Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)
wenn es der hochmütigen Miss Durrant nicht passt, kann sie von mir aus ins Wasser springen.
Der entscheidende Punkt ist nun der. Ich glaube, ich könnte es schaffen – so wie es jetzt dort steht –, aber ich weiß, wenn wir alle nach Tynsham gehen, können wir es in ein paar Wochen schaffen. Wir wären dann in einer Gemeinschaft, die weiterwächst und verdammt gute Aussichten hat, sich zu behaupten. Die Alternative ist: innerhalb einer kleinen Gruppe bleiben, die mit der Zeit immer kleiner wird und einsamer. Wofür wollen Sie sich entscheiden?«
Man debattierte etwas und erkundigte sich nach Einzelheiten, aber die Entscheidung war nicht zweifelhaft. Die mit uns auf der Suche gewesen waren, hatten einen Begriff bekommen von der schrecklichen Verlassenheit, der man anheimfallen konnte. Niemand hatte eine besondere Vorliebe für den gegenwärtigen Aufenthaltsort. Er war einzig und allein wegen seiner Verteidigungsmöglichkeiten gewählt worden und wies sonst keinerlei Vorzüge auf. Und die meisten meinten, die immer drückender werdende Last der Einsamkeit schon jetzt zu spüren, sodass der Gedanke an eine zahl- und abwechslungsreichere Gesellschaft bereits an sich als Lockung wirkte. Nach einer Stunde wurde über Transportfragen und Einzelheiten des Umzugs diskutiert, womit Cokers Vorschlag so gut wie angenommen war. Nur Stephens Freundin hatte Bedenken. »Dieses Tynsham – auf den meisten Karten ist es wahrscheinlich gar nicht eingezeichnet?«, fragte sie misstrauisch.
»Keine Sorge«, beruhigte sie Coker. »Die Amerikaner haben Spezialkarten.«
Irgendwann in den Morgenstunden des folgenden Tages entschied ich mich dafür, nicht mit den anderen nach Tynsham zu fahren. Später vielleicht, doch nicht jetzt …
Zuerst hatte ich sie begleiten wollen, und sei es nur, um aus Miss Durrant herauszukriegen, wohin sich die Gruppe Beadley tatsächlich gewandt hatte. Aber dann musste ich mir wieder sagen, dass ich gar nicht wusste, ob Josella bei ihnen war – ja, dass alles, was ich bisher erfahren hatte, dagegen sprach. Sie war nicht durch Tynsham gekommen, das stand wohl fest. Wenn sie die Gruppe nicht gesucht hatte, wohin konnte sie gefahren sein? Oder gab es im Universitätsgebäude eine zweite Adresse, die ich übersehen hatte? Höchst unwahrscheinlich …
Und da durchzuckte es mich mit Blitzeshelle, und ich erinnerte mich an unser Gespräch in der gekaperten Wohnung. Ich sah Josella wieder vor mir sitzen im blauen Abendkleid und die Diamanten im Licht der Kerzen auffunkeln, während wir sprachen … »In den Sussex Downs vielleicht? Ich kenne da im Norden ein altes Bauernhaus …« Und da wusste ich, was ich zu tun hatte.
Ich sprach darüber am Morgen mit Coker. Er war verständnisvoll, aber offensichtlich bestrebt, meine Hoffnungen zu dämpfen.
»Okay. Halten Sie das, wie es Ihnen am besten scheint«, meinte er. »Ich hoffe nur – nun, Sie wissen ja, wo wir sind, und Sie können beide nach Tynsham nachkommen und mithelfen, das Weib dort zur Vernunft zu bringen.«
An diesem Morgen schlug das Wetter um, und als ich in meinen alten Lkw kletterte, regnete es in Strömen. Dennoch war ich froh und voll Hoffnung; auch wenn es noch zehnmal stärker gegossen hätte, wäre das ohne Einfluss auf meine Stimmung und meinen Plan geblieben. Coker kam heraus, um sich zu verabschieden. Ich wusste, warum er darauf Wert legte; obwohl er es nie erwähnt hatte, spürte ich, dass ihn die Erinnerung an seinen ersten unbesonnenen Plan und dessen Folgen beunruhigte. Nun stand er mit nassen Haarsträhnen neben dem Wagenschlag, das Wasser lief ihm am Hals herunter, und hob die Hand.
»Immer mit der Ruhe, Bill. Bedenken Sie, dass es heut zutage keine Krankenwagen gibt und dass es ihr lieber sein wird, wenn Sie heil und gesund ankommen. Viel Glück – und entschuldigen Sie mich bei der Dame, wenn Sie sie treffen.« Seine Stimme klang weniger zuversichtlich als seine Worte. Ich wünschte ihnen in Tynsham Glück. Dann schaltete ich den Motor ein und fuhr durch den aufspritzenden Schmutz den Fahrweg hinunter.
13 Neue Hoffnung
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Neue Hoffnung
Die Fahrt begann mit einigen kleineren Misshelligkeiten. Zuerst hatte ich Wasser im Vergaser. Dann verfuhr ich mich ein Dutzend Meilen, und ehe das wiedergutgemacht war, hatte ich auf einer einsamen, kahlen Hochstraße einen Defekt an der Zündung. Diese Widerwärtigkeiten und vielleicht auch eine natürliche seelische Reaktion trugen viel dazu bei, die hoffnungsvolle Stimmung, in der ich
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