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Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos

Titel: Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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beobachten, der ihren Untergang verkünden mochte. Insgeheim haderte er mit seinem Schicksal. Warum ausgerechnet jetzt, kurz nachdem wir den Befehl bekommen haben, den Energieausstoß zu erhöhen? Ich wusste, dass das Röhrensystem, das wir nach dem Dammbruch letztes Jahr gebaut hatten, nicht halten würde. Ich hab' es ihnen gesagt, aber haben sie mir vielleicht zugehört? Natürlich nicht! Er betrachtete den Bildschirm mit den Reaktionen der Apparatur, auf dem das Vorankommen des Wartungstrupps angezeigt wurde. Beeilung, Leute, Beeilung! flehte er stumm. Wir können jetzt nicht abschalten!
    Die Befehle des Großen Führers waren recht präzise gewesen. Der Komplex sollte bis zur Höchstleistung hochgefahren und auf diesem Niveau gehalten werden, bis er andere Anweisungen gab. Die ständig steigende Bedarf der Stadt und die Experimente ihrer riesigen Gemeinde mussten abgedeckt werden. Und dann war da natürlich noch die Frage nach den Materialien, die für die Entwicklung der neuerdachten Waffen des Großen Führers gebraucht wurden. Erst vor ein paar Tagen war eins von ihnen auf spektakuläre und höchst erfolgreiche Weise getestet worden. Ein kompletter Berg war verdampft, auf bloßen Knopfdruck verschwunden. Ihr Führer hatte gejubelt, doch dieser Triumph hatte ihn lediglich noch ungeduldiger gemacht. Hunderte, Tausende weiterer Waffen müssten hergestellt werden, hatte er ihnen erklärt. Nur dann könne ihr Traum von absoluter Herrschaft Wirklichkeit werden.
    Und nur, wenn man das Kraftwerk an seiner Leistungsgrenze fuhr, konnten die flüchtigen und potentiell gefährlichen Materialien produziert werden, die für all dies erforderlich waren.
    Viele auf den oberen Rängen hatten den Zorn der Großen Führers bereits zu spüren bekommen. Er duldete kein Versagen und strafte mit grimmiger Härte. Der Leiter der Energieabteilung hatte nicht die Absicht, sein nächstes Opfer zu werden.
    »Sie bewegen sich nicht schnell genug!« fauchte er, den Blick auf die Anzeigen geheftet. »Sagen Sie ihnen, sie sollen sich beeilen, oder ich lasse sie allesamt deprogrammieren. Und sehen Sie zu, dass Sie die Zusatzkühlsysteme zum Laufen kriegen.«
    Dann endlich entnahm er der Anzeige, dass der Wartungstrupp im Inspektionsfahrzeug saß und sich auf die schadhafte Leitung zubewegte.
    Macht schon! drängte er den unsichtbaren Trupp. Beeilt euch!
    Die vier Mitglieder des Wartungstrupps hatten sich kaum im Inspektionsfahrzeug angeschnallt, als es bereits davon- 9 schoss und rasch an Tempo gewann, während es den Tunnel parallel zu den Ablaufröhren hinunterjagte. Ihre hastig übergeworfene Schutzkleidung war unbequem, aber man hatte sie über die Dringlichkeit ihrer Mission nicht im unklaren gelassen, und niemand beschwerte sich.
    Die Entdeckung, dass sich jede beliebige Menge Abfall in das tiefe Höhlensystem unterhalb der Stadt pumpen ließ, war für dessen Konstrukteure ein großer Segen gewesen. Sie brauchten sich keine Sorgen mehr über die Vergiftung ihrer eigenen Umgebung oder die Lagerung des Gifts zu machen.
    Es ließ sich leicht entsorgen, wurde von der durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Erde geschluckt.
    Sicher, es hatte das eine oder andere Problem gegeben, doch die waren allesamt rechtzeitig bewältigt worden. Neue Tunnels waren gegraben worden, um auf dem ersten Teil der unterirdischen Reise ein schnelles Abfließen zu garantieren, außerdem hatte man verschiedene Flüsse umgeleitet, um die riesigen Wassermengen bereitzustellen, die für die Kühlung und Reinigung der Stadt und ihrer Maschinerie erforderlich waren. Scheiterte ein Experiment, versuchte man ein anderes, und nach und nach arbeitete das gesamte System fehlerfrei. Bis jetzt.
    Der Wartungstrupp wurde von einem älteren Ingenieur angeführt, F21M. Seine Stellvertreterin war H73F; sie stand zwei Stufen in der Hierarchie unter ihm, war aber dennoch intelligent und kenntnisreich. Die beiden wurden von zwei untergeordneten Mechanikern begleitet, die zu der Angelegenheit ihre beträchtliche Muskelkraft beisteuern konnten, falls dies erforderlich sein sollte.
    Während der Fahrt starrten sie meist geradewegs nach vorn, ihre stählernen Gesichter vollkommen regungslos . Gelegentlich warfen sie einen flüchtigen Blick auf die Anzeige am Metallreif, den man ihnen um ihre Handgelenke geschweißt hatte. Auf diesen Armreifen waren ihre Netznummern verzeichnet, unter der endlos blinkenden Anzeige, die ihre Position im System bekanntgab, und die, falls nötig, Anweisungen

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