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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lexa Holland
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hatte ihr am Abend vorher kurz und bündig in der ihm eigenen emotionslosen Ausdrucksweise per SMS mitgeteilt, dass er ihre Beziehung nicht mehr für fortführenswürdig halte und dass er außerdem eine Frau kennengelernt habe, die im Gegensatz zu ihr seine Vorstellungen von einer harmonischen Beziehung teile. Hätte Thomas geahnt, wie erleichtert Melanie über diese knappe und unspektakuläre Beendigung ihrer Beziehung war, wäre er vermutlich beleidigt gewesen.
    So aber war sie Tausende von Meilen von ihm entfernt und konnte ihrer Freude ungehemmten Lauf lassen. Zur Feier des Tages steckte sie sich einen rosa, einen gelben und einen dunkelbraunen Trüffel in den Mund und lutschte sie genüsslich, während sie auf die im Garten an ihrem Fenster vorbeidefilierenden rosa Bademäntel blickte.
    Sie hatte sich schon seit mehreren Tagen, während sie unter Trinys fleißigen Händen auf dem Behandlungsstuhl lag, in den unterschiedlichsten Varianten eines Gesprächs mit Thomas geübt, um ihm auf bestimmte aber freundliche Weise klarzumachen, dass sie beide sich besser anderen Partnern zuwenden sollten. Das hatte sich ja nun sozusagen von selbst erledigt. Vermutlich hatte er endlich eine Frau gefunden, die ihn abends an der Haustür mit ihren drei gemeinsamen sorgfältig gescheitelten Sprösslingen, einem Silbertablett mit einem perfekt temperierten Pils, einer Davidoff und dem Börsenteil der FAZ erwarten würde. Nach der Begrüßungszeremonie würde sie ihm dann ein konservierungsstofffreies Gourmetmenu auf den Tisch zaubern, das jeden Sternekoch vor Neid in die Suppe weinen ließe, aber sie selbst würde natürlich nur ein winziges Häppchen anrühren, denn sie wollte ja für ihn elfenhaft schlank bleiben. Und vermutlich beherrschte sie auch das Einbügeln von Unterwäscheetiketten ebenso perfekt wie das korrekte Sortieren von Socken.
    Melanie ertappte sich dabei, wie sie schadenfroh grinste. Ihr einmaliges Zusammentreffen mit Thomas’ Mutter hatte ausgereicht, weiteren Begegnungen möglichst geschickt aus dem Wege zu gehen. Elisabeth von Ducaty strafte alle Frauen, die Thomas ihr in naiv aufrechterhaltener Hoffnung auf freundliche Akzeptanz vorstellte, mit stets derselben Herablassung und Missachtung, die sie selbst für aristokratische Würde hielt. Sie stammte aus altem preußischen Adel und war der Meinung, dass ihr blaublütiges Söhnchen etwas Besseres verdient hatte als diese Arbeitsbienen und dass der Name von Ducaty nur von einer Frau weitergeführt werden durfte, die selbst einen adeligen Stammbaum vorzuweisen hatte. Thomas hatte Melanie eines Tages mit von mehreren Whiskys gelockerter Zunge gestanden, dass seine Mutter regelmäßig äußerst aufmerksam den Adelsklatsch der gesamten Yellow Press studierte, um informiert zu sein, wenn eine vor ihren kritischen Augen Gnade findende Prinzessin sich bzw. deren Eltern sie zu verehelichen wünschten.
    Melanie war glücklich, dass dieser Kelch so schmerzlos an ihr vorbei zur nächsten Ahnungslosen getragen worden war.
     
    Sie verließ das Mermaid schließlich nach einer abwechslungsreichen, amüsanten und hoch effektiven Woche mit einem Präsentkarton frisch eingeflogener Champagnersahnetrüffel, drei Tiegeln von Glamours Aging-Creme, elf neuen kleineren und vier vertieften älteren Fältchen, fünf Zentimeter mehr Taillen- und Hüftumfang und der absoluten Gewissheit, dass sie nie mehr für einen Job oder für einen Liebhaber hungern oder an ihrem Körper herummanipulieren lassen würde.
    Dafür hätte sie jedenfalls zu diesem Zeitpunkt beide Hände sogar direkt in das Dante’sche Höllenfeuer gelegt.

Kapitel 7
    Von Königinnen, Meerschweinchen und anderen Raubtieren
     
    Mitten in der schönsten Traumsequenz wurde Melanie vom Klingeln des Telefons unsanft aus dem Schlaf gerissen. Gerade noch hatte sie in äußerst malerischer Pose auf einem roten Samtdiwan gelegen, geschmückt mit wunderschönen Dessous, die ihre üppigen Formen voll zur Geltung brachten, und die um sie herumknienden Männer hatten sie zärtlich mit Trüffeln, Zuckerwatte und Schokolade gefüttert und sie angefleht, doch endlich einen von ihnen oder am besten alle zu erhören. Und genau in dem Moment, als sie sich für den links neben ihr knienden jungen Adonis entschieden hatte, klingelte das Telefon.
    Sie knipste das Licht an und blinzelte verschlafen auf die Uhr. Vier Uhr morgens! Wer um Himmels willen wagte es, sie um diese Zeit anzurufen?
    „ Ja, hallo?“
    Melanie hoffte, dass der Anrufer

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