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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Ihr die Traditionen dieses Landes?«, fragte der breitschultrige, muskulöse Mann mit einem freundlichen Lächeln und wies auf die tiefe Grube zu ihren Füßen.
    »Nur bedingt«, erwiderte Sargan und verlagerte sein Gewicht ein wenig, was feurige Schmerzen durch sein linkes Bein sandte und ihn das Gesicht verziehen ließ.
    »Bärenkämpfe sind ein wunderbares Vergnügen, Sargan«, versicherte ihm der Marczeg. »Aber manchmal kämpfen auch Krieger gegeneinander. Oder gegen andere Wesen, die Wälder sind voll mit guter Beute. Es ist ein reiches, wenn auch wildes Land.«
    »Vermutlich«, gestand Sargan. »Aber unerschlossener Reichtum ist wenig wert. Ein Apfel in der Hand ist besser als zwei am Baum. Vor allem, wenn der Baum von Zraikas bewacht wird.«
    »Ha!«, rief Zorpad und lachte. Der Marczeg trug dunkle Lederhosen und ein ebensolches Hemd, darüber einen blutroten Umhang mit einem schwarzen Adler auf dem Rücken. Neben ihm stand wie ein schweigsamer Schatten seine schwarzhaarige Bedienstete, deren Namen Sargan nicht kannte, aber die er schon auf den ersten Blick als gefährlich eingeschätzt hatte.
    »Ihr habt Recht, Sargan«, fuhr Zorpad fort und nickte dem Dyrier zu. »All die Kriege und Rebellionen laugen das Land aus und verhindern, dass man sich seiner Reichtümer ermächtigt. Es bedarf einer starken Hand, um sie zu ergreifen und zu bewahren.«
    »Eurer Hand?«, fragte Sargan, und der Marczeg nickte selbstzufrieden.
    »Ja«, sagte er mit einem Blick, der die Mauern des Burgkellers zu durchdringen und über die Weiten des Landes zu schweifen schien. Dann richteten sich seine hellen Augen auf Sargan, und er lächelte breit. »Aber genug von mir. Fragen wir uns lieber, was Ihr hier tut, Sargan. Warum seid Ihr in Ardoly?«
    »Ihr wollt die Wahrheit hören, nehme ich an?«, fragte Sargan und lächelte entwaffnend. Mit der behandschuhten Linken winkte Zorpad ab. »Das werde ich, das werde ich ganz sicher. Die einzige Frage ist, wann.«
    Auf einen Blick des Marczegs setzte seine Untergebene sich in Bewegung und trat an Sargan heran. Sie bewegte sich sicher und grazil, jede ihrer Bewegungen schien genau abgemessen zu sein, keine unnötige Energie wurde verschwendet. Unbewusst glitten Sargans Hände dorthin, wo er gewöhnlich seine Dolche verborgen hatte, doch natürlich griffen sie ins Leere. Diese Frau bringt den Tod, dachte der Dyrier respektvoll und nickte ihr zu.
    Ein kaum wahrnehmbares Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie seinen Gruß erwiderte.
    »Das ist Sciloi Kaszón. Sollten Eure Antworten mir nicht gefallen, Sargan, überlasse ich Euch ihr. Es ist erstaunlich, welche Kraft eine so kleine Person wie sie entwickeln kann«, scherzte Zorpad. »Also: wieso seid Ihr in Ardoly?«
    »Ich stamme aus Colchas und bin im Auftrag des Goldenen Triumvirates hier«, sagte der Dyrier, und diesmal sprach er die Wahrheit. »Ich soll die Geheimnisse des Kleinen Volkes erkunden und Möglichkeiten finden, direkten Handel mit Ardoly zu betreiben.«
    Dieses Geständnis hatte eine beeindruckende Wirkung. Zorpad, der sich abgewandt hatte, wirbelte herum und fixierte Sargan eindringlich, während Sciloi einen langen, dünnen Dolch zog und kalt lächelte.
    »Was? Du verhöhnst mich, Hund, aber das wird dir schlecht bekommen!«, schnaubte der Marczeg und gab der Szarkin einen Wink, die schnell wie eine zuschlagende Schlange direkt neben Sargan stand und die Spitze ihres Dolches auf den Knochen unterhalb seines linken Auges drückte. Die Klinge war tödlich scharf, und der Dyrier konnte spüren, wie ein erster Blutstropfen seine Wange hinablief.
    »Seit Jahrzehnten beherrschen die Zwerge den Handel mit Ardoly. Ihre Händler bringen selbst im Winter, wenn alle Pässe zugeschneit sind, ihre Waren in das Imperium zu Preisen, welche unsere Handelshäuser nicht unterbieten können. Das ist vielen ein Dorn im Auge, und so entschied man herauszufinden, wie das Kleine Volk dieses Wunder vollbringt«, fuhr Sargan ungeachtet der drohenden Klinge vor seinem Auge fort. Nur die Wahrheit wird mich retten können, überlegte er zum tausendsten Male. Ich muss in Zorpads Augen einen Wert bekommen, sonst wird er nicht zögern, mich zu Tode zu foltern.
    »So?«, fragte Zorpad gefährlich leise. »Das Goldene Triumvirat persönlich hat dich gesandt?«
    »Nicht persönlich, aber die Befehle, die ich erhalte, stammen vom Herrn des Goldes«, führte Sargan aus. Tatsächlich stimmte dies vermutlich, auch wenn er es nie überprüft hatte, denn dieses

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