Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
und Schreiber.«
    »Soso, ein Schreiber. Aus Mastia? Nie gehört …«
    »Masya. Das liegt östlich von hier. Im Dyrischen Imperium«, fügte Sargan bedeutungsschwer hinzu.
    »Aus dem Imperium? Holla!«, rief die Wache aus und schaute Sargan mit neuem Respekt an, nur um sich dann zu besinnen und ihn zu fragen: »Habt Ihr Waren dabei, mit denen Ihr handeln wollt, Herr?«
    »Nein, mein einziges Handelsgut ist meine Schrift, und die muss ich doch nicht verzollen, oder etwa doch?«, erwiderte Sargan mit einem gewinnenden Lächeln und breitete die Hände aus.
    »Nein, natürlich nicht. Wie seid Ihr nach Ardoly gelangt, Herr?«, fragte die Bewaffnete respektvoll.
    »Über den Erköl-Pass. Es war eine wahre Tortur, kann ich Euch sagen. Deshalb auch meine wenig standesgemäße Erscheinung. Zudem stürzte ich unweit von hier von einem Fels hinab, weshalb ich mich wohl neu einkleiden muss«, antwortete Sargan mit einem Lachen, in das die Frau einfiel.
    »Ja, die Pässe sind gefährlich!«, sagte sie zustimmend. »Seid willkommen in Turduj!«
    »Habt Dank. Vielleicht könnt Ihr mir noch eine Unterkunft empfehlen, wo ich meine geschundenen Knochen ein wenig ausruhen kann?«
    »Die besten Herbergen liegen am Marktplatz. Dort könnt Ihr eigentlich ohne Sorge jedes Quartier nehmen.«
    »Und wo kann ein Reisender seinen Durst löschen? Wo geht Ihr hin, wenn Euer anstrengender Dienst vorbei ist? Ich nehme doch an, dass eine Dame wir Ihr die besten Orte für ein wenig Geselligkeit kennt«, flachste Sargan mit einem Zwinkern, was zu seiner Freude die Wache erröten ließ.
    »In den Weißen Bären. Das ist gar nicht zu verfehlen, immer in Richtung Hafen vom Marktplatz aus, dann seht Ihr schon das Schild«, erklärte sie hastig.
    »Vielleicht mit einem weißen Bären darauf? Sehr gut, vielen Dank, meine Dame. Vielleicht trifft man sich ja dort.«
    »Ach, vielleicht solltet Ihr in der Feste vorsprechen. Weil Ihr aus dem Imperium kommt«, empfahl die Gerüstete, und Sargan nickte zustimmend, obwohl er sicher nicht vorhatte, seine Anwesenheit irgendwo offiziell anzukündigen. Dennoch lächelte er der Gardistin noch einmal zu, als er durch das Tor in das geschäftige Treiben der Stadt eintrat.
    In seiner Heimat hätte man die Hafenstadt eher ein Städtchen genannt, denn die wenigen mehrgeschossigen Häuser drückten sich ebenso an den schmutzigen Boden wie der Rest der Gebäude, welche zum größten Teil einfache Fachwerkskonstruktionen waren. Die Straßen waren breit, aber schlammig und nicht gepflastert, und man verfügte hier über keine Kanalisation. Der Weg zum Marktplatz war schnell gefunden, und dort gab es tatsächlich eine Hand voll Gasthöfe, von denen Sargan sich einen aussuchte.
    In weiser Voraussicht hatte er in seine Kleidung Münzen eingenäht, bevor er nach Ardoly aufgebrochen war, was ihm jetzt gute Dienste leistete, auch wenn es Zeit kostete, den misstrauischen Wirt davon zu überzeugen, dass die fremdländische Währung einen Wert besaß. Schlussendlich zahlte Sargan viel zu viel, aber wenigstens hatte er ein Dach über dem Kopf.
    Nach seiner merkwürdigen Reise unter den Bergen hindurch genoss er es, endlich wieder unter Menschen zu sein und das zu erkunden, was man hierzulande unter Zivilisation verstand. Ein heißes Bad und ein warmes Essen später änderte er seine Meinung dahingehend, dass die Menschen in Ardoly nur einfach rückständig und unzivilisiert waren und nicht unglaublich rückständig und vollkommen unzivilisiert.
    Obwohl er während des Essens im Schankraum darauf achtete, schien sich niemand über Zwerge zu unterhalten, also machte Sargan sich auf, erst einmal Kleidung zu kaufen, denn er hatte wenig Hoffnung, dass man die Fetzen, die er am Leibe trug, jemals wieder herrichten konnte.
    Mit einfacher Reisekleidung am Leib fiel er auch sehr viel weniger auf, vor allem wenn er seine für Ardoly ungewöhnlichen roten Haare unter einer Lederkappe verbarg. So verändert, begab er sich schließlich zum Weißen Bären und bestellte einen Krug Wein, der sich sogar für seinen verwöhnten Gaumen als halbwegs trinkbar herausstellte. Still beobachtete er die Gäste, die wohl zum größten Teil Wlachaken waren, und wartete darauf, dass die Samen, die er am Stadttor gesät hatte, Früchte trugen.
    Gerade als er enttäuscht aufgeben und ein anderes Opfer suchen wollte, öffnete sich die Tür, und herein kam die junge Frau von der Wache, diesmal ohne Rüstung und nur mit einem langen Dolch bewaffnet. Mit einem breiten

Weitere Kostenlose Bücher