Die Troja-Mission
nachdem wir ein kleines Ablenkungsmanöver für die Wachposten inszeniert hatten.« Während er sprach, waren draußen Sirenen zu hören, die rasch näher kamen und draußen im Flur widerhallten. »Ich habe noch niemanden erlebt, der dem Anblick eines schönen Feuers widerstehen kann.«
»Wieso haben Sie unser Zimmer ausgesucht?«
»Reiner Zufall, sonst nichts.«
»Wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte Giordino, »würden wir über Nacht gern hier bleiben. Sobald die Dämmerung anbricht, verziehen wir uns wieder.«
Die Frau musterte Giordino und ließ den Blick argwöhnisch über seinen weißen Overall wandern. »Sie sind keine Frau.«
Giordino schenkte ihr ein breites Lächeln. »Gott sei Dank nicht. Aber wie ich an diese Damenuniform der Firma Odyssey gekommen bin, ist eine lange und langweilige Geschichte.«
»Wieso sollten wir Ihnen glauben?«
»Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen.«
»Würden Sie uns vielleicht verraten, warum man Sie in diesem Gebäude festhält?«, fragte Pitt.
»Entschuldigen Sie«, sagte die Frau, die allmählich ihre Fassung zurückgewann. »Mein Mann und ich sind furchtbar durcheinander. Er ist Dr. Klaus Löwenhardt und ich bin Dr. Hilda Löwenhardt, seine Frau. Wir sind nur über Nacht eingeschlossen. Tagsüber arbeiten wir unter schwerer Bewachung in den Labors.«
Pitt amüsierte sich über die förmliche Vorstellung. »Wie sind Sie hierher gekommen?«
»Wir waren mit einem Forschungsprojekt an der Technischen Hochschule Aachen in Deutschland beschäftigt, als uns Vertreter eines gewissen Mr. Specter im Auftrag der Odyssey Corporation darum baten, für sie als Berater tätig zu werden. Meine Frau und ich sind nur zwei von vierzig führenden Wissenschaftlern auf unserem Fachgebiet, die man hierher lockte, indem man ihnen gewaltige Geldsummen bot, gepaart mit dem Versprechen, unsere Forschungsprojekte zu finanzieren, wenn wir hier fertig wären und nach Hause zurückkehrten. Man teilte uns mit, dass wir nach Kanada fliegen würden, aber das war gelogen. Als unsere Maschine landete, fanden wir uns auf einer abgelegenen Insel wieder. Seitdem arbeiten wir hier praktisch als Sklaven.«
»Seit wann?«
»Seit fünf Jahren.«
»Zu welchen Forschungsarbeiten hat man Sie gezwungen?«
»Unser Fachgebiet ist die Erforschung von Brennstoffzellen.«
»Wurde diese Fabrikanlage dazu gebaut? Um Experimente mit Brennstoffzellen durchzuführen?«
Klaus Löwenhardt nickte. »Odyssey begann mit dem Bau vor fast sechs Jahren.«
»Haben Sie Verbindung nach draußen?«
»Wir dürfen weder mit unseren Freunden noch mit unseren Angehörigen telefonieren«, erwiderte Hilda. »Nur Briefe sind erlaubt, und die werden stark zensiert.«
»Fünf Jahre sind eine lange Zeit, wenn man von seinen Freunden und Verwandten getrennt ist. Warum haben Sie die Forschungsarbeiten nicht verschleppt oder sabotiert?«
Hilda schüttelte den Kopf. »Weil man uns drohte, jeden zu töten, der die Forschungen behindert.«
»Und unsere Angehörigen daheim ebenfalls«, fügte Klaus hinzu. »Uns blieb nichts anderes übrig, als uns mit aller Kraft in die Arbeit zu stürzen. Außerdem wollten wir unbedingt unser Lebenswerk fortsetzen, eine saubere und zuverlässige Energiequelle schaffen, die allen Menschen auf der Welt zugute kommt.«
»An einem Mann, der keine Angehörigen hatte, wurde ein Exempel statuiert«, sagte Hilda. »Er wurde nachts gefoltert und tagsüber zur Arbeit gezwungen. Eines Morgens wurde er erhängt aufgefunden. An der Deckenlampe in seinem Zimmer. Wir wussten alle, dass er ermordet worden war.«
»Glauben Sie, dass er im Auftrag der Geschäftsleitung von Odyssey ermordet wurde?«
»Hingerichtet«, berichtigte ihn Löwenhardt. Er lächelte grimmig und deutete zur Decke. »Überzeugen Sie sich selbst, Mr. Pitt. Hält diese Installation, kaum mehr als ein Draht und eine Glühbirne, dem Gewicht eines Mannes stand?«
»Mir ist klar, worauf Sie hinauswollen«, stellte Pitt fest.
»Wir tun, was man uns befiehlt«, sagte Hilda leise. »Damit unserem Sohn, den beiden Töchtern und den fünf Enkeln kein Leid geschieht. Allen anderen geht es genauso.«
»Haben Sie und Ihre Kollegen irgendwelche Fortschritte bei der Weiterentwicklung der Brennstoffzellentechnologie gemacht?«, fragte Pitt.
Hilda und Klaus wandten sich ab und blickten einander mit verdutzter Miene an. »Hat man etwa noch nichts von unserem Erfolg erfahren?«, sagte Klaus schließlich.
»Erfolg?«
»Gemeinsam mit unseren
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