Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)
verweilen. mit ihrer zustimmung reiste ich nun auf einem frachtschiff nach marduk, nachhause.
ich musste zu marduk, zur erde, um zu sehen, wie es wirklich um sie stand. ich hatte mich noch immer nicht damit abgefunden, dass sie sterben musste, sterben durch meine hand, so hatte ich mir den weltuntergang wirklich nicht vorgestellt.
die evakuierungsmaßnahmen waren längst angelaufen und etliche familien hatten den planeten schon verlassen, hatten sich auf anderen welten niedergelassen und dort eine neue heimat gefunden. der rest würde in den nächsten zwei, maximal drei monaten folgen.
auch für die ureinwohner waren schon entsprechende umsiedelungspläne in vorbereitung. man wollte sie auf planeten unterbringen, die diesem hier wenigstens in klimatischer hinsicht ähnelten, die fauna und flora der erde würde sich allerdings nirgendwo finden lassen.
das einzige was man tun konnte war, so viele tiere und pflanzen wie irgendwie möglich auf andere planeten zu »exportieren« und zu versuchen, sie dort heimisch zu machen. ungefähr neunzig prozent aber, und das waren optimistische schätzungen, würden mit der erde untergehen, die zeit war einfach zu knapp bemessen, sie alle zu retten war unmöglich.
und genau aus diesem grund flog ich nun zur erde. es musste ganz einfach ein weg gefunden werden, und wenn ich die erde auf meinen schultern aus dem gefahrenbereich tragen musste, sofern es die letzte und einzige chance wäre, ich würde es versuchen.
ich hatte mich auf dilmu umgesehen, mit den besten technikern und wissenschaftlern gesprochen, nach möglichkeiten geforscht, die erde zu retten, mit dem ernüchternden ergebnis, die chancen wären gleich null. die technik der mardukianer war zwar weit fortgeschritten, doch auch sie konnte keine wunder wirken.
ein schutzschild rund um die erde würde zwar die tödliche strahlendosis unbegrenzt lange fernhalten, gegen die erschütterung der raum-zeit durch die impulse der gravitationswellen gab es jedoch keinen oder nur geringen schutz. es war relativ einfach, ein raumschiff gegen die gravitationsimpulse »immun« zu machen, bei einem planeten jedoch versagte auch ihre technik.
ein transport der erde in ein anderes system wäre machbar, die achtzehn jahre würden jedoch bei weitem nicht ausreichen, um ein transportsystem zu installieren und sie aus der gefahrenzone zu bringen.
es stand also nicht gerade gut um die gute alte mutter erde. ich würde jedoch bis zur letzten sekunde kämpfen, nach einer lösung suchen.
der türsummer schreckte mich aus meinen gedanken hoch.
»herein«, sagte ich nur, noch etwas verwirrt, wer konnte mich um diese zeit stören? an bord des schiffes war es gerade
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1 dilmu standardzeit, also mitten in der nacht.
die türe öffnete sich und eine wohlbekannte, graziöse frauengestalt trat ein.
ich sprang aus meinem bett und umarmte sie.
»du hier? ich dachte du bist auf marduk«, sagte ich hocherfreut und küsste sie.
»war ich auch, doch als ich hörte, du bist auf diesem frachter, hielt mich nichts mehr am boden, ich musste dich sehen. hab’ den transporter benutzt. acht monate habe ich nichts von dir gehört, du untreue seele. wo hast du dich herumgetrieben?«
sie lächelte, umklammerte mich wie den ersten preis eines preisausschreibens und küsste mich wieder.
»ich war bei isu.«
»ja, ich weiß es ja, jeder weiß davon, eure ›vereinigung‹ hat ja mächtig staub aufgewirbelt. ich freue mich nur riesig über deine rückkehr.«
»du hast den transporter benutzt, welchen?«
»warst lange weg, was? nach deinem auftritt als ›sonnentöter‹ wurden auf marduk einige installiert, damit die abreise schneller und einfacher vonstattengeht. Du wirst marduk nicht mehr wiedererkennen, hat sich einiges geändert in den letzten monaten«, erklärte sie mir.
»hat sich isus zustand verbessert oder gibt es andere gründe, dass du hier bist?«
»es geht ihr besser. ich denke, schon in der nächsten woche wird sie beginnen ihren bewegungsapparat zu trainieren, die bewegungsabläufe neu einzuschulen und in vier bis sechs wochen ist sie wieder die alte. sie hat versprochen, sobald wie möglich nachzukommen.«
»es freut mich, das zu hören. ihr ›unfall‹ ist uns allen sehr nahe gegangen. weißt du, warum sie es getan hat?«
»ja«, antwortete ich knapp.
»und?«
»wenn du deinen mund hältst, erzähle ich es dir. ich hab’ ihr zwar versprochen, es niemanden zu sagen, dir allerdings werde ich es anvertrauen, doch nicht jetzt,
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