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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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das?“, rief sie, wie es nicht ihre Art war und was sie nie von sich für möglich gehalten hatte.
    Mit dem nächsten Herzschlag war es totenstill in der Zunftstube. Die an den Tischen sitzenden Weber schauten erst sie an, dann ging ihr Blick in ihre Bierkrüge. Christiana stellte sich vorsichtig an Luisas Seite, zupfte an ihrem Puffärmel, der aus der Pelerine herauslugte, und beschwor sie im Flüsterton, lieber wieder zu verschwinden. „Das geht uns nichts an.“
    „Und ob!“ Mit einem Male hatte Luisa Angst: vor sich und vor den Webern, beides unbekannte Größen in fremder Umgebung. Aber sie wusste auch, wenn sie jetzt ging, würden die Weber bis in alle Ewigkeit über sie spotten. „Deinen Vater würde sicherlich auch interessieren, was hier für Parolen gerufen werden!“
    Christiana zögerte kurz, machte dann auf dem Absatz kehrt und verließ mit dem Hund die Zunftstube. Luisa konnte es ihrer Freundin nicht übel nehmen, das war nicht das Territorium einer Dame. Ihre Achseln waren mit einem Male schweißnass – wie immer, wenn sie aufgeregt und ängstlich war wie damals bei der Expedientenprüfung. Und Angst hatte sie: Heidenangst vor den verschlagenen Handwerkern, aus denen sie nicht schlau wurde. Jetzt musste sie sich zusammenreißen und sich, ihrem Vater und dem ganzen Berufsstand Ehre machen. „Wer hat das gesagt?“ Es überraschte sie nicht, dass sie keine Antwort bekam. Nur einen würde Luisa zur Rechenschaft ziehen können: den Zunftvorsitzenden Türpe, den sie nicht ausstehen konnte. Türpe war ein rechtschaffener Mann, sehr pflichtbewusst, wodurch er bei Luisas Vater und den Verlegern und Faktoren am Ort angesehen war, aber eigentlich war er auch nur einer, der auf seinen eigenen Vorteil bedacht war, nach unten trat und nach oben schleimte. „Herr Türpe, verantworten Sie sich für den Weber, der das da eben gerufen hat, dass man es bis auf die Gasse hören konnte.“
    Stille.
    Schließlich nickte der Obermeister ins hinterste Dunkel der Stube. „Alfons, entschuldige dich.“ Luisa, überrascht und erleichtert, folgte Türpes Blick. Dort saß Alfons Kerner, der in seinen Bierkrug schaute, und neben ihm lehnte niemand Geringerer als Caspar Weber in der Bank und musterte sie abschätzig.
    Luisa räusperte sich, um ihre Stimme zu festigen. „Herr Kerner, das verwundert mich.“ Erst im Nachhinein, als alles vorüber war, erinnerte sie sich, die Hände gerungen und auf der Stelle getreten zu haben. Ihre Unsicherheit hatte sie nicht überspielen können. „Wo Sie zu den wenigen gehören, die mit einem Auftrag einer großen preußischen Tischgesellschaft betraut worden sind. Ausgerechnet Sie sollten keinen Grund haben, die Franzosenparolen zu rufen!“
    Kerner nickte und wiederholte seine Entschuldigung. Von Caspar Webers linker Seite, an die sich nun eine Emilie Schiffner so schmiegte, dass kein Blatt Papier mehr zwischen beide passte und was Luisa auf eigenartige Weise störte, kam etwas ganz anderes: „Tzh!“
    „Wie bitte?“, fuhr Luisa die Schiffnern an.
    Meister Schiffner flüsterte seiner Tochter etwas ins Ohr, sie aber senkte nicht den Blick, hielt lediglich den Mund und trank Bier wie ein Mann. „Hochverrat ist das, was Kerner gesagt hat und woran sich offenbar einige anschließen wollen!“ Und Luisa konnte nicht gleich die Augen von Emilie Schiffner lassen, die hämisch grinste. Dieses verschlagene Feixen in dem hübschen Mädchengesicht machte sie so wütend, dass sie ihre Beherrschung verlor, als sie sich an den jungen Kerner wandte: „Ihr Vater, Herr Kerner, wenn er noch lebte, würde sich im Grabe umdrehen! Der hat sich für Sie als Lohnweber den Arsch aufgerissen, nicht damit Sie die Franzosenparolen rufen, sondern damit Sie auch in Zukunft bei Liebig & Co. und Export Treuentzien in Lohn und Brot stehen können!“
    Gelächter drang aus einer anderen Ecke, aber darauf konnte Luisa sich jetzt nicht konzentrieren.
    „Sie müssen das verstehen, Fräulein Treuentzien“, versuchte der Obermeister Türpe seiner Aufgabe gerecht zu werden, „die Leute hungern. Der Winter war hart und die Damastweber machen Leinwand.“
    „Nicht alle! Kerner nicht!“ Luisas Stimme war jetzt kräftig und laut. Der Türpe nickte und rang verlegen die Hände wie Luisa zuvor. „So was will ich nicht noch mal hören, Liebig & Co. sowie Export Treuentzien werden Konsequenzen aus diesem Vorfall zu ziehen wissen.“
    Totenstill war es, allein Luisas Autorität knisterte im Raum. Sie akzeptieren dich,

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