Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
Vom Netzwerk:
gehen.«
    Sie machten also Rast und beobachten aus dem Schutz eines kleinen Wäldchens heraus den Sonnenuntergang. Als der untere Rand des majestätischen orangefarbenen Balls in der Ferne den Horizont berührte, rief Ashlin überrascht: »Um die Sonne ist ein blauer Ring! Seht ihr ihn?«
    Gemma kniff die Augen zusammen und tatsächlich, sie konnte sehen, dass die Sonne von einem blauen Ring umgeben war, der noch einen schwächeren grünen einfasste. Sie hatte diese Corona schon früher einmal gesehen, doch niemals war sie so deutlich gewesen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie blickte zu Hewe.
    »Er kommt immer näher«, sagte er. »Was wir hier sehen, ist der Wall aus blauen Flammen«, erklärte er, an Ashlin gewandt.
    »Was geschieht, wenn er die Stadt erreicht hat?« fragte der junge Mann, doch Hewe antwortete nicht.
    Kurze Zeit später wurde der Himmel dunkler, und man konnte eine andere Art der Beleuchtung erkennen, diesmal aus der Stadt selbst. Knisternde Blitze aus weißblauem Licht, die umgedrehten Gewitterblitzen ähnelten, wurden von der Rauchwolke über der Stadt zurückgeworfen.
    »Der Turm?« fragte Gemma.
    »Der Turm«, bestätigte Hewe. »Zeit zum Aufbruch.«
    Sie ritten bis zur Barackensiedlung, dann ließen sie ihre Pferde bei einem der schweigsamen Bewohner, der sich über ihr Eintreffen nicht überrascht zeigte. Hewe führte Gemma und Ashlin durch das Gewirr aus Bretterbuden, tastete sich vorsichtig, aber geschickt durch das Halbdunkel.
    Wie eine Katze, dachte Gemma. Das hier ist sein Reich. Sie folgte ihm so leise wie möglich. Ashlin ging dicht hinter ihr und blickte sich immer wieder nach den Menschen um, die ein entsetzliches Dasein im Dämmerlicht fristen mussten.
    Sie betraten eines der dunklen Wohnhäuser, und Hewe pochte ein deutlich erkennbares Zeichen auf eine der inneren Türen. Diese wurde wenige Augenblicke später geöffnet, und während man sie hineinbat, verschoben gesichtslose Männer einen Tisch und öffneten die darunter verborgene Falltür. Hewe stieg als erster hinab und warnte seine Begleiter, die Stufen seien stellenweise glatt und ausgetreten. Dann kletterte Gemma in die absolute Finsternis des eigentlichen Untergrundes hinab.
    Am Fuß der Treppe angelangt, standen sie vor einem jener geraden Tunnel, an die Gemma sich noch von ihrem früheren Besuch erinnerte. In der Ferne leuchtete schwach ein Licht, das sich in der Feuchtigkeit an den Wänden und auf dem Boden glitzernd spiegelte.
    »Wir warten einen Augenblick, bis eure Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben«, erklärte Hewe. Dann führte er sie in das Dämmerlicht, vorbei an verschiedenen Gängen, in denen sie unsichtbare Wesen davonhuschen hörten. Der Tunnel gabelte sich, und Hewe führte sie weiter, bog erst rechts, dann links ab.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte er ihnen.
    Hundert Schritte vor ihnen glühte eine Fackel in ihrer Halterung. Bevor sie sie erreichten, traten zwei Männer aus dem Schatten und verstellten ihnen den Weg. Ihren Umrissen sah man an, dass sie Messer trugen.
    »Begrüßt ihr so eure alten Freunde?« fragte Hewe vergnügt, doch die Antwort war eiskalt.
    »Wenn du ein Freund bist, wirst du die heutige Parole kennen.«
    »Egan, bist du das? Ich bin's, Hewe, Mann! Ich war drei Monate fort - woher soll ich die Parole von heute kennen?« Gemma hörte den gefährlich verärgerten Unterton des Mannes.
    »Wie bist du ohne Parole hier hineingekommen?« wollte der andere wissen.
    »Weil die Leute draußen nicht so beschränkt sind wie ihr!« explodierte Hewe. »Sie wissen, wann sie einen Freund vor sich haben!«
    Sein hartnäckiger Befrager versteifte sich sichtlich, doch der Mann namens Egan legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Schon gut, Ambros. Das ist wirklich Hewe - sein Temperament ist unverkennbar.« Er winkte sie nach vorne. »Wer ist das dort bei dir?«
    »Gemma und Ashlin«, antwortete Hewe. »Hast du meine Nachricht nicht bekommen?«
    »In der letzten Zeit ist es hier recht chaotisch zugegangen«, erwiderte Egan. »Wir wussten, dass du kommst, hatten aber keine Ahnung, wann.«
    Die beiden Posten untersuchten die Neuen, als sie sich der Fackel näherten.
    »Der traurige Empfang tut mir leid«, fuhr Egan fort. »Die Situation war ziemlich übel, und wir können kein Risiko eingehen.«
    »Schon gut«, gab Hewe zurück. »Ich hätte mich nicht so aufregen sollen, aber die Reise war lang, und ich muss dringend Jordan sprechen.«
    »Dann hast du Pech«, meinte Egan. »Kein Mensch

Weitere Kostenlose Bücher