Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
Vom Netzwerk:
verlassen.«
    »Midholm verlassen?« C'tis war fassungslos, und der Schrecken stand ihr ins Gesicht geschrieben. Vielleicht sind wir alle dem Untergang geweiht, dachte sie besorgt.
    Arden hatte Mühe, zwischen seinen Träumen und der Wirklichkeit zu unterscheiden - und hatte vor beidem Angst.
    Ein Gutes hatten seine Träume - er sah besser. Im Wachzustand schien alles verschwommen und undeutlich, merkwürdige Geschöpfe beugten sich über ihn, und hoch über seinem Kopf, gab es seltsam farbige Lichter. Ihm drehte sich der Kopf, und er fühlte sich die ganze Zeit über schwach und krank. Seine Glieder kribbelten unangenehm. Er bekam mit, dass er gefüttert wurde, hatte aber keinen Geschmackssinn und wusste auch nicht, was er aß. Es gab auch seltsame Geräusche, Stimmen, die so leise waren, dass er sie kaum hörte und erst recht nicht verstand, was sie sagten. Seine Zunge wollte ihm nicht gehorchen - alles, was herauskam, wenn er sprechen wollte, war ein heiseres, schnarrendes Hüsteln. Sein Bein schmerzte, und er konnte es nicht bewegen, aber verglichen mit der ständigen Übelkeit und den Magenkrämpfen war dies nur ein geringfügiges Problem.
    Bei allen Unannehmlichkeiten zog Arden den Wachzustand den Träumen vor. Er schlief viel, war trotz seiner Bewegungslosigkeit erschöpft. Manchmal war sein Schlummer friedlich und heilend, dann wachte er auf und fühlte sich vorübergehend erfrischt - und erleichtert, dass er nicht die beängstigenden Regionen betreten hatte, die manche Träume erzeugten.
    Einige dieser Bilder waren grauenhaft, andere angsteinflößend, und alle überstiegen sein Begriffsvermögen. Er sah, wie sein eigener Körper schwarz wurde und zerfiel. Er sah das schwarzzüngige Monster aus der Pilzhöhle - nur dass es diesmal keine Zeichnung war, sondern ein riesiges Ungeheuer, das ihn in seinen Bann zog und dessen Augen mit beängstigender Macht erglühten. Knollige Fische trieben an ihm vorbei, deren aufgequollene Bäuche platzten und einen stinkenden, grünlichen Schleim verspritzten. Die Stimme seines Vaters quälte ihn, machte sich über sein Unvermögen lustig und verdoppelte seine Schmerzen. Er trieb in kaltem Wasser, umgeben von schwarzen Eisklumpen, und sah in der Tiefe hässliche rote Streifen. Am schlimmsten waren die Augenblicke, wenn er alleine durch einen riesigen metallenen Dschungel wanderte und sich endlos zwischen den monströsen Strukturen, die pochten und röhrten, im Kreis bewegte. Immer wieder überquerte er schmale Brücken über metallenen Schluchten, stieg Stahlleitern hinauf und glitt spiegelglatte Rutschen hinab. Sein Traum endete jedesmal mit einer Auseinandersetzung zwischen seinem verlorenen Selbst und jenen Männern, deren Gesicht in Metall eingeschlossen waren, in dem leere Löcher Augen und Mund markierten. Arden erwachte aus diesen Träumen mit einem Gefühl von Hilflosigkeit, Verlorenheit und schrecklicher Einsamkeit.
    In anderen Träumen sah er Kreaturen mit ungeheuer großen Augen, die vollkommen schwarz waren. Ihre Anwesenheit hatte jedoch etwas durchaus Freundliches - sie waren eher besorgt als aggressiv. Zusammen mit ihnen gab es Visionen marschierender Armeen, kleine Männer, die unbarmherzig vorrückten, jeden Raum und jeden Tunnel ausfüllten. Ihr unnachgiebiger Ansturm erfüllte die schwarzäugigen Wesen mit Furcht, wenn Arden auch den Grund für ihre Angst nicht verstand.
    Ein Monat verging - auch wenn er davon nichts mitbekam -, bevor er den nächsten Traum mit Gemma teilte. Diesmal waren sie nicht über die Meyrkats miteinander verbunden, und er spürte ihre Verwirrung und Verzweiflung. Er versuchte zu ihr zu sprechen, konnte es aber nicht. Auch von ihrer Umgebung konnte er nichts erkennen. Sie blieb eine ferne, geisterhafte Erscheinung, die seine Sehnsucht weckte. Dann brach die Verbindung ab, und er wachte weinend auf, und die Lichter über seinem Kopf brachen sich in seinen Tränen.
    Er blinzelte und blickte sich verwundert um.
    Irgendetwas schwebte dicht unter der Höhlendecke. Es war unmöglich, sich genau darauf zu konzentrieren - die Bewegung war flüssig, wie die Spiegelung einer Lampe im Wasser. Farben kräuselten sich, als wären sie aus Licht. Es war wunderschön. Arden kniff noch einmal die Augen zusammen und fragte sich, ob er vielleicht noch träumte, und in diesem Augenblick löste sich dieses wundersame Etwas blitzartig auf und ließ ihn doppelt aller Sinne beraubt zurück.
    »Nein!« stieß er verärgert und besorgt hervor. »Verlass mich

Weitere Kostenlose Bücher