Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
offenbar die Gästezimmer lagen.
Ihre Suite war ein Traum aus edlen Antiquitäten, schimmernden Stoffen und einem riesigen Bett, das so aufgestellt war, dass sie von dort aus direkt in den Park sehen konnte. Während die unentwegt strahlende Rachel die beiden Koffer in unglaublicher Geschwindigkeit von ihrem Inhalt befreite und alles fein säuberlich in Schrankfächern und Schubladen verstaute, nahm Melanie auf ihr Drängen hin eine sogenannte Wellnessdusche: Nachdem man die Duschkabine betreten und sich in die an der Wand angebrachte anatomisch geformte Halbschale gestellt hatte, klappte die andere Hälfte auf Knopfdruck zu, sodass man eingehüllt war wie in eine Muschel, aus der nur noch der Kopf herausschaute. Dann begannen Tausende sanft pulsierender Wasserstrahlen mit einer himmlischen Massage, während einer in die Wand eingelassenen Düse köstliche Duftessenzen und einem unsichtbaren Lautsprecher entspannende Sphärenklänge entströmten.
Melanie hätte stundenlang so verharren können, aber nach zehn herrlichen Minuten endete der Zauber, und sie entstieg der Duschkabine wie neu geboren. Sie schlüpfte in den bereitliegenden pinkfarbenen Bademantel und in die Pantoletten und verließ das Badezimmer.
Inzwischen hatte Rachel alles in den Schränken verstaut, die Bettdecke zurückgeschlagen, das Zimmer gelüftet und sogar einen niedlichen pinkfarbenen Teddybären aufs Kopfkissen gesetzt. Melanie fand zwar, dass das eindeutig zu viel des Guten war, aber andererseits hatte die Vorstellung, wie Denver-Biest Joan Collins nach einem anstrengenden Tag im Mermaid vor dem Einschlafen einen pinkfarbenen Teddybären an sich drückte, durchaus etwas Erheiterndes.
Sie würde den Bären ihrer kleinen Nichte mitbringen.
Rachel reichte Melanie einen Plan, auf dem alle wichtigen Einrichtungen eingezeichnet waren, damit sie sich in dem weitläufigen Komplex nicht verlief.
„ Hier finden Sie Ihren ganz persönlichen Behandlungsraum“, Rachel deutete auf ein rot markiertes Viereck. „wo Sie alle ganz auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Anwendungen bekommen, selbstverständlich nur mit den teuersten und exklusivsten Produkten, die auf dem Markt sind. Sie finden dort auch einen Schrank, der mit Ihrem Monogramm bestickte Handtücher, Saunatücher, einen Bademantel und Flauschpantoletten enthält.“
Auch Rachel schien begeistert über so viel verschwenderischen Luxus und Komfort.
Dass man ihren Namen falsch geschrieben hatte, konnte Melanie anhand der Tatsache, dass ein Behandlungsraum ausschließlich für sie allein reserviert war, leicht verschmerzen. Außerdem fing sie an, an dieser Variante ihres Namens Gefallen zu finden. Sollte sie jemals ein Buch schreiben, so würde sie auf das Ypsilon zurückgreifen.
„ Und seien Sie bitte immer pünktlich, Miss Vetter, da wir sonst unseren Zeitplan nicht einhalten können. Sie werden in zehn Minuten von Madame Beauté erwartet.“
Melanie musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Wieder einer dieser künstlichen Namenscreationen, die die Exklusivität der jeweiligen Einrichtung unterstreichen und den Kunden die Illusion vermitteln sollten, dass da nicht Lizzy Miller aus der Bakerstreet, sondern eine extra aus dem Land der Schönheit angereiste Weltelite der Schönheitsprofis sie umsorgte.
„ Ich hoffe, dass Sie sich bei uns wohlfühlen werden, Miss Vetter! Und wenn Sie etwas brauchen, bin ich immer “ , das letzte Wörtchen betonte sie so, dass Melanie keine Sekunde daran zweifelte, Rachel auch nachts um drei Uhr innerhalb von zwei Sekunden ausgeruht und mit strahlendem Lächeln an ihrem Bett vorzufinden, wenn sie nach ihr rief, „für Sie da. Hier“, sie deutete auf einen roten herzförmigen Anhänger, den sie an einer silbernen Kette um den Hals hängen hatte, „habe ich einen Empfänger, der sofort reagiert, wenn Sie hier“, sie zeigte auf ein kleines rotes Herz mit Knopf, das neben dem Teddybären auf dem Bett lag „drauf drücken. Ich komme dann sofort! Schauen Sie“, sie drückte den Knopf, und das Herz an der Silberkette begann in kurzen Abständen zu blinken wie das Signallicht eines Rettungswagens. „So sehen wir rund um die Uhr, wenn Sie etwas benötigen, und können sofort zur Stelle sein!“
Melanie war beeindruckt. Wer sich hier nicht wie eine der wichtigsten Personen auf diesem Planeten vorkam, war vermutlich nicht von diesem Planeten.
„ Vielen Dank, Rachel. Ich werde mich jetzt unverzüglich auf den Weg machen zu“, Melanie musste
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