ihn, musst du wissen.« Ihre Stimme gewann ganz langsam ein wenig mehr an Kraft, so als wartete sie nur darauf, dass er ihr widersprach.
    »Das habe ich keinen Augenblick bezweifelt«, erwiderte Hewe sanft, dann sah er zu Ashlin hinüber. Der junge Mann saß schweigend da und grämte sich über Gemmas gebrochenes Herz, aber auch über seine verlorene Liebe zu ihr. Was sind wir Menschen doch für seltsame Geschöpfe, dachte Hewe. Wir wollen so viel, nur um dafür leiden zu können. Er lächelte versonnen. Es geschah nicht oft, dass er in die Rolle des Philosophen

Weitere Kostenlose Bücher