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Die Tramps von Luna

Die Tramps von Luna

Titel: Die Tramps von Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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wir das Schiff wenden?« fragte er.
    »Keine Angst. Ich habe alles genau berechnet.«
    Das Manöver war verhältnismäßig einfach – eine Punkt-Punkt-Annäherung in einem Raumgebiet, das praktisch frei von Schwerkraftfeldern war. Es bestand aus vier Stufen: Angleichung der winzigen Vektordifferenz zwischen den beiden Schiffen; Beschleunigung auf die Kriegsgott zu; Überbrückung des Abstandes und Bremsung.
    Schritt Eins und Zwei konnten durch Vektorraddition kombiniert werden; Schritt Drei war eigentlich nur Abwarten – und dieses Abwarten konnte man durch das Einsetzen von genügend Reaktionsmasse beträchtlich verringern.
    Vielleicht wäre es nicht nötig gewesen, den Ballast abzuwerfen – aber das sagte Roger Stone seinen Söhnen nicht. Edith hatte entschieden, daß es sich um einen Notruf handelte, und er hatte seine Pläne danach gerichtet.
    Elf Stunden nach dem ersten Manöver befand sich die Moostöter ziemlich nahe an der Kriegsgott. Die Schiffe rasten immer noch mit einer Geschwindigkeit von sechzehn Meilen pro Sekunde auf Mars zu. Relativ zueinander schienen sie zu stehen – bis auf die majestätische Achsdrehung der Kriegsgott. Dr. Stone, die mit dem unförmigen Raumanzug und dem riesigen Medikamentenpaket, den Druckflaschen und dem Funkgerät wie ein Weihnachtsmann aussah, stand neben ihrem Mann an der Luke. Da sie nicht genau wußte, was sie brauchen würde, hatte sie alles mitgenommen, was die Moostöter irgendwie entbehren konnte … Tabletten, Antibiotika, Instrumente und ähnliches.
    Von den anderen hatte sie sich bereits drinnen verabschiedet. Lowell hatte gebrüllt und seine Mutter zurückzuhalten versucht. Man hatte ihm nicht erzählt, was los war, aber die Gefühle der anderen wirkten ansteckend.
    Roger Stone sagte ängstlich: »Hör mal, sobald du die Krankheit unter Kontrolle hast, kommst du hierher zurück, ja?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir sehen uns auf dem Mars wieder, Liebling.«
    »Aber …«
    »Nein, Roger. Ich könnte euch anstecken. Das wollen wir nicht riskieren.«
    »Du könntest uns auch auf dem Mars noch anstecken. Willst du denn überhaupt nicht zu uns zurück?«
    Sie überhörte die rhetorische Frage. »Auf dem Mars gibt es Krankenhäuser. Aber eine Familienepidemie im Raum können wir uns nicht leisten.«
    »Edith! Ich habe gute Lust und weigere mich jetzt noch…«
    »Sie warten schon auf mich, Liebling, siehst du?«
    Über ihren Köpfen, zweihundert Meter entfernt, hatte sich eine Passagierschleuse geöffnet. Zwei winzige Gestalten kletterten am Rumpf neben der Luke umher.
    »Adios, Liebling«, sagte sie leise. »Kümmere dich um die Kinder.«
    »Und du paß auf dich auf!«
    »Ja, Liebling. Jetzt hilf mir beim Ausstieg.«

 
9
     
    Während der nächsten paar Tage hielten sich die Zwillinge von ihrem Vater möglichst fern. Er war ungewöhnlich freundlich und liebevoll zu allen, aber er lächelte nicht, und hin und wieder fuhr er ganz unerwartet hoch. Sie blieben in ihrer Kabine und taten so, als lernten sie. Meade und Hazel kümmerten sich abwechselnd um Lowell. Der Kleine fühlte sich durch die Abwesenheit seiner Mutter vernachlässigt und äußerte das in Zornausbrüchen.
    Hazel kochte mittags und abends; sie verstand nicht mehr davon als Meade. Mindestens zweimal täglich hörte man sie fluchen, wenn sie sich wieder geschnitten oder sich die Finger verbrannt hatte.
    Dr. Stone rief einmal täglich an, unterhielt sich kurz mit ihrem Mann und ging sofort wieder an die Arbeit. Roger Stones Wutanfälle erfolgten meist kurz danach.
    Hazel allein brachte den Mut auf, ihn nach Edith zu fragen. Am sechsten Tag sagte sie beim Mittagessen: »Nun, Roger? Was war heute los?«
    »Nicht viel. Hazel, diese Koteletts sind grauenhaft.«
    »Eigentlich müßten sie gut sein. Ich habe sie mit meinem eigenen Blut gewürzt.« Sie streckte ihm den verbundenen Daumen entgegen. »Warum kochst du nicht selbst? Aber zurück zum Thema. Weich mir nicht aus, mein Junge.«
    »Sie hat etwas herausgefunden. Bis jetzt haben nur Leute die Krankheit bekommen, die noch nie im Leben Masern hatten.«
    »Masern?« fragte Meade. »Aber daran stirbt man doch nicht.«
    »Selten«, erwiderte ihre Großmutter. »Obwohl Erwachsene ziemlich schwer daran erkranken können.«
    »Ich sagte nicht, daß es Masern seien«, knurrte Roger Stone. »Mutter glaubt, daß es eine mit Masern verwandte Krankheit ist, eine Mutation vielleicht – und sie fällt heftiger aus als normale Masern.«
    »Nennen wir sie

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