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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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unterminieren und seine Sendungen stoppen. Sie verschwenden nur Ihre Zeit. Mit dem Kokain kriegen wir ihn dran.«
    »Was ist mit der Ölraffinerie?«
    »Vergessen Sie’s und machen Sie Ihre Arbeit.«
    »Es wird Tote geben, Nick.«
    »Wenn Gott es so will …«
    Diese Antwort brachte Daniels Blut zum Wallen. Er musste sich sehr zusammenreißen. »Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst«, sagte er. »Mit dem, was wir wissen, können wir die Sache verhindern.«
    »Kommen Sie mal wieder zur Besinnung, Junge. Gott spricht nicht durch Trinity, haben Sie verstanden?«
    »Das weiß ich.«
    »Dann kommt das Wissen, über das wir verfügen, auch nicht von Gott. Was bedeutet, wir dürften eigentlich gar nichts wissen. Sie meinen also, Trinitys Zungengerede entstamme einer anderen Welt? Bedenken Sie, dass auch der Satan durch Menschen spricht.« Daniel antwortete nicht. »Und was jetzt?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich überhaupt an Besessenheit glaube«, sagte Daniel und dachte:
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich an den Satan glaube.
    Nick seufzte ins Telefon. »Was auch immer mit Trinity los ist, mit Gott hat es nichts zu tun.«
    »Aber …«
    »Hören Sie, täglich geschehen irgendwo Katastrophen, bei denen Menschen umkommen. Wir wissen nicht, warum, aber wir müssen daran glauben, dass Gott einen größeren Plan hat, der über das Offensichtliche hinausgeht. Wenn wir daran nicht mehr glauben, dann bleibt nur Chaos übrig und alles ist sinnlos. Sie müssen das Ganze im Blick behalten. Wenn die Ölraffinerie hochgeht, dann ist es Gottes Wille. Wir haben uns da nicht einzumischen. Maßen Sie sich nicht an, Seinen Platz einzunehmen. Sie sind nicht Gott.«
    Daniel versuchte, ruhig zu bleiben, und atmete tief durch. »Ich will gar nicht Gott spielen, aber Trinity hat bis jetzt jedes Mal recht behalten. Es werden wahrscheinlich Unschuldige ums Leben kommen, und ich kann mir kaum vorstellen, dass Gott etwas dagegen hat, dass wir sie retten.«
    »Es gibt keine unschuldigen Menschen, Dan. Und versuchen Sie nicht ständig, Gottes Wege zu ergründen. So, jetzt besorgen Sie mir Bilder von Reverend Trinity, wie er Scheiße baut.«
    Nick legte auf, ohne sich zu verabschieden.
    Daniels Hand zitterte, als er das Handy weglegte. Wie konnte Nick nur so kaltblütig sein? Warum sollten sie denn die Raffineriearbeiter nicht retten? Und außerdem,
oh Gott …
 auf die Nachricht von den abgeänderten Niederschriften hatte er kaum reagiert.
Hatte er es etwa bereits gewusst?
Und was würde das bedeuten? Die Fragen schwirrten in Daniels Kopf herum. Er ging in Kampfstellung und übte sich ein paar Minuten im Schattenboxen, um das überschüssige Adrenalin abzubauen. Aber in seinem Kopf drehte sich noch immer alles, und bei dem Gedanken, nichts zu unternehmen, wurde ihm schlecht.
    Das war einfach zu viel verlangt.
    Daniel fiel auf die Knie, verschränkte die Hände und machte die Augen ganz fest zu.
    Ich weiß, ich bin kein guter Sohn und mein Glaube ist schwach. Aber Vater im Himmel, ich brauche Deine Hilfe, auch wenn ich sie nicht verdiene. Bitte stärke meinen Glauben, denn sonst kann ich nicht einfach untätig zusehen, wie Menschen in den Flammen umkommen. Bitte gib mir etwas, woran ich meinen Glauben festmachen kann
 …
    Aber es kam keine Antwort. Kein Zeichen.
    Wie immer.
    Nach ein paar Minuten stand Daniel auf. Er fühlte sich ein bisschen albern, als er sich die Tränen aus den Augen wischte.
    Er nahm wieder die Kamera in die Hand. Trinity machte Millionen, indem er armen Leuten mit falschen Versprechungen von Wohlstand das Geld aus der Tasche zog, und das im Namen Gottes. Er war ein Betrüger der schlimmsten Sorte. Aber als Daniel die Fotos durchsah, sah er noch etwas anderes als einen Gauner. Und zwar einen Mann, der in einer tiefen Krise steckte. Seit ihrem Treffen war er überzeugt, dass wirklich etwas mit Trinity geschah. Es war keine Schauspielerei.
    Aber was konnte es nur sein? Er sagte tatsächlich die Zukunft voraus, daran bestand kein Zweifel. Aber der Gott der Christenheit würde niemals Tim Trinity als sein irdisches Sprachrohr erküren, so viel war auch klar. Und das brachte Daniel wieder zu der furchterregenden Frage, die ihn schon eine ganze Weile quälte.
    Und wenn Gott gar nicht der Christengott war?
    In einem hatte Nick recht: Hier ging’s nicht um Daniel und seinen Onkel. Es ging nicht einmal darum, einen Schwindler zu entlarven oder die Heiligkeit der Kirche zu verteidigen oder nach einem Wunder zu suchen. Es

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