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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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den Kopf, der sich anfühlte, als hätte ihm jemand enge Eisenbänder um die Stirn gelegt. Mit beträchtlicher Willensanstrengung richtete der Krieger sich auf und hob seine Klinge.
    »Was spüren? Wovon redest du, Mensch?«, fragte Pard und blickte von Druan zu Sten und wieder zurück. Mit zusammengebissenen Zähnen antwortete Sten: »Ein übler Atem steigt von diesem Ort auf.«
    »Menschen sind schwach«, höhnte Pard und marschierte los, ohne sich umzusehen.
    Unentschlossen sah Druan zu Sten und sagte: »Wir müssen da runter.«
    »Ich weiß«, presste Sten hervor und versuchte ebenfalls loszugehen, doch seine Beine schienen ihm nicht länger zu gehorchen, als weigerten sie sich, ihn in dieses finstere Loch zu tragen. Schweiß rann dem Wlachaken am ganzen Körper hinab, doch dabei war sein Leib von eisiger Kälte erfüllt, und die Gliedmaßen fühlten sich taub an. Ich muss gehen, wiederholte Sten im Kopf, ich muss!
    Langsam, Schritt für Schritt mit zittrigen Knien und nach Luft ringend, folgte er Pard hinab in die Dunkelheit, die ihm die Seele selbst aus dem Leib zu saugen schien. Auch Sargan bemühte sich, seine Angst zu überwinden oder sie wenigstens zu unterdrücken, und er folgte Sten und den Trollen.
    Jeder Schritt kam dem Wlachaken vor wie ein dumpfer Hall, der seinen nahen Tod ankündigte. Dennoch ging er weiter, dachte an die Menschen, die ihm vertrauten und auf ihn setzten und die er nicht enttäuschen durfte. Das Licht ihrer schwachen kleinen Laterne verlor sich in der tiefen Dunkelheit, die wie lebendig um sie herum waberte. Aus den Augenwinkeln sah Sten Bewegungen, doch immer, wenn er sich zu ihnen drehte, war nichts mehr zu erkennen. An den dunklen Wänden tanzte der Schein der Lampe, Schatten veränderten sich, flossen zusammen und schienen leise in einer Sprache zu flüstern, die Sten nicht kannte, die ihm aber auf eine unheimliche Art vertraut vorkam.
    Unendlich lang war der Tunnel, doch dann schimmerte vor ihnen in der Finsternis ein Licht, das Sten vor Erleichterung seufzen ließ. Nur auf den fernen Schein konzentriert, schritt er voran, und seine Stimmung hob sich. Die Angst, die seine Eingeweide schmerzhaft verkrampft hatte, wurde zu einem bloßen Unbehagen. Inzwischen hatten die Trolle die beiden Menschen ein ganzes Stück hinter sich gelassen, und plötzlich hörte Sten einen Ruf.
    Dann brüllte einer der Trolle blutrünstig auf, und ein Angstschrei ertönte, der Sten dazu brachte loszulaufen. Am Fuß des Tunnels, dort, wo zwei Feuerschalen rechts und links in Nischen in die Wand eingelassen waren und einen kleinen Vorraum mit einer festen Eichentür beleuchteten, standen zwei gerüstete Krieger, die vor den Trollen zurückwichen und ihre Waffen zückten. Bevor Sten auch nur annähernd nahe genug heran war, hatte Pard den Linken gepackt und mit einer geradezu verächtlichen Bewegung gegen die Wand geschleudert, wo der Masride mit einem dumpfen Klatschen aufschlug. Wild warf sich Anda auf den zweiten Soldaten, drängte sein Schwert achtlos mit der Pranke zur Seite und drückte ihn mit ihrem Gewicht zu Boden, wo sie ihre Fänge in seinen Hals schlug. Sein Schrei wurde zu einem entsetzten Gurgeln, das abrupt abbrach, als Anda seinen Kopf mit beiden Händen packte und ihn mit einem Ruck vom Leibe riss. Ihre grausige Trophäe schleuderte sie angewidert auf den Boden, sodass Blut in alle Richtungen spritzte, dann erhob sie sich und sah sich mit einem grausamen Lächeln um.
    »Eisenmenschen aus der Stadt«, flüsterte sie kalt und leckte über ihre blutigen Lippen, »Futter.«
    »Ja«, grinste Pard zurück und ließ eine gewaltige Faust auf seinen regungslosen Gegner hinabsausen.
    »Für Zdam«, knurrte Anda und wischte sich das Blut des Masriden mit dem Handrücken vom Mund über die Wange.
    »Weiter«, befahl Druan drängend, und die anderen beiden Trolle nickten.
    Sie sind grausame Tiere, dachte Sten beim Anblick der beiden Leichen, doch er folgte den Trollen in den hell erleuchteten Raum hinter der Tür, die Pard einfach aus den Angeln gerissen hatte.
    »So viel zur Heimlichkeit«, meinte Sargan hinter ihm, als er über die Überreste der Tür trat, doch dann gewöhnten sich ihre Augen an das gleißende Licht, und sie verstummten. Vor ihnen öffnete sich eine gewaltige, natürliche Kaverne, in der Stalagmiten und Stalaktiten in den wunderbarsten und seltsamsten Formen aus dem Boden und von der Decke wuchsen. Überall an diesen bizarren Felsformationen waren Feuerschalen angebracht, die in

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