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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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hatte sich beeilt und sie war aufgeregt, weil sie nicht wusste, ob die Weber mit dem Tuch fertig geworden waren.
    Es hatte einen Apfelkuchen und drei Gespräche gekostet, um das Protokoll zu ändern und die Häusler Weber auf die üblichen sechsundfünfzig Ellen zurückzusetzen. Das erste Gespräch mit Karl Gotthelf Haller, das zweite mit Heinz Türpe und das dritte mit ihrem Vater. Woher die erhöhte Auflage kam, wollte keiner der drei gewusst haben. Aber Luisa sah die Tatsache, dass man sie in diesen Angelegenheiten für unzurechnungsfähig hielt, als Vorteil für ihre eigene Sache.
    Konnte sie ihre Enttäuschung darüber, dass Caspar nicht da war, verhehlen? Schweigend breitete Meister Weber die Musterzeichnung über den Kettfäden des Leinewebstuhls aus und entrollte den Damast auf dem kleinen runden Tischchen, das ihnen schon als Vertragspult gedient hatte.
    Luisa durchzuckte es. „Es ist wunderschön.“
    „So wie Sie“, gab Friedrich Weber zurück. Sein Blick haftete auf dem Tuch.
    „Sie müssen mir nicht schmeicheln, Meister Weber. Werfen Sie nachher während des Gottesdienstes einen Blick auf meine Schwester Josephine, dann werden Sie einen Begriff von wirklicher Schönheit bekommen.“
    Der Meister erwiderte nichts darauf, aber Luisa sah genau, dass er verhalten lächelte. Sie ersparte es sich und ihm, das Tuch auf seine Maße und das Portrait auf seine Übereinstimmung mit der Zeichnung hin zu prüfen und ging sogleich zur Entlohnung über. Fünfundzwanzig Taler. Dann rollte sie das Schmucktuch wieder in die Lagen von Papier und Jute.
     
    Der fünfzigste Geburtstag ihres Vaters wurde mit einem berauschenden Fest im Kreise der Familie und der engsten Freunde gefeiert. Alle waren gekommen, alle, auch Johann Ehrenfried Liebig, Karl Gotthelf Haller und Christiana. Alle bis auf Matthias Kollmar, denn der war ja in Skandinavien unterwegs.
    Es waren herrliche Geschenke, die sich vor Ludwig Treuentzien stapelten, ein jedes für sich eine kleine, unnütze Kostbarkeit. Es fand sich auch ein Portrait darunter, das König Anton den Gütigen zeigte. Luisa hätte nicht gewusst, ob sie es aufhängen oder an die Wand stellen würde, aber diese Entscheidung oblag nicht ihr.
    So trübsinnige Gedanken schob Luisa beiseite, weil ihr Vater erwartungsvoll schmunzelte. Dann öffnete er ihr kleines Geschenk, das sie in schimmerndes Wachspapier eingewickelt hatte. „Luisa Maximiliane Clementine Treuentzien, ich muss wirklich sagen, du weißt, womit du deinem Vater eine Freude machen kannst.“ Weil es sich so gehörte, begann Ludwig Treuentzien sogleich anerkennend das Geschenk zu bewerten: „Genau das Richtige für die langen, einsamen Abende in der Leipziger Pension, nicht wahr? – Heinrich von Kleist: ‚Die Herrmannsschlacht‘ in der mit Samt gebundenen Jubiläumsausgabe.“

Zweiter Teil
     
    in dem erzählt wird,
    wie sich die junge Frau
    selbst an der Nase
    herumführt
     
     
    Was geschähe, wenn eine Nation
    ihre besten dreitausend Mann einbüßte?
    Verlöre die Nation diese Männer,
    so würde sie zu einem Körper ohne Seele,
    sie würde sofort minderen Wert haben.
     
    „Der Organisator“, 1819,
    Henry Claude de Rouvroy, Graf von Saint Simon (1760–1828)
     
     
    Leipziger Mustermesse, Das Dorf, August 1830 bis Dezember 1830
     
    Fleck kannte den Weg schon in- und auswendig und zog seine Herrin zielstrebig zum Haus der Häusler Weber.
    Luisa begrüßte Caspar Weber höflich, brachte es jedoch nicht fertig, ihm nach dem Streit am Freitag in die Augen zu sehen.
    „Mein Vater ist bei der Abgabe.“
    „Ich weiß.“
    „Und Sophie ist in der Schule.“
    „Das freut mich zu hören. Ähm ... ich wollte nur ... Die Postkutsche geht in einer Stunde. Ich bin gekommen, weil ...“
    Caspars Rechte angelte nach Flecks Leine und der begab sich gern in dessen Obhut.
    „Dein Vater wollte nichts vom Kostgeld für den Hund wissen, aber ...“
    „Dann hat das wohl seine Richtigkeit.“
    Jetzt erst brachte es Luisa über sich, Caspar in die Augen zu schauen. Er sah ausgeruhter aus als in all den vergangenen Monaten. Sie hatte die ganze Familie mit ihrem Auftrag nicht gerade geschont, überlegte sie. „Danke für das Tuch, es ist wirklich sehr schön.“
    Er ließ sich zu keiner Regung hinreißen.
    Sie nickte zu sich selbst, strich Fleck über den Kopf und wandte sich zum Gehen um. Sie hätte losheulen wollen.
    „Wann bist du wieder zurück?“
    Luisa wirbelte herum: „Anfang September.“
    „Du solltest nicht

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