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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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nicht so gern selbst. Hat er dir auch verraten, dass ich ausgerastet bin?«
    »Er hat gesagt, du hättest dich geschlagen wie ein Profi und dass er dir sein Leben zu verdanken hat.«
    Daniel lächelte. »Ja, das stimmt auch alles, aber anschließend bin ich total ausgeflippt.«
    »Das ist doch eine gesunde Reaktion«, sagte Trinity, »oder zumindest eine normale. Immerhin wärst du beinah umgekommen.«
    »Das war nicht der Grund.«
    »Was dann? Das moralische Dilemma?«
    »Eher eine Identitätskrise«, sagte Daniel. »Natürlich hatte ich eine Heidenangst; und jemanden umzubringen war schrecklich …«
    »Aber?«
    »Aber abgesehen von der normalen Stressreaktion hat es mir eigentlich nichts ausgemacht. Was ich getan hatte, kam mir einfach nicht unrecht vor.«
    »War’s ja auch nicht«, sagte Trinity. »Wieso? Hättest du etwa die andere Wange hinhalten sollen?«
    »Ja.«
    »Das ist doch lächerlich.«
    »Als Priester sollten wir es Jesus nachtun.«
    »Auch wenn das den sicheren Tod bedeutet?«
    »Ganz besonders dann.«
    Trinity warf die Hände in die Luft. »Was soll man dazu noch sagen? Ihr Katholiken habt vielleicht verrückte Ideen.«
    »Jeder hat so seine verrückten Ideen, Tim.«
    »Stimmt.« Trinity zwinkerte Daniel zu.
    »Wie dem auch sei, das ist Vergangenheit. Aber du hattest recht mit dem, was du in Atlanta gesagt hast. Ich bin aus den falschen Gründen Priester geworden. Darüber bin ich mir schon lange im Klaren. Jeden Morgen, wenn ich aufgewacht bin, musste ich von Neuem den Entschluss fassen, im Priesteramt zu bleiben. Aber jetzt … ich kann es einfach nicht mehr.«
    »Sie ist doch nicht verheiratet, oder?«, sagte Trinity.
    »Nein.«
    »Meinst du, sie will dich noch?«
    »Keine Ahnung«, sagte Daniel. »Aber das werde ich herausfinden.«

    Als die Skyline von New Orleans langsam näher kam, fragte Trinity: »Bist du seit Katrina mal wieder zu Hause gewesen?«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Und du?«
    »Auch nicht.«
    »Du hast den Sturm einfach ausgesessen, was?«
    »Nicht gerade sehr heldenhaft von mir …« Trinity starrte aus dem Fenster. Mit der Baseballmütze und der Sonnenbrille war es unmöglich, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, aber Daniel beschloss, das Thema nicht weiter zu vertiefen. So vieles war passiert, in seinem Leben und in Trinitys. So viele Jahre waren ins Land gezogen, es brachte einfach nichts, sich mit der Vergangenheit aufzuhalten.
    Alles war jetzt anders und auch sie beide hatten sich verändert.
    Trinity presste sich mit dem Handballen gegen die Stirn und kniff die Augen zu. »Gott, habe ich Kopfschmerzen …«
    »Ich halte an und besorge dir Aspirin.«
    »Nein, es ist … 
ackba
 …« Seine Hand schoss in die Höhe und schlug gegen das Autodach. Von der Zigarette zwischen seinen Fingern regneten Funken herab. »… 
backala
 … Verdammt, das geht aber heftig los … 
abebeh reeadalla
 …« Sein linkes Bein fing an zu zucken und sein Knie stieß von unten gegen das Armaturenbrett. »Scheiße!« Er verkrampfte sich am ganzen Körper. Sein Kopf flog ruckartig nach rechts und stieß mit lautem Krachen gegen den Türrahmen.
    Trinity war in Trance verfallen.
    Im Fernsehen hatte es einfach nur lächerlich ausgesehen und von der hintersten Sitzreihe aus leicht beängstigend. Aber aus nächster Nähe miterlebt, war es die reinste Horrorshow. Daniel bekam eine Gänsehaut und fuhr mit quietschenden Reifen vom Highway ab, während Trinity neben ihm lallte und zuckte.
    Er hielt abrupt an, schaltete in Parkstellung, packte seinen Onkel bei den Schultern und versuchte mühsam, ihn festzuhalten, damit er sich nicht noch mehr wehtat.
    »Mir geht’s gut, alles in Ordnung … es ist vorbei.« Trinity stieß einen langen Seufzer aus und lehnte sich zurück. »Mann, diesmal ging’s aber schnell.« Er wischte sich die Schweißperlen vom Gesicht und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Sieht ziemlich schmerzhaft aus«, sagte Daniel.
    »Du merkst aber auch alles.« Trinity lachte leise und zündete sich eine neue Zigarette an. »Ein Spaziergang ist es jedenfalls nicht.« Er zog an seiner Zigarette und schüttelte den Kopf. »Aber so ist es nun mal. Was soll’s? Es ist vorbei. Fahren wir weiter.«
    »In Ordnung.« Daniel legte einen Gang ein. Er wollte auch nicht wirklich darüber reden.

67
    Diamondhead, Mississippi
    Sie waren die fünf einflussreichsten Prediger des Landes, ihre Gottesdienste wurden von Zehntausenden besucht, ihre Fernsehsendungen hatten immense

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