Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
stimmten sie traurig, trotzdem lauschten sie gespannt auf das, was er zu sagen hatte. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit«, meinte er mit krächzender Stimme. Anfangs dachten seine Zuhörer, er bezöge sich damit auf seine eigene Krankheit, doch dann wurde deutlich, dass er die missliche Lage des Lichtlosen Königreichs selbst meinte.
»Während der letzten Tage hat sich die Verschmutzung stark verschlimmert. Der Flusspegel ist schnell angestiegen, höher als je zuvor, und das Gift ist schlimmer als je zuvor. Die Grünkrankheit ist jetzt eine Seuche. Möglicherweise ist es bereits zu spät, sie aufzuhalten, aber ...« Er hielt inne und hüstelte geschwächt.
»Aber?« drängte Jordan sanft.
»Es besteht noch eine letzte Möglichkeit«, fuhr der Mann fort. »Die meisten unserer Kontrolltrupps im Süden sind draufgegangen - ich bin der letzte aus unserer Gruppe. Wir wurden abgeschnitten, doch D'vor und sein Trupp sind noch im Einsatz. Sie sind durchgekommen - und haben die Quelle der Verschmutzung gefunden.«
»Wo?« Jordans Stimme hatte einen dringlichen Unterton angenommen.
»Offenbar befindet sie sich fünfunddreißig Meilen südlich des Wasserfalls, vielleicht ein wenig weiter. Als der Berg sich bewegte, befanden sie sich genau unter ihm. Sie haben einen der Bastarde aus der Stadt gefangengenommen ...« Den Kranken verließen rasch die Kräfte.
»Aus welcher Stadt?« hauchte Zana, doch der Mann schien sie nicht zu hören.
»D'vor meinte, die Blockaden könnten eine Überhitzung des Kraftwerkes erzeugen, und das wiederum würde bedeuten, dass ein gewaltiges Feuer entsteht ... so heiß, dass sogar Stein schmilzt ... Es würde die gesamte Stadt und somit die Quelle der Verschmutzung vernichten.«
»Aber es würde mehr vernichten als nur die Stadt!« meinte Cai voller Angst.
»Das ist es wert«, erwiderte der Mahn. »Helft ihnen. Sie sind unsere einzige Hoffnung.«
»Woher willst du das alles wissen, wenn du abgeschnitten warst?« erkundigte sich Hewe.
»Kristall«, stieß der Sterbende mühsam hervor. »B'sal hier ...« Damit zeigte er auf seinen Gefährten - »hat sein Leben dafür geopfert, euch diese Information zu beschaffen. Er war einer der besten Leute der Propheten.« Seine Stimme hatte einen verärgerten Unterton angenommen. »Bei dem Wasserfall ist niemand«, fuhr er fort. »Nachdem der Berg sich bewegt hatte, kamen wir nicht mehr an die Oberfläche. Geht einfach zur Stadt und helft D'vors Trupp. Sie sind unsere einzige Hoffnung«, wiederholte er.
»Wir werden gehen«, versprach Jordan. »Und wir werden tun, was immer wir können. Du weißt gar nicht, wie sehr wir deine Hilfe zu schätzen wissen. Bist du sicher, dass wir nichts für dich tun können?«
»Du bist Jordan, hab' ich recht?«
Der schwarze Mann nickte.
»Wir hätten uns eher kennenlernen sollen ... Sollte einer aus meinem Volk das hier überleben, dann erzählt ihnen, dass R'yen seine Rolle im Kampf gerne übernommen hat. Ich würde nur zu gerne noch euern Sieg erleben.«
»Dein Opfer wird nicht vergessen werden«, meinte Jordan, dann bemerkte er, dass der Mann ihn nicht mehr hören konnte. Obwohl er ein Zyniker war, betete Jordan für R'van zu Gott Rael, dann erhob er sich und bat die anderen hinaus. Niemandem war nach Reden zumute, als sie sich ihren Weg zurück durch den Irrgarten aus Felsen bahnten. Als sie wieder zu ihren Gefährten stießen, ging die Sonne bereits hinter den Bergen im Westen unter. Die Reisenden hatten den Wunsch ihres Anführers erahnt und bereits das Lager für die Nacht aufgeschlagen, und die folgende Diskussion fand um ein wärmendes Feuer statt.
»Wir müssen trotzdem noch zum Wasserfall«, erklärte Cai. »Dort wollte Gemma uns treffen.«
»Ich weiß«, gab Jordan zurück. »Außerdem ist es vielleicht auch der schnellste Weg in die Stadt.«
»Wenigstens wissen wir jetzt erst einmal, wohin wir uns wenden müssen«, erwiderte Hewe. »Erst nach Osten, dann nach Süden.«
»Stimmt«, antwortete Jordan. »Sorgen macht mir bloß, was wir tun sollen, wenn wir dort sind.«
32. KAPITEL
Während Jordan und seine Truppen über R'vens Informationen diskutierten und sich auf die Nacht vorbereiteten, genossen Arden und Gemma die höchst willkommenen Annehmlichkeiten der Gästehütte in Keld. Sie war trocken und sauber, und auf dem Rost in der Steinmauer loderte ein Feuer. Dies war eine eindeutige Verbesserung gegenüber den wenigen Stunden unruhigen Schlafs, den sie nach ihrem hastigen Aufbruch aus dem Tal
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