Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
Vom Netzwerk:
unterirdische Welt voller alptraumhafter Kreaturen, die sein fieberhafter Verstand hervorgebracht hatte. Völlige Dunkelheit hätte sie nur allzu wirklich gemacht.
    Wie er hierhergekommen war, blieb Arden immer noch ein Rätsel. Nachdem der Berg bewegt und der Fluss zurück ins Tal geleitet worden war, hatte er sich auf einer kleinen Insel inmitten der wieder strömenden Wassermassen wiedergefunden. Sein gescheiterter Versuch, sich schwimmend in Sicherheit zu bringen, hatte ihn zum Eingang einer kleinen Höhle gleich oberhalb der Gischt geführt, und er war mit zerschundenem Körper und völlig erschöpft hineingekrochen. Dort blieb er einen Augenblick liegen, rang nach Atem und wollte gerade aufstehen, als eine Woge über den Rand des Höhleneingangs geschossen kam. Bevor er wusste, was geschah, glitt er immer tiefer in den Berg hinein. Seine hektisch tastenden Hände fanden an der glatten, nassen Oberfläche des Steins keinen Halt. Während er immer tiefer hinabglitt, neigte sich das Gefälle immer mehr und beschleunigte unbarmherzig seinen Sturz. Das Licht des Eingangs wurde immer kleiner, und Arden hatte das Gefühl, mit Haut und Haaren verschluckt zu werden. In panischer Angst versuchte er sich an dem Felsen festzuhalten, doch es war zwecklos.
    Das letzte, was er sah, bevor ihn die Dunkelheit der Erde schluckte, war eine Vision von Gemma, die entsetzt seinen Namen rief.
    Immer schneller und schneller rutschte er in die völlige Dunkelheit. Hilflos wirbelte er herum, Arme und Beine drehten sich in einem nicht enden wollenden Kreis, und voller Entsetzen wartete er darauf, dass ein schroffer Fels ihn zerreißen, ein Felsbrocken ihm den Weg versperren und damit seinem Sturz und seinem Leben ein Ende machen würde. Doch nichts dergleichen geschah, und der glatte Tunnel sog ihn weiter in sich hinein, als hätte man ihn für eben diesen Zweck geschaffen.
    Arden nahm sein Schicksal hin. Er hatte alle Hoffnung hinter sich gelassen, konnte kaum noch denken oder atmen und versuchte auch gar nicht mehr, seinen Sturz aufzuhalten. Er gab sich damit zufrieden, sich so gut es ging zu schützen. Er hatte keine Vorstellung, wie weit er gefallen war oder wie tief unter der Erde er sich befand, doch allmählich dämmerte ihm, dass sein Sturz langsamer wurde. Der Druck auf seinem Rücken und in seinem Magen verriet ihm, dass das Gefälle flacher wurde, wenn er auch immer noch von einer Seite zur anderen geschleudert wurde.
    Und dann plötzlich schwebte er einen Augenblick auf einer Felsrampe in der Dunkelheit, bevor er wieder nach unten stürzte.
    Was war das?
    Unvorbereitet und schutzlos prallte er mit einem Schlag auf das Wasser. Hunderte flüssiger Fäuste trommelten auf seinen Körper ein. Wasser schoss ihm in den Mund, in die Nase, in die Ohren. Einer seiner Füße stieß gegen einen Stein, und der brennende Schmerz raubte ihm noch mehr die Orientierung.
    Er geriet ins Schwimmen, seine Sinne schwanden, er rang verzweifelt nach Atem, wusste aber nicht sofort, welcher Weg nach oben führte. Er schluckte das tintenschwarze Wasser, und die Kälte attackierte ihn sowohl von innen als von außen. Er zwang sich, ruhiger zu werden, ließ sich eine Weile nach oben treiben, durchbrach die Wasserfläche und unterdrückte einen Schrei, als er den quälenden Schmerz in seinem verletzten Bein spürte.
    Als Arden aus dem Wasser emporschoss, sog er den Atem in tiefen Zügen in seine Lungen und sah Lichtfunken, die wie Sternschnuppen vor seinen Augen kreisten. Er hustete und spuckte, und doch blieb seine Welt vollkommen still. Der Schock beim Eintauchen in das eiskalte Wasser hatte ihn seines Gehörs beraubt.
    Als er sich beruhigt hatte, sah er, dass einige der hellen Lichtpunkte sich nicht mehr bewegten, sondern unablässig leuchteten wie die Lichter einer fernen Stadt. Er ließ sich treiben, ruderte mit den Armen und seinem gesunden Bein und wusste, wenn er nicht bald trockenen Boden fand, würde er ertrinken.
    Ich lebe noch! Vielleicht haben sich die Götter etwas Besonderes für mich ausgedacht!
    Fast hätte er über die Ironie des alten Sprichwortes gelacht, doch er riss sich zusammen. Er hatte Angst, in Hysterie zu verfallen.
    Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Dunkel, und er konnte dicht über der Wasserlinie einen Felsvorsprung erkennen. Er schwamm vorsichtig darauf zu, das kranke Bein hinter sich herziehend. Die Taubheit breitete sich mittlerweile aus, unterhalb seines Knies hatte er schon kein Gefühl mehr.
    Vorsichtig und

Weitere Kostenlose Bücher