Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
Kümmernisse der Menschen.
Das Innere des Tales selbst jedoch war völlig verändert Der Wandel hätte kaum drastischer ausfallen können.
Das weitläufige Landhaus der Magier stand jetzt allein auf einer winzigen, grasbewachsenen Insel inmitten eines riesigen, heiteren Sees. In der morgendlichen Stille störte kaum ein Lüftchen die spiegelglatte Wasseroberfläche, und die Berge maßen sich mit der Vollkommenheit ihres Spiegelbildes. Jeder atmete tief durch und reinigte seine Lunge von den Erinnerungen an Rauch und Hitze und genoss die Reinheit dessen, was er vor sich sah.
Dies ist der Traum, den ich und Gem gemeinsam hatten, üb< legte Gemma, deren Hand fest in der Ardens lag. Zusammen betrachteten sie den See und die dahinterliegend Berge. Keine Landschaft war ihnen je vollkommen: erschienen. Und doch hatte die Sache einen Schönheitsfehler.
»Ist hier irgendjemand, der gut Boote bauen kann? erkundigte sich Hewe.
FÜNFTER TEIL
HEIMKEHR
40 . KAPITEL
In den darauffolgenden Tagen und Jahren wurde die Welt für keinen von ihnen wieder ganz die alte. Vieles kehrte zu einem Zustand zurück, der normal erscheinen mochte, doch wer dabei gewesen war, als nicht nur das eigene Leben, sondern die Zukunft der Erde selbst auf dem Spiel gestanden hatte, war auf ewig dazu verdammt, hinter den schönen Schein zu blicken. Man feierte sein unerwartetes Überleben, doch nichts konnte das Wissen darüber auslöschen, was hätte geschehen können - oder einem die fürchterlichen Erinnerungen an jenen Tag aus dem Gedächtnis tilgen. Umso entschlossener vertrat man die Ansicht, dass nie wieder jemand über solch große Macht verfügen dürfe. Das Risiko war zu groß.
Und doch waren sie alle Menschen, die Glück und Liebe brauchten, und die dies, jeder auf seine Weise, anstrebten.
Wynut und Shanti blieben in ihrem weitläufigen Landhaus inmitten des Sees. Sie hatten nicht das Bedürfnis, den Rest der Welt zu besuchen. Auf ihren weiten und zeitlosen Reisen hatten sie so viel gesehen, dass sie sich jetzt damit zufriedengaben, zu bleiben, wo sie waren. Sie waren schon froh, einfach nur wieder auf der Welt zu sein und verbrachten ihre Zeit damit, sich von ihrer neuen Haushälterin verwöhnen zu lassen und in aller Freundschaft über Nichtigkeiten zu streiten.
Als nach einer Weile ihre Nachbarn aus den nahen Berg- dörfern Angst und Misstrauen überwunden hatten, bekamen die Zauberer regelmäßig Besuch. Das Landhaus wurde zu einer Zuflucht vor der harten Wirklichkeit des Hochlandlebens und zu einem Ort der Zerstreuung. Die Dorfbewohner brachten Opfergaben, Speis und Trank - Wild von der Jagd, Früchte von ihren Farmen, Fisch aus dem See der Zauberer - und, wenn die Zeiten gut waren, ein oder zwei Flaschen honigsüßen Mets. Im Gegenzug wurden sie wie lange verloren geglaubte Freunde aufgenommen und bekamen Rat und Hilfe. Wynut und Shanti waren noch immer Magier und obwohl sie wie alte, gebrechliche Männer aussahen, kamen viele in den Genuss ihrer Heilkräfte. Es machte den beiden große Freude, bei den Schwierigkeiten zu helfen, mit denen die Leute aus den Bergen zu ihnen kamen. Sie hörten aufmerksam zu und schenkten all ihren Besuchern ein Lachen. Schon bald waren sie so angesehen, dass die Menschen zu ihnen kamen, auch wenn kein besonderes Problem besprochen werden musste - und diese Gäste wurden mit der gleichen Aufmerksamkeit behandelt wie alle anderen.
So wie die menschliche Natur nun einmal ist, stand zu erwarten, dass einige Menschen die großzügige Gastfreundschaft der Zauberer ausnutzen würden, die meisten Bergbewohner jedoch brachten ihnen mit der Zeit Zuneigung entgegen. Man betrachtete sie als Quelle harmloser Späße und wertvoller Hilfe - als zwei ältere Exzentriker, die einen Großteil ihrer Freizeit solch sinnlosen Betätigungen widmeten wie dem Schreiben von Büchern, der Erfindung neuer Regeln für das Zaubererschach oder dem Einladen von Gästen zu Spielen, die sie selbst ausgedacht hatten. Mit Vorliebe bauten sie ausgeklügeltes Spielzeug, von denen die Kinder, die die Insel besuchten, ganz begeistert waren, und die Jüngsten aus der Region sahen in ihnen schon bald wundervolle Großonkel - und freuten sich fast schon darauf, krank zu werden, damit ihre Eltern überredet werden konnten, sie in das verzauberte Landhaus zu bringen.
Für diese verschiedenen Betätigungen hatten die Zauberer reichlich Zeit. Jetzt, da sie wieder Teil der Welt waren, war auch die Zeit in ihr Zuhause zurückgekehrt. Alle
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