Die Trolle
erklärte Zorpad und wies auf den Verstümmelten. »Er hat seine Nützlichkeit überlebt.«
Als er die Stimme hörte, wandte sich der Geblendete ihr zu und schien etwas sagen zu wollen, doch nur unverständliches Lallen entsprang seinen Lippen. Sie haben dem armen Kerl die Zunge rausgeschnitten, dachte Sargan angeekelt. Vermutlich war es ganz gut, dass dieser Natiole sauber gestorben ist und nicht gefangen genommen wurde!
»Dieser Mann hier hat mir viele Lügen erzählt«, fuhr Zorpad fort und fügte an den Kriechenden gewandt hinzu: »Nicht wahr, Octeiu?«
Bei der Nennung seines Namens schüttelte der Mann wild den Kopf, sodass Geifer überallhin flog. Schließlich begann er zu schluchzen. Octeiu, das war der Name des Verräters, erinnerte sich Sargan. Dieser hier hat S ten in die Falle gelockt. So viel zur Dankbarkeit des Marczegs!
»Töte ihn«, sagte Zorpad schlicht und nickte Sciloi zu, die daraufhin Sargan ihren Dolch mit dem Knauf nach vorn entgegenstreckte.
»Was?«, erwiderte der Dyrier verwirrt.
Zorpad zog die Augenbrauen zusammen und wiederholte scharf: »Töte ihn. Oder stirb selbst auf der Stelle. Es ist deine Wahl.«
Mit einem bestürzten Blick zu Sciloi, deren Miene unbewegt blieb, nahm Sargan den Dolch in die Hand und sah Zorpad an.
»Wenn du ein Spion aus dem Imperium bist, dann wirst du wohl kaum Probleme haben, dieses Wrack zu töten, oder?«, erkundigte sich Zorpad mit gespieltem Erstaunen.
»Nein, Herr«, erwiderte der Dyrier und ging zu dem Verstümmelten, der verzweifelt auf allen vieren über den kalten Boden kroch. Der Kopf von Octeiu zuckte von links nach rechts, als wolle er seinen Mörder mit den leeren Augenhöhlen erkennen, doch Sargan kniete bereits neben ihm, auch wenn sein geschientes Bein ihm dabei Schmerzen bereitete. Entweder du oder ich, Freund, dachte Sargan und trieb dem Wehrlosen den Dolch in den Hals. Die lange dünne Klinge glitt verräterisch leicht durch Haut und Fleisch und drang von oben in den Brustkorb ein, kratzte über die Wirbel und schnitt schließlich ins Herz.
Ein Zucken lief durch Octeius geschundenen Leib. Er stöhnte laut auf, stammelte etwas und sank dann still zu Boden. Einen Herzschlag lang blieb Sargan neben seinem Opfer knien, dann zog er den Dolch heraus und machte einen Schritt zurück, während das Blut in einem fingerbreiten Strahl aus der Wunde schoss und in einem immer größer werdenden Rinnsal über die Steine des Bodens floss.
»Ausgezeichnet!«, rief Zorpad. »Ein guter Stich, nicht wahr, Sciloi?«
»Ja, Herr«, erwiderte die Szarkin, trat an Sargan heran und streckte auffordernd die Hand aus. In ihren Augen glaubte der Dyrier kurz eine Regung zu erkennen, Mitleid vielleicht oder Anerkennung, doch bevor er sich sicher sein konnte, war sie wieder verschwunden, und er reichte ihr wortlos den blutigen Dolch.
»Ihr seid nun ein willkommener Gast an meinem Hofe, Sargan«, erklärte Zorpad gut gelaunt. »Seid mir treu, und ich belohne Euch reich. Verratet mich, und Ihr werdet Euch wünschen, Euer Schicksal wäre so gnädig wie das jener Kreatur dort!«
Damit wandte der Marczeg sich ab und ließ einen verwirrten Sargan zurück. Sciloi aber berührte ihn am Arm. »Folgt mir, ich zeige Euch Eure Gemächer.«
Welch ein Wahnsinn, dachte der Dyrier abgestoßen, Ardoly ist ein Land von Irrsinn und Blut!
54
Wie sieht es aus?«, fragte Sten flüsternd, und die beiden Späher rückten ein wenig näher. »Sie lagern vor Dabrân«, erklärte Danae. »In der Dunkelheit konnten wir ihre Zahl nicht erkennen, aber es sind viele Feuer und Zelte.«
»Verflucht!«, entfuhr es Sten. »Schon bei Dabrân? Sie legen ein rasches Tempo vor. Uns bleibt wenig Zeit.«
»Ja«, stimmte Costin zu. »Wenn Zorpad weiter so schnell marschiert, steht er vor Désa, bevor überhaupt eine Entscheidung gefallen ist!«
Rasch überlegte Sten, dann teilte er den anderen Kundschaftern seine Pläne mit: »Wir teilen uns auf: Tamosund Danae, ihr schlagt euch im Osten an der Stadt vorbei und nähert euch in einem Bogen von Norden, Costin und ich decken den Süden ab. Wir gehen rein, ihr beobachtet bei Tag und zählt.«
»Pferde?«, fragte Costin.
»Lassen wir hier versteckt. Ihr beide nehmt eure mit.«
»Gut«, bestätigte Danae, die sich die langen, dunklen Locken nach hinten gebunden hatte, und überprüfte ihre Waffen. Auch Tamosnickte. Er war ein schweigsamer Mann mit einer furchtbaren Narbe im Gesicht, die von der Stirn über die Nase bis hinab zum Kinn lief. Beide
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