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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Hand, um ehrlich zu sein. Man kann sie nur schwer daran hindern, das zu tun, was sie wollen. Wenn ich sie nicht mit Gewalt aufhalte, dann werden sie irgendwie selbst versuchen, in die Stadt zu kommen.«
    »Diese Trolle klingen nach verflucht gefährlichen Wegbegleitern. Warum, bei den Dunkelgeistern, hast du dich mit ihnen eingelassen?«
    »Männer in Käfigen haben wenig Möglichkeiten bei der Auswahl ihrer Verbündeten«, erklärte Sten und hob abwehrend die Hände, als Linorel protestieren wollte. »Ich weiß, ich weiß. Aber sie kämpfen auch nur gegen ihre Feinde. Sie haben mir vertraut. Was hätte ich denn tun sollen?«
    »Trolle sind Ungeheuer. Wir haben genug Probleme, auch ohne sie«, stellte die Wlachakin bestimmt fest.
    »Wir haben die gleichen Feinde. Vielleicht können wir einander helfen.«
    »Mit solchen Wesen geht man kein Bündnis ein, Sten. Du solltest sie töten!«
    »Ich habe ihnen mein Wort gegeben«, erwiderte Sten leise, und Linorel verzog das Gesicht.
    »Du bist ein verrückter Hund, Sten, das habe ich immer gesagt. Was bedeutet schon ein Wort einem Ungeheuer gegenüber?«
    Darauf wusste Sten keine Antwort, aber Linorel ließ von ihm ab und begann Pläne zu schmieden: »Vielleicht können wir irgendwie in die Festung gelangen, aber was machen wir dort? Wie könnten wir die Geiseln befreien, ohne entdeckt zu werden? Und wie willst du herausfinden, was genau Zorpad plant?«
    »Ich weiß noch nicht. Es muss doch Hinweise in der Burg geben. Und was die Geiseln betrifft: Du weißt, wenn Zorpad den Krieg wieder entfesselt …«
    »… dann sind die Geiseln so gut wie tot. Das ist mir bewusst«, beantwortete Linorel die Frage.
    »Es muss einen Weg geben. Es muss«, sagte Sten beinahe flehentlich.
    »Zuerst müssen deine großen Freunde in die Stadt, oder nicht?«
    »O ja.«
    »Das wird nicht einfach. Nachts sind die Tore geschlossen.«
    »Aber der Hafen nicht«, stellte Sten mit einem verschwörerischen Grinsen fest.
    »Nachts legen keine Schiffe an«, antwortete Linorel mit einem Stirnrunzeln.
    »Das nicht, aber man könnte schwimmen. Oder nicht?«
    »Doch, schon. Aber es gibt die beiden Wachtürme, die sind Tag und Nacht besetzt, wie du weißt. Wenn die etwas Verdächtiges entdecken, dann schlagen sie Alarm«, warf Linorel ein.
    »Aber das sind die einzigen Hindernisse. Die Kette ist nicht gespannt, und selbst im Hafen ist nachts nicht so viel los. Wenn wir ein Versteck nahe dem Wasser finden«, erklärte Sten und sah sich bedeutungsvoll in der großen Lagerhalle um, »dann könnte es gelingen.«
    »Falls man an den Türmen vorbeikommt«, entgegnete die kräftige Frau skeptisch.
    »Falls man an den Türmen vorbeikommt«, stimmte ihr Sten zu. »Da brauchen wir wohl Hilfe.«
    »Was für Hilfe?«
    »Eine Ablenkung vielleicht. Ich kenne die Wachtürme am Fluss nicht, ich weiß nicht, was man tun müsste, um die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich zu ziehen. Es müsste ja nicht lange dauern, wir wären schnell vorbei.«
    »Ich kümmere mich darum«, bot Linorel schließlich an. »Allein. Es ist besser, wenn so wenig Leute wie möglich davon wissen.«
    »Ja«, stimmte ihr Sten zu, »Zorpad könnte Wind davon bekommen, falls seine Soldaten noch jemanden erwischen.«
    »Wann kommt ihr?«, fragte die Wlachakin.
    »In der dunkelsten Stunde der Nacht, der Stunde der Jäger«, schlug Sten vor, und Linorel nickte.
    »Ich gehe jetzt zurück an die Docks, sonst wundert man sich noch, was aus mir geworden ist. Kommst du allein aus der Stadt hinaus?«
    »Sten cal Dabrân ist tot, schon vergessen? Ich bin nur ein einfacher Bauer«, erwiderte Sten grinsend.
    »Nein, du bist ein verrückter Hund.«
    »Wuff!«, bellte Sten zwinkernd, was Linorel zum Lachen brachte.
    »Du weißt, welch ein Wahnsinn das ist, oder?«, fragte sie plötzlich ernüchtert, und Sten nickte ernst.
    »Sichere Wege, Sten«, verabschiedete sie sich, und er gab den Abschiedsgruß zurück.
    Natürlich hatte Lino Recht. Die Trolle in die Stadt zu schmuggeln war ein verrückter Plan, aber auf dem Weg, den Sten eingeschlagen hatte, musste er es versuchen.
    Die einzige andere Wahlmöglichkeit wäre gewesen, die Trolle zurückzulassen. Doch dann würden sie trotzdem weiterziehen, und Sten hätte keinerlei Möglichkeit mehr zu verhindern, dass sie furchtbare Dinge anstellten. Ich bin verdammt, ob ich es nun tue oder nicht, dachte der Wlachake und schlich aus dem Dämmerlicht der Lagerhalle hinaus in den hellen Tag.

 
28
    Obwohl es noch Wochen waren, bis

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