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Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos

Titel: Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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Gefahren verbunden ist.« T'vias Tonfall hatte an Sicherheit gewonnen, trotzdem konnte sie ihm noch immer nicht in die Augen sehen. »Es entzieht sowohl dem Propheten als auch dem Anrufer Energie. Der Gebrauch über größere Entfernung hinweg kann zu Schäden führen ... oder sogar zum Tod.«
    »Oh.« D'vors Zorn ließ nach.
    »Schäden?« hakte C'tis nach.
    »In meinem Verstand«, erläuterte T'via. »Schlägt die Verbindung fehl, werde ich euch nachher nicht mehr viel nützen können.«
    Es entstand ein längeres Schweigen, während dessen sie sich alle die Bedeutung des Gesagten durch den Kopf gehen ließen.
    »Ich bin bereit, es zu versuchen«, versicherte T'via ihnen nach einer Weile.
    »Obwohl wir so weit entfernt sind?« fragte D'vor ruhig.
    »Ja. Was wir hier tun, könnte das Schicksal unseres ganzen Volkes entscheiden. Weiß du einen besseren Grund dafür, ein solches Risiko einzugehen?«
    Niemand antwortete.
    »Ihr geht laufend irgendwelche Risiken ein«, fuhr sie fort. »Jetzt bin ich an der Reihe. Wir müssen die Propheten warnen.«
    D'vor war sich noch unschlüssig.
    »Bist du sicher?« erkundigte er sich schließlich.
    »Natürlich. Aber ich habe eine Bedingung«, antwortete T'via prompt.
    »Und die wäre?«
    »Sollte ...mein Verstand tatsächlich zerstört werden, belasst mich nicht einfach in diesem Zustand. Ich wäre euch nur hinderlich. Bringt es zu Ende.«
    »Wir sollen dich töten?« D'vor war erschüttert.
    »Nein!« stieß C'tis hervor.
    »Wahrscheinlich kommt es nicht dazu«, wiegelte T'via ab und gab sich alle Mühe zu lächeln. »Aber wenn doch, möchte ich bestimmt nicht weiterleben. Das müsst ihr mir versprechen.«
    »Das kann ich nicht«, gestand D'vor ihr traurig.
    »Seht doch, wenn es eine Möglichkeit gibt, dass C'tis mich rettet, dann weiß ich, dass ihr es versuchen werdet. Aber wenn nicht ... das müsst ihr mir versprechen«, wiederholte sie.
    Nach endlosem Schweigen fällte D'vor seinen Entschluss.
    »Also schön«, sagte er leise. »Vorausgesetzt, es besteht keinerlei Hoffnung.«
    »Gut«, sagte T'via und fuhr dann fort, um den anderen keine Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen. »Wenn ich den Kontakt tatsächlich herstellen kann, werdet ihr mit dem Propheten sprechen müssen. Meine gesamte Kraft wird darauf gerichtet sein, die Verbindung aufrechtzuerhalten.« Sie war jetzt ganz sachlich. »Ich weiß nicht, wieviel Zeit ihr haben werdet, also müsst ihr euch vorher überlegen, was ihr ihnen erzählen und welche Fragen ihr stellen wollt. Und jetzt muss ich meinen Verstand ausrichten. Ich rufe euch, wenn ich soweit bin.«
    Sie entfernte sich und ging ans andere Ende der Höhle.
    »Das meinst du doch nicht ernst, dass du sie töten willst«, flüsterte ihm C'tis erregt zu.
    »Nein, aber ...« D'vor schüttelte den Kopf.
    »Aber was?«
    »Es ist ihre Entscheidung. Und unser Versprechen«, sagte V'dal ruhig.
    »Aber es wäre nicht richtig!« Die Heilerin in C'tis war außer sich.
    »Beten wir, dass es nicht dazu kommt«, schloss V'dal.
    Sie warteten schweigend, bis T'via nach ihnen rief.
    »Ich bin soweit«, sagte sie. »Sobald das Bild klar ist, könnt ihr sprechen.
    Die anderen eilten zu ihr, während D'vor noch rasch in seinem Kopf den Bericht abfasste.
    »Zieh nicht so ein besorgtes Gesicht«, meinte sie zu ihm, mittlerweile sogar lächelnd. »Darauf habe ich mich mein ganzes Leben lang vorbereitet.«
    »Viel Glück«, meinte J'vina zu ihr.
    »Ich halte mich bereit, wenn du fertig bist«, fügte C'tis hinzu.
    T'via nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte, dann schloss sie die Augen.
    »Bereit?« fragte sie.
    »Ja.«
    Mehrere Herzschläge lang geschah überhaupt nichts. Dann begann der Kristall zu leuchten, der auf T'vias ausgestreckter Handfläche lag. Darm stieg eine kleines Wölkchen geheimnisvollen Rauchs auf, wuchs und nahm Gestalt an. T'via saß vollkommen still, als das Bild vor ihr entstand. Anfangs schwankte es noch, doch schon bald erkannten die Zuschauer P'tra, die Prophetin. Ihre langen Gewänder und ihre nachtgiftschwarzen Augen wurden in perfekter Verkleinerung abgebildet. Anfangs schien sie verwundert, dann besorgt. Sie sah krank aus.
    »T'via? Was tust du? Was ist?«
    »P'tra, hier ist D'vor. Ich habe wichtige Neuigkeiten. Wir haben die Quelle des Gifts gefunden, und es besteht die Möglichkeit, dass wir sie vollständig zerstören können.« Jetzt hatte er ihre volle Aufmerksamkeit, und die Mattheit und das Gequälte verschwanden völlig aus ihrem Gesicht.

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