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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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nicht!«
    »Ein! Aaaß i ni!«
    C'tis wachte durch das plötzliche Geräusch auf und war im Nu an seiner Seite. Es war die lauteste Äußerung, die er von sich gegeben hatte, und die am ehesten verständliche. Sie erriet, was er meinte.
    »Ich bin hier«, sagte sie leise, aber deutlich. »Ich werde dich nicht verlassen.«
    Als sie sich im sanften Schein des Feuers ansahen, konnte sie die Fragen in seinen grünen Augen sehen - doch C'tis war Heilerin und keine Gedankenleserin.
    Wenn er nicht diese lächerlich kleinen Schlitzaugen hätte, wäre er eigentlich ganz hübsch, dachte sie. Wenn er nur sprechen könnte!
    Sie bot ihm einen Schluck Wasser an, den er dankbar trank. Zwischen den Schlucken blickte er hoch zur Höhlendecke.
    »Hast du dort oben etwas gesehen?« fragte sie, plötzlich neugierig geworden.
    Er runzelte die Stirn, dann schüttelte er den Kopf und zeigte auf eines seiner Ohren.
    »Kannst du mich überhaupt hören?«
    Er beugte sich weiter vor und drehte den Kopf zur Seite. C'tis wiederholte die Frage lauter als zuvor und war begeistert, als er reagierte, Daumen und Zeigefinger ein Stück weit auseinander hochhielt und >ein wenig< anzeigte.
    Danach machten sie rasch Fortschritte. Ihre erste Unterhaltung bestand im Austauschen ihrer Namen. C'tis hatte Mühe, die ganze Zeit über laut zu sprechen - ihr Volk verfügte über ein sehr feines Gehör und unterhielt sich gewöhnlich leise -, doch sie fuhr unbeirrt fort, und Arden, angetrieben von der allmählichen Rückkehr seines Hörvermögens, gab sich alle Mühe, sich zu verständigen. Während der nächsten paar Tage entwickelten sie eine notdürftige Zeichensprache, um sein begrenztes und bemühtes Vokabular zu ergänzen. B'van nahm an diesen gemeinsamen Lernbemühungen teil, doch sonst erfuhr niemand, was hier geschah. Wegen seines langen Aufenthaltes in dem Versteck hatte das Interesse an dem Fremden nachgelassen. Selbst die anderen aus dem Kontrolltrupp kamen jetzt seltener zu Besuch.
    Arden stellte zunächst Fragen, die C'tis erst beantwortete, dann ausführlicher erläuterte. Sie sprach, solange sie seine Aufmerksamkeit halten konnte. Auf diese Weise erfuhr Arden etwas über die Natur seiner unmittelbaren Umgebung. Als C'tis ihm von der Flüstergalerie erzählte, wollte er ihr im Gegenzug von dem wunderbaren Licht erzählen, das er gesehen hatte, doch seine Zunge verweigerte ihm den Dienst.
    C'tis fuhr fort mit der Beschreibung des Dorfes Midholm, einer Ansammlung von Höhlen, in denen viele Familien in einer sich selbst versorgenden Gemeinde lebten. Es gab drei Schmieden, in denen verschiedene Erze geschmolzen und zu Werkzeugen, Waffen, Booten und anderem Gerät verarbeitet wurden, auf das die Gemeinschaft angewiesen war. Einige Leute waren ausgezeichnete Fischer, andere waren Soldaten oder Wegführer oder Heiler wie sie. Wieder andere hatten sich darauf spezialisiert, die lebenswichtigen Wurzeln und andere Kulturpflanzen zu ernten, die den größten Teil ihrer Nahrung ausmachten. B'van erzählte Arden bei einem seiner Besuche, dass es noch viel mehr Leute gab, die sich auf gar nichts spezialisiert hatten, die jedoch die weniger ruhmvollen, aber trotzdem notwendigen Arbeiten verrichteten. Mit diesen Worten überreichte er ihnen zwei Schalen, in denen sich sein letzter Beitrag dazu befand. Die beiden Männer grinsten sich an, und bei diesem Anblick wurde der Heilerin warm ums Herz.
    Während der ersten Zeit seiner Ausbildung war Arden häufig frustriert, denn er wollte so viel mehr lernen, als C'tis gedachte, ihm beizubringen. Vieles erschien ihr derart offenkundig, dass sie es in ihrem Unterricht gar nicht erst erwähnte, und Arden war noch nicht soweit, dass er gezielt nachfragen konnte. Außerdem brauchte er häufig Erholungspausen, da ihm die Schmerzen und Unannehmlichkeiten seiner Krankheit schwer zu schaffen machten. C'tis bekam eine Vorstellung von seiner Enttäuschung, war aber eine zu gute Heilerin, um zuzulassen, dass sein Wissensdurst den Heilungsprozess verzögerte. Er kam langsam, aber sicher voran. Die Grünlicht-Vergiftung war bald überwunden, und seine Erd-Wildheitswerte verringerten sich laufend. Sein Bein war so gut verheilt, dass sie ihm Übungen erlaubte. Zuerst ging er vorsichtig mit B'vans Hilfe, später dann mit einer Krücke aus Metall, die man dem Oberschmied abgeschwatzt hatte. Arden war noch immer sehr schwach, und das Stehen erzeugte bei ihm anfangs Schwindel und Übelkeit, doch seine Entschlossenheit wurde offenkundig,

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