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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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während er hoffte, dass sie ihn sah und erkannte.
    »Lino, du dumme Kuh! Wieso sagst du fünf? Das ist doch dämlich!«
    »Halt den Mund«, entgegnete die Angesprochene, deren Blick Sten auf sich zu ziehen versuchte. »Wer von uns schuldet dem anderen denn drei Kupferne, hm?«
    »Pah! Doch nur, weil deine Finger so dick sind, dass man nie erkennt, wie viele du eigentlich zeigst!«
    Gerade als die muskulöse Frau antworten wollte, erblickte sie Sten, der ihr zunickte und dann in einer Seitengasse in die Schatten verschwand. Nach kurzer Zeit hörte er Schritte und sah Linorel, die vorsichtig in die Gasse eintauchte.
    »Lino«, flüsterte Sten und winkte sie tiefer in die Schatten.
    »Sten! Meine Güte, du lebst! Was für eine Hexerei ist das?«, fragte Linorel, die sein Anblick offensichtlich erschüttert hatte. Als er ihren offen stehenden Mund mit dem herunterhängenden Kinn sah, musste Sten lachen.
    »Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.«
    »Ich sehe gerade einen Geist, das tue ich!«, erwiderte die kräftige Frau. »Wir dachten, du wärest tot!«
    »Ich weiß«, gab ihr Sten Recht. In diesem Augenblick fuhr ein Karren an der Gasse vorbei, und die beiden zuckten zusammen und sahen sich nervös um.
    »Hier ist ein schlechter Ort, um zu reden«, stellte Linorel fest, und Sten nickte.
    »Können wir uns woanders treffen?«
    »Die alten Verstecke sind unsicher geworden. Es gab viele Festnahmen in letzter Zeit. Zorpads Spitzel sind überall, scheint es«, erklärte Linorel.
    »Ich muss vor Sonnenuntergang wieder aus der Stadt. Ich benötige aber bald eine Unterkunft. Für mich und fünf andere.«
    »Pass auf: Rechter Hand am Hafen liegt ein Warenhaus, da können wir rein. Der Händler ist Richtung Turduj unterwegs. Du erkennst es an den roten Schindeln, es ist das einzige mit einem roten Dach in der Umgebung. Hier, nimm den Schlüssel«, sie reichte Sten einen kleinen Eisenschlüssel, den sie aus ihrem Gürtelbeutel zog. »Er öffnet den hinteren Eingang. Lass die Türe unversperrt, ich komme, sobald ich kann, ja?«
    Mit einem Nicken verabschiedete sich Sten von ihr und verließ die Gasse Richtung Stadt, während Linorel zum Hafen zurückging.
    Tatsächlich war das Lagerhaus schnell gefunden, und der Schlüssel passte in das Vorhängeschloss. Zwergenarbeit, stellte Sten ironisch fest, als er das Schloss sah, in letzter Zeit sind die ja überall.
    Das schmucklose, zweistöckige Gebäude war vielleicht zur Hälfte mit Waren gefüllt, Kisten, Truhen und Fässern mit unbekanntem Inhalt. Durch schmutzige Oberlichter fiel dämmriges Licht in das Lagerhaus, in dessen Strahlen der Staub tanzte.
    Da Sten keine Aufmerksamkeit erregen wollte, versteckte er sich einfach im Zwielicht der Lagerhalle zwischen den Waren und wartete ab. Es schien ihm, als warte er schon ewig, als sich endlich die Hintertür mit einem leisen Quietschen öffnete und Linorel hineinhuschte.
    Mit einem breiten Grinsen packte sie zum Gruß Stens Unterarm und schüttelte den Kopf: »Fast könnte man glauben, dass du der Liebling der Geister bist!«
    »Unsinn. Ich bin einfach nur gut«, erwiderte Sten lachend, doch dann wurde er ernst. »Was ist geschehen, während ich fort war, Lino? Du hast gesagt, es gab noch mehr Verhaftungen?«
    »Ja«, antwortete die Anführerin der Wlachaken in Teremi. »Giorgas wurde mitten in der Nacht aus seinem Haus geschleppt; Costin konnte entkommen, als er versuchte, in einem unserer Lager Waffen zu verstecken und dabei plötzlich von Soldaten überrascht wurde. Wir dachten …«, begann sie, doch dann brach sie abrupt ab und sah zu Boden.
    Erst verstand Sten nicht, was sie meinte, und wollte schon nachhaken, doch dann begriff er: »Ihr dachtet, ich hätte euch verraten.«
    »Die Folter!«, erklärte Linorel mit gedämpfter Stimme. »Sie brechen jeden, früher oder später.«
    Obwohl Sten von dem Verdacht, seine Mitkämpfer verraten zu haben, getroffen war, konnte er Linorel doch verstehen, denn er wäre nicht der Erste gewesen, der seine Geheimnisse unter den Klingen und glühenden Werkzeugen von Zorpads Folterknechten preisgegeben hätte. Deshalb wollten die Rebellen, die stets mit Tod oder Gefangennahme rechnen mussten, so wenig wie möglich über die anderen wissen. So brachte man nur einige Wlachaken in Gefahr, wenn man den Masriden in die Hände fiel.
    »Sie wussten es nicht von mir«, stellte Sten fest. »Keine Folter, kaum Fragen.«
    »Keine Folter?«, erkundigte sich Linorel verwirrt. »Seltsam.«
    Damals

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